Reederei verzichtet auf Schweröl Werden Kreuzfahrten jetzt umweltfreundlich?

tsha

30.9.2019

Schiffe wie die «MS Europa 2» sollen in Zukunft nicht mehr mit Schweröl betrieben werden.
Schiffe wie die «MS Europa 2» sollen in Zukunft nicht mehr mit Schweröl betrieben werden.
Bild: Hapag-Lloyd Cruises

Die grossen Reedereien wollen ihre Kreuzfahrtschiffe umweltfreundlicher machen. So verzichtet Hapag-Lloyd Cruises ab nächstem Jahr auf Schweröl. Zukunftstechnologie oder Greenwashing?

Dass Kreuzfahrtschiffe regelrechte Dreckschleudern sind, ist schon lange bekannt. So pusteten laut einer Studie allein die 47 Schiffe der Carnival Corporation im Jahr 2017 zehnmal mehr Schadstoffe in den Himmel über Europa als die über 260 Millionen Autos aller Europäer zusammen. Wirklich im Bewusstsein der Menschen angekommen ist das aber erst, seitdem Tausende Schüler weltweit jeden Freitag fürs Klima demonstrieren. Jetzt reagieren die Reedereien – mit immer neuen Ideen, um Kreuzfahrten umweltverträglicher zu machen.

Wie «Spiegel Online» berichtet, will die Reederei Hapag-Lloyd Cruises ab Sommer 2020 bei seiner Flotte komplett auf Schweröl verzichten. Sattdessen soll Marine-Gasöl zum Einsatz kommen. Schweröl gilt als besonders umweltschädlich. Durch den Verzicht auf den dreckigen Treibstoff will Hapag-Lloyd Cruises die Schwefelemissionen seiner Schiffe um 80 Prozent reduzieren; der Ausstoss von Feinstaub und Russ soll um 30 Prozent sinken.

Kritik kommt von Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik beim deutschen Nabu-Bundesverband: «Solange keine Abgastechnik eingesetzt wird, bleibt die Verschmutzung durch Feinstaub, Russ und Stickoxide hoch», so Rieger gegenüber «Spiegel Online». Abhilfe könnten Partikelfilter schaffen, die bei Hapag-Lloyd Cruises auch im Einsatz seien, aber nicht problemlos funktionierten. Dennoch sei der Weg, den die Reederei eingeschlagen habe, «richtig».

Alternative Antriebe

Ganz auf Öl verzichtet seit Ende 2018 die «AIDAnova»: Das Schiff schippert mithilfe von Flüssiggas über die Weltmeere. Man habe so 80 Prozent der Stickoxidemissionen einsparen können sowie 20 Prozenz des CO2-Ausstosses, behauptet die Reederei.

Konkurrent Hurtigruten hingegen versucht, mit Hybridtechnik gegen das schlechte Image der Kreuzfahrtschiffe anzukämpfen. Im Juni nahm mit der «Roald Amundsen» das erste Kreuzfahrtschiff mit Hybridantrieb den Dienst auf. Man könne sich ausserdem vorstellen, in Zukunft Biomasse und organische Abfälle als Treibstoff zu verwenden, so die Reederei.

Einen dritten Weg möchte die deutsche Meyer-Werft in Papenburg einschlagen: Hier experimentiert man mit Brennstoffzellen als möglichen Antrieb der Zukunft. Bis Kreuzfahrschiffe allerdings komplett emissionsfrei über die Weltmeere gleiten, dürften noch mehrere Jahre vergehen.

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