Spektakuläre Funde Schweizer Archäologen suchen in Griechenland nach Schätzen und Heiligtümern

ceel, sda

7.1.2024 - 13:00

Für Ausgrabungen besteigen Schweizer Archäologinnen und Archäologen den Berg Hellanion Oros, den höchsten Berg der Insel Ägina, jeden Tag zu Fuss.
Für Ausgrabungen besteigen Schweizer Archäologinnen und Archäologen den Berg Hellanion Oros, den höchsten Berg der Insel Ägina, jeden Tag zu Fuss.
Bild: Keystone

Seit 60 Jahren erforschen Schweizer Archäologinnen und Archäologen Überreste der antiken Stadt Eretria auf der griechischen Halbinsel Euböa.  Im Fokus steht auch eine heilige Stätte der Göttin Artemis.

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  • Seit 60 Jahren nimmt die Schweizer Archäologische Schule in Griechenland (École suisse d’archéologie en Grèce, Esag) Ausgrabungen in Eretria auf.
  • Eines der grossen Schweizer Forschungsprojekte in Griechenland beschäftigt sich mit der heiligen Stätte der Göttin Artemis.
  • Auf dem Gipfel des höchsten Berges der Insel Ägina gilt es hingegen, logistische Hürden zu überwinden.
  • Forschende müssen den Berg zu Fuss erklimmen.

Auf Einladung der griechischen Behörden nahm die Schweizer Archäologische Schule in Griechenland (École suisse d’archéologie en Grèce, Esag) im Jahr 1964 die Ausgrabungen in Eretria auf. Hunderte von wissenschaftlichen Artikeln, Master- und Doktorarbeiten wurden in dieser Zeit von Schweizer Forschenden verfasst.

«Im Moment führen wir eine der grössten universitären Forschungsgrabungen in Griechenland durch», sagte Tobias Krapf, der an diesen Ausgrabungen beteiligt ist, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Griechenland sei als Forschungsstandort unglaublich wichtig. «Für die Archäologie ist es ein Zentrum. Da können wir auch von der Schweiz aus einen wichtigen Beitrag leisten», so der Archäologe.

Funde bleiben Eigentum des griechischen Staates

Eines der grossen Schweizer Forschungsprojekte in Griechenland betrifft die heilige Stätte der Göttin Artemis. In griechischen und römischen Quellen hatten sich zahlreiche Hinweise auf die Existenz eines solchen Artemisheiligtums in der Nähe Eretrias gefunden. Schon vor rund hundert Jahren haben sich laut Krapf Archäologen mit der Frage beschäftigt, wo auf dieser grossen Insel es gelegen haben könnte.

Im Jahr 2017 gelang den Schweizer Forscherinnen und Forschern schliesslich die spektakuläre Entdeckung: In Amarynthos, unweit von Eretria, stiessen sie auf die Überreste der heiligen Stätte. Drei Jahre später fanden sie den Tempel der Göttin – ein reiches Depot mit Vasen, Bronzegefässen, Siegeln und Ornamenten aus kostbaren Materialien zeugte davon, wo er gestanden haben muss. Bei den Ausgrabungen im vergangenen Jahr konnten die Forschenden dann den gesamten Artemistempel freilegen.

Behalten dürfen die Schweizer Archäologinnen und Archäologen diese Funde übrigens nicht: Sie bleiben Eigentum des griechischen Staates. Aufbewahrt werden sie im Archäologischen Museum von Eretria. Die archäologische Schule erhält hingegen die Rechte an Forschung und an der Publikation der Ergebnisse.

«Typisch Schweiz»

In einem weiteren Forschungsprojekt in Griechenland graben Schweizer Archäologinnen und Archäologen auf dem Gipfel des höchsten Berges der Insel Ägina. Das sei eine logistische Herausforderung, erklärte Krapf. Jeden Tag müssten die Forschenden den Berg zu Fuss erklimmen – inklusive Material. «Irgendwie typisch, dass wir als Schweizer Schule ein solches Forschungsprojekt machen», sagte Krapf.

Zudem forschen Schweizer Archäologinnen und Archäologen auch unter Wasser: Taucher untersuchen ein antikes Schiffswrack. «Zum ersten Mal haben wir jetzt Knochen und Zähne der Besatzung dieses Schiffswracks gefunden», so Krapf.

«Schlag auf Schlag gibt es in der letzten Zeit bedeutende Funde», so Krapf. Da spiele eine Portion Glück eine Rolle. «Wir haben die Arbeit in den letzten Jahren aber auch intensiviert.» So seien heute grössere Teams als früher an den Ausgrabungen beteiligt. In den letzten beiden Sommern seien jeweils rund 70 Personen aus der Schweiz für die Ausgrabungen nach Euböa gereist.

Herausforderungen der Zukunft

Obwohl sie sich mit der Vergangenheit beschäftigen, haben die Forscherinnen und Forscher auch mit den Herausforderungen der Zukunft zu kämpfen. Die Ausgrabungen finden in den Sommermonaten Juli und August statt, da sich die Forschenden und Studierenden dem Zeitplan ihrer Universitäten anpassen müssen. Denn die Ausgrabungen dienen laut Krapf auch der Ausbildung von Studierenden.

«In den letzten Jahren war es unglaublich heiss», sagte Krapf. «Am Mittag und frühen Nachmittag kann man nicht arbeiten.» Dazu kämen starke Unwetter. So würden die Ausgrabungen jeweils früh am Morgen beginnen.

Laut dem Archäologen lohnen sich diese Mühen aber: «Nur wenn wir die Vergangenheit erforschen, wissen wir, wie wir zu dem geworden sind, was wir sind», so Krapf.