Dialekte Schweizer Mundart hält sich huereguet

SDA/uri

12.12.2019

Sennen im Gespräch auf einer traditionellen Viehschau: Hier wird wohl kaum auf Hochdeutsch diskutiert. (Symbolbild)
Sennen im Gespräch auf einer traditionellen Viehschau: Hier wird wohl kaum auf Hochdeutsch diskutiert. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Hitzgi, Znüni und Tschutte trotzden dem Wandel: Während sich die Sprache in Deutschland in den letzten 40 Jahren teils deutlich verändert hat, kann vom Dialektsterben in der Schweiz kaum die Rede sein. 

In einer gross angelegten Studie haben Forschende der Universitäten Bern, Zürich und Salzburg die lokale und regionale Vielfalt der deutschen Sprache untersucht. Wie sie im Fachblatt «Plos One» berichten, wurden seit den 1970er-Jahren insbesondere in nördlichen und östlichen Teilen Deutschlands einige lokale Begriffe durch überregionale Bezeichnungen verdrängt.

Beispielsweise nannte man in Norddeutschland das, was in der Schweiz Znüni heisst, früher «zweites Frühstück». Heute kennt die regionale Bevölkerung dafür nur noch die Begriffe «Pause» oder «Frückstückspause».

Im Vergleich sehr stabil

Während sich der Sprachgebrauch in Deutschland somit durchaus gewandelt hat, scheint die Schweiz im Vergleich eine Insel der Stabilität: «Hierzulande gab es zwar auch Verschiebungen von Mundart-Begriffen, beispielsweise der Begriff Bütschgi für den Apfelrest, der sich von Zürich aus in verschiedenste Richtungen ausbreitet. Aber insgesamt ist die Mundart in der Schweiz im Vergleich zum restlichen deutschsprachigen Europa relativ stabil», sagt Adrian Leemann von der Uni Bern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Grund sei, dass der Dialekt in der Schweiz als Alltagssprache einen viel höheren Stellenwert geniesse als in Deutschland, wo man bei Jobinterviews teils sogar im Nachteil sei, wenn man kein reines Standarddeutsch spreche. «Die Situation in der Schweiz ist im deutschsprachigen Raum einzigartig», so Leemann.

Grundlage für die Studie war ein Online-Quiz mit dem Titel «Grüezi, Moin, Servus», das die Forschenden in Zusammenarbeit mit «Spiegel online» und dem «Tages-Anzeiger» publik machten. Fast zwei Millionen Personen nahmen teil, rund 770'000 lieferten zusätzliche Daten über ihr Alter und Geschlecht.

Abgefragt wurde, welchen Begriff aus einer Auswahl sie am ehesten im Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin aus dem gleichen Ort benutzen würden. Abschliessend lieferte die Web-App eine Vermutung, woher die Person kommt, was diese wiederum bestätigen oder korrigieren konnte.

Bolzen, kicken, tschutten

Unter den 24 Fragen im Quiz war beispielsweise die Bezeichnung für nicht-professionelles Fussballspielen (zum Beispiel bolzen, kicken, pöhlen, bäbbeln oder tschutten) , für Hausschuhe (Finken, Latschen, Pantoffeln, Puschen) oder auch für die Uhrzeitangabe 10.15 Uhr (Viertel ab zehn, Viertel elf, Viertel nach zehn oder Viertel über zehn).

Die Daten aus dem Online-Quiz verglichen die Forschenden mit ähnlichen Erhebungen aus den 1970er Jahren, um die Entwicklung während der letzten Jahrzehnte nachzuvollziehen.

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