Mini-SonnenfinsternisSeltenes Spektakel: Merkur zieht heute vor der Sonne durch
SDA/tsha
11.11.2019
Aufnahme aus dem Mai 2003: Der Merkur ist rechts unten als winziger schwarzer Punkt vor der Sonne zu sehen, in der Mitte ein Sonnenfleck.
Bild: Keystone
Am Himmel gibt es etwas Aussergewöhnliches zu sehen: Heute passiert der Planet Merkur die Sonne. Wer das seltene Ereignis beobachten will, muss allerdings einiges beachten.
Astronomiefans dürfen sich auf ein seltenes Himmelsschauspiel freuen: Wer am Montag durch ein Teleskop mit Spezialausrüstung zur Sonne blickt, wird einen winzigen schwarzen Punkt über die Sonnenscheibe wandern sehen: Der sonnennächste Planet Merkur befindet sich dann exakt zwischen Erde und Sonne.
Damit zieht der kleinste und flinkste Planet des Sonnensystems aus Sicht des irdischen Beobachters genau vor dem grossen Sonnenball vorbei. Dieses Himmelsphänomen, von Astronomen Merkurdurchgang oder Merkurtransit genannt, war zuletzt im Mai 2016 zu sehen. Nach dem nun bevorstehenden Transit wird Merkur aber erst wieder im Jahr 2032 über die riesige Sonnenscheibe wandern.
Bei der Beobachtung dieser Minisonnenfinsternis ist grösste Vorsicht geboten: Um das kleine Merkurscheibchen vor der gleissend hellen Sonnenscheibe zu sehen, ist ein besonders ausgerüstetes Teleskop vonnöten. Eine Sonnenfinsternisbrille reicht nicht aus, weil der schwarze Merkurpunkt zu winzig ist.
Niemals ohne Spezialfilter
Auf keinen Fall sollten Astronomiefans auf den Gedanken verfallen, etwa durch ein Fernglas ohne Spezialfilter auf die Sonne zu blicken - eine sofortige Erblindung könnte die Folge sein. Astronomen raten daher, das Ereignis unter Anleitung von Experten zu verfolgen.
Gelegenheit dazu sollte es an zahlreichen Sternwarten in der Schweiz geben: Viele zeigen das Ereignis mit fachkundiger Begleitung, wie die Schweizerische Astronomische Gesellschaft im Vorfeld mitteilte.
Freien Blick auf die Sonne vorausgesetzt, wird demnach in unseren Breiten die erste Hälfte des Merkurdurchgangs vom frühen Nachmittag bis zum Sonnenuntergang zu sehen sein. Mit kleinen Abweichungen je nach Beobachtungsstandort beginnt er um 13.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wenn Merkur quasi an den linken Rand der Sonne stösst.
Lange Reise
Kaum zwei Minuten später wird Merkur den Sonnenrand passiert haben und dann als kleiner schwarzer Kreis vor der hellen Sonnenscheibe stehen. In der Folgezeit zieht der Planet fast exakt über die Mitte der Sonne. Doch obwohl Merkur der schnellste Planet am Himmel ist, dauert seine Reise vom Sonnenrand bis zur Sonnenmitte fast drei Stunden: Erst um 16.20 Uhr hat Merkur die Sonne zur Hälfte überquert.
Um diese Uhrzeit neigt sich allerdings die Sonne am Himmel über der Schweiz bereits ihrem Untergang entgegen. Gegen 16:37 sinkt sie unter den Horizont.
Je nach Standort dürfte das Schauspiel in der Schweiz schwierig zu beobachten sein. Gemäss Prognosen von MeteoSchweiz liegt am Montagvormittag über dem Flachland Nebel oder Hochnebel. Darüber und in den übrigen Gebieten ist es dagegen sonnig. Im Laufe des Nachmittags ist es von Süden her zunehmend bewölkt.
Seltenes Spektakel
Von der Erde aus gesehen können nur Planeten vor der Sonne vorbeiziehen, die innerhalb der Erdumlaufbahn die Sonne umkreisen. Und dies sind nur zwei - der innerste Planet Merkur und die Venus, die wir als strahlend hellen Morgen- oder Abendstern kennen.
Dabei sind Venusdurchgänge noch erheblich seltener als Merkurtransite. Der letzte Durchgang der Venus vor der Sonne war zwar vor gerade einmal rund siebeneinhalb Jahren zu sehen - den nächsten wird es allerdings erst wieder im Jahr 2117 geben. Merkurdurchgänge dagegen kommen 13 bis 14 Mal pro Jahrhundert vor.
Der von Kratern übersäte Merkur ist bislang deutlich weniger erforscht als beispielsweise der Mars. Das könnte sich ändern, wenn die 2018 gestartete europäisch-japanische Forschungsmission BepiColombo den sonnennächsten Planeten 2025 erreicht.
Eines der Instrumente mit an Bord ist ein Laser-Höhenmesser namens Bela (BepiColombo Laser Altimeter), das ein 3D-Abbild der Merkur-Oberfläche erstellen soll. Konzipiert und gebaut wurde das Instrument unter Leitung von Nicolas Thomas von der Universität Bern.
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