Ethiker fordern Sperma von Toten soll für Samenspenden freigegeben werden

tafi

21.1.2020

Geht es nach zwei Medizinern in Grossbritannien, sollen dort künftig auch Samenspenden von Verstorbenen erlaubt sein.
Geht es nach zwei Medizinern in Grossbritannien, sollen dort künftig auch Samenspenden von Verstorbenen erlaubt sein.
Keystone

Wenn Tote Kinder zeugen: Weil die Zahl der Samenspender zurückgeht, fordern Mediziner aus Grossbritannien, dass künftig auch Sperma von verstorbenen Männern für Samenbanken gespendet werden darf.

Männer in Grossbritannien sollte es gesetzlich erlaubt sein, ihr Sperma nach dem Tod zu spenden. Das fordern britische Wissenschaftler in einer ethischen Studie, die im «Journal of Medical Ethics» veröffentlicht wurde. Zunächst hatte die BBC darüber berichtet.

Hauptargument für den Vorstoss der Medizinethiker sei, dass posthume Spenden unfruchtbaren Paaren helfen und den Druck auf lebende Spender entlasten würden. In Grossbritannien müssten jedes Jahr 7'000 Samenspenden importiert werden – vornehmlich aus Dänemark und den USA – um den Bedarf zu decken, schreibt der «Guardian» zu dem Thema.

Postmortale Spenden «moralisch zulässig»

Operationstechnisch sei es kein Problem, das Sperma zu gewinnen. Dies geschehe entweder durch Elektrostimulation der Prostata oder durch eine Operation am Hoden. Sperma, das von verstorbenen Männern gewonnen wurde, kann laut BBC zu Schwangerschaften mit gesunden Kindern führen, wenn es bis zu 48 Stunden nach dem Tod des Spenders entnommen wird.

«Wir wissen, dass es in Grossbritannien einen Mangel an Samenspendern gibt, und dies ist eine Möglichkeit, das Problem anzugehen», gab Joshua Parker, Arzt und Ethiker am Wythenshawe-Krankenhaus in Manchester, dem «Guardian» zu Protokoll. Parker hatte die Studie gemeinsam mit Nathan Hodson, Arzt an der Universität von Leicester, verfasst.



Die Ärzte kommen in ihren Überlegungen zu dem Schluss, dass «Opt in»-Spenden nach dem Tod ein «moralisch zulässiger» Weg sein könnten, um die verfügbaren Bestände zu erhöhen. Postmortale Samenspenden wären demzufolge wie Organspenden zu behandeln.

Von Toten gezeugt

«Wenn es moralisch akzeptabel ist, dass Einzelpersonen Teile ihres Körpers spenden können, um das Leiden anderer bei lebensverlängernden Transplantationen bei Krankheiten zu lindern, sehen wir keinen Grund, warum dies nicht auch auf andere Formen des Leidens wie Unfruchtbarkeit ausgedehnt werden kann», werden Ärzte von der BBC zitiert.



Gleichwohl räumten die Autoren der Studie ein, dass es hinsichtlich der Samenspende durch Verstorbene einige Bedenken gebe. So müsste die Frage der Einwilligung und ein eventuelles Vetorecht der Hinterbliebenen geklärt werden.

Zudem haben Kinder von Samenspendern in Grossbritannien das Recht, mit ihren Spendervätern Kontakt aufzunehmen, sobald sie 18 Jahre alt sind. Man wisse nicht, welche psychologischen Auswirkungen es auf die Kinder haben würde, wenn sie erführen, dass sie mit Sperma von verstorbenen Spendern gezeugt worden seien.

Aus diesem Grund lehnt Allan Pacey, Professor für Andrologie an der Universität Sheffield, den Vorschlag ab., auch wenn er ihn für «gut argumentiert» hält. Dem «Guardian» sagte er: «(...) es wäre ein Rückschritt, Spender zu ‹rekrutieren›, die bereits tot sind, weil ihre Kinder nie die Gelegenheit haben werden, sie zu treffen.»

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