Megalithbauwerk Stausee gibt nach Dürre «spanisches Stonehenge» frei

uri

24.9.2019

Jahrtausendealte Megalithbauwerke stehen im englischen Stonehenge, im bretonischen Carnac oder auch im spanischen Gudalperal. Nur konnte man die mysteriöse Struktur dort 50 Jahre lang nicht mehr sehen. Bis jetzt.

Warum genau die Menschen vor rund 7'000 bis 4'000 Jahren an verschiedenen Plätzen in Europa teils gigantische Anlagen aus Steinen und Felsblöcken errichteten, ist in vielen Fällen nicht eindeutig geklärt. Einige Wissenschaftler vermuten jedoch, dass das Phänomen der steinernen Bauwerke um 4700 vor Christus in der der Bretagne seinen Anfang nahm und über die See den Siegeszug nach Südfrankreich, die Iberische Halbinsel bis nach Sardinien, England und Skandinavien antrat.

Während Megalithstrukturen wie die in Stonehenge sich als Besuchermagnete erweisen, ist der vermutlich zwischen 5'000 und 4'000 Jahre alte Dolmen von Guadalpera weitgehend in Vergessenheit geraten. Die mehr als 140 in mehreren Kreisen angeordneten Steinblöcke befinden sich etwa 100 Kilometer südwestlich von Madrid nahe dem Fluss Tajo. Und das ist auch der Grund, weshalb der 1926 vom deutschen Archäologen Hugo Obermaier entdeckte Dolmen buchstäblich wieder von der Bildfläche verschwand.

Dolmen von Guadalpera versank 1964 im Stausee

1964 nämlich wurde hier die Talsperre Valdecañas eröffnet. Der dadurch entstandene Stausee sollte Teilen Westspaniens künftig Wasser und Strom bringen, überflutete aber auch ehemals bewohnte Gebiete und den Dolmen von Guadalperal. Bereits in der Vergangenheit tauchten in besonders heissen Sommern dann vereinzelt Spitzen von Steinblöcken auf. Erstmals seit mehr als 50 Jahren war die Dürre nun aber so gross, dass die aus etwa 140 Steinen bestehende Struktur des Steinzeitmonuments komplett auf dem Trockenen liegt.



Altertumswissenschaftler vermuten, dass das Bauwerk, in dessen Mitte eine etwa fünf Meter breite ovale Kammer lag, ursprünglich von einem Erdhügel bedeckt war und wohl als Grabstätte oder Ort für religiöse Rituale diente. Denkbar ist auch, dass man sich hier in einer Art Handelszentrum traf, um Geschäfte zu machen, denn die Anlage liegt an einer gut zugänglichen Stelle am Fluss Tajo.

Wasser hat die Steine angegriffen

Wie die Archäologen herausfanden, sind einige der Blöcke, die auf Zeichnungen von Obermaier in den 1920er-Jahren noch aufrecht standen, inzwischen bereits gekippt. Auch sind viele der Steine durch die Zeit im Wasser porös und brüchig geworden, weshalb nun eine Diskussion darüber entbrannt ist, wie man weiter mit dem Dolmen umgehen soll.



Eine örtliche Gruppe fordert in einer Petition, dass das komplette Monument auf höheres Terrain verlegt werden soll, um künftig nicht wieder im Wasser zu versinken. Man verspricht sich davon auch, dass der Tourismus in der strukturschwachen Region angekurbelt wird. Archäologen sind sich allerdings nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist. Sie befürchten, dass die bereits angegriffenen Steine durch die Bewegung und den Transport noch weiter leiden könnten.

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