Militärische Ziele? Über Europa: China und Russland experimentieren in Erdatmosphäre

tsha

17.12.2018

China und Russland haben mehrere Experimenten in der Erdatmosphäre durchgeführt (Symbolbild).
China und Russland haben mehrere Experimenten in der Erdatmosphäre durchgeführt (Symbolbild).
Bild: Keystone/AP/NASA

China und Russland haben sich zusammengetan, um Atmosphärenexperimente über Europa durchzuführen. Verfolgen die beiden Länder militärische Ziele?

Wie erst jetzt bekannt wurde, haben Russland und China im vergangenen Juni mehrere Experimente in der Erdatmosphäre über Europa durchgeführt. Die renommierte «South China Morning Post» (SCMP) berichtet, dass die beiden Länder insgesamt fünf Versuche gestartet hätten. 



Bei einem Experiment am 7. Juni seien physikalische Störungen auf einer Fläche von 126'000 Quadratkilometern verursacht worden. In einer Höhe von 500 Kilometern über Westrussland seien dabei zehnmal so viele negativ geladene subatomare Partikel gemessen worden wie in anderen Gegenden der Region. Wenige Tage später sei bei einem anderen Experiment die Temperatur von ionisiertem Gas in grosser Höhe um mehr als 100 Grad Celsius angestiegen. Grund dafür sei erhöhte Partikelbewegung.

Dem Bericht zufolge wurden dazu Elektronenpartikel von einer Forschungsanlage im russischen Vasilsursk in die Atmosphäre eingebracht.  Gemessen wurden die Veränderungen in der Atmosphäre vom chinesischen Satelliten Zhangheng-1, der für die Überwachung elektromagnetischer Veränderungen konstruiert wurde. In der chinesischen Fachzeitschrift «Earth and Planetary Physics» bezeichneten chinesische Wissenschaftler den Ausgang der Experimente als «zufriedenstellend», so die «SCMP». 

Darum geht es bei den Experimenten

Die Versuche wurden der Ionosphäre durchgeführt, jenem Teil der Erdatmosphäre, der grosse Mengen von Ionen und freien Elektronen enthält. In der Ionosphäre weden Kurzwellen reflektiert, was den weltweiten Funkverkehr ermöglicht. Veränderungen, die hier vorgenommen werden, könnten den Funkverkehr und damit die weltweite Kommunikation empfindlich stören, weswegen der Kontrolle der Ionosphäre eine grosse militärische Bedeutung zukommt.

Die chinesisch-russischen Experimenten hätten ergeben, dass schon mit relativ niedriger Energie eine grosse Zone in der Ionosphäre verändert werden könne. Der Effekt nehme aber stark ab, sobald die Sonne aufgehen, da die Störungen durch das Sonnenlicht die menschengemachten Effekte schnell überlagerten.

Schon seit den 1980-ern sollen sowjetische Forscher in Vasilsursk an derartigen Versuchen arbeiten; in den 90er-Jahren bauten die USA in Alaska eine ähliche Einrichtung, China zieht derzeit mit einer Forschungsstation auf der Insel Hainan nach. Beobachter fürchten, dass Versuche in der Ionosphäre das Wetter auf der Erde beeinflussen und sogar Naturkatastrophen auslösen könnten.

Im aktuellen Fall sei die aufgewendete Energie allerdings zu gering, um das Wetter zu verändern. «Der Einfluss des Menschen ist noch sehr klein verglichen mit der Kraft von Mutter Natur», zitiert die «SCMP» den chinesischen Wissenschaftler Professor Gong Shuhong von der Universität Xidian. Es sei aber möglich, dass das Experiment Auswirkungen auf eine kleine Region gehabt habe.

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