237 Millionen Tonnen CO2 zusätzlichWie der Krieg in der Ukraine die Klimakrise weiter anheizt
dpa
8.10.2025 - 20:46
Waldbrände in der Ukraine, die viel Treibhausgase freisetzen, werden oft durch Gefechte ausgelöst.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa (Archivbild)
Abgebrannte und zerschossene Wälder, dazu Abgase von Militärfahrzeugen und Kampfjets: Auch für das Klima ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Katastrophe.
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DPA, Redaktion blue News
08.10.2025, 20:46
dpa
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Durch Putins brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird auch die Klimakrise weiter angeheizt.
Wie die Initiative zur Treibhausgasbilanzierung von Kriegen (IGGAW) ermittelt hat, wurden seit Beginn der Invasion im Februar 2022 237 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente zusätzlich ausgestossen.
Dabei werden nur ein Drittel dieser Emissionen durch den Krieg selbst verursacht, als etwas Diesel für Panzer und Kerosin für Kampfjets.
Durch Gefechte werden zudem zahlreiche Wald- und Buschbrände ausgelöst, die durch die Trockenheit 2024 noch verheerender waren.
Löscheinsätze waren wegen der Gefechte meist nicht möglich, so dass sie sich oft unkontrolliert ausbreiteten.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur Zehntausende Menschen das Leben gekostet und Millionen in die Flucht geschlagen – auch die Natur und das Klima leiden stark. Seit der Invasion im Februar 2022 wurden wegen des Kriegs so viel klimaschädliche Treibhausgase ausgestossen wie Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei gemeinsam in einem Jahr freisetzen. Dies hat die Initiative zur Treibhausgasbilanzierung von Kriegen (IGGAW) ermittelt.
Der gesamte Ausstoss des Ukraine-Kriegs liegt der Studie zufolge bei inzwischen 237 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. In diese Masseinheit werden die verschiedenen Treibhausgase umgerechnet und so vergleichbar gemacht. Hintergrund ist, dass etwa Methan vielfach klimaschädlicher wirkt als CO2.
Panzer und Jets verbrennen viel Diesel und Kerosin
Ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase wird durch den Krieg selbst freigesetzt, etwa durch Panzer und Jets, die viel Diesel und Kerosin verbrennen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind vom Krieg entfachte Wald- und Buschbrände. Sie wüteten mehrheitlich an oder nahe der Frontlinien oder in Grenzgebieten. Die abgebrannte Fläche war im Jahr 2024 den Angaben zufolge mehr als zwanzigmal so gross wie im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2021.
Der Sommer 2024 war zudem ungewöhnlich trocken – laut Klimawissenschaftlern auch wegen der eskalierenden Erderwärmung. Die Trockenheit begünstigte die Feuer. Und Löscheinsätze waren wegen der Gefechte meist nicht möglich, so dass sie sich oft unkontrolliert ausbreiteten.
Die Forscher bilanzierten: «Das Jahr 2024 sticht heraus als besorgniserregendes Beispiel für einen Kreislauf der Zerstörung, in dem sich Klimawandel und bewaffnete Konflikte gegenseitig verstärken und die globale Erwärmung beschleunigen.»
Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte die ukrainische Umweltministerin Switlana Hryntschuk auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Baku eine düstere Bilanz gezogen. Insgesamt wurden ihren Angaben zufolge durch den Krieg rund drei Millionen Hektar Wald zerstört. Die mit Sprengstoffrückständen verseuchte Fläche der Ukraine betrage 139'000 Quadratkilometer.
Der Beschuss grosser Öl-Lager und Raffinerien sowie der ukrainischen Energie-Infrastruktur setzten den IGGAW-Berechnungen zufolge in drei Jahren Krieg rund 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente frei. Die vielen Flüge, etwa von Europa nach Asien, die die Ukraine und Sibirien umfliegen müssen, verlängern die Flugstrecken enorm. Deswegen sind im Vergleich zur Situation vor der Invasion gut 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zusätzlich ausgestossen worden.
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