#01 Zürich Papier Von den Anfängen an der Limmat 1471 bis zum morbiden Ende an der Sihl 2015

Philipp Dahm

20.4.2025

Heute erinnern nur noch kleine Industrie-Denkmäler an die einst so grosse Zürcher Papier-Produktion, die im kommenden Jahr 555. Jubiläum gefeiert hätte. Im ersten von zwei Teilen springen wir vom Ende bis zum Anfang der ältesten Firma der Stadt.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • blue News beleuchtet in zwei Teilen die Geschichte der Zürcher Papier-Produktion, die im kommenden Jahr ihren 555. Geburtstag feiern würde.
  • Im ersten Teil geht es vom Abbruch der letzten Überreste der Papierfabrik in dem Gebiet, das heute Greencity ist. Zudem sind die Anfänge des Unternehmens an der Werdinsel Thema.
  • Der zweite Teil konzentriert sich auf den Erfolg der Fabriken im 19. und 20. Jahrhundert und erzählt eine persönliche Geschichte.

«Wir haben uns im Januar 2014 zusammengetan», sagt der Fotograf Mario Hotz mit Blick auf seinen Projekt-Partner Ronny Stocker. «Das Gespräch kam auf diese Papierfabrik an der Sihl, die abgerissen werden soll.»

Die Rede ist vom früheren Sihlpapier-Areal im Manegg im Süden Zürichs, das heute Greencity heisst. Zehn Jahre zuvor ist weiter oben am Fluss ein weiteres Gelände der Papierfabrik eingeebnet worden: Nun befindet sich dort das Einkaufszentrum Sihlcity. «Dort steht noch das eine oder andere Gebäude, das umgebaut wurde, und der Kamin», weiss Hotz.

Das Ende vom Werk Giesshübel: Die Grossbaustelle Sihlcity mit dem markanten denkmalgeschützten Schornstein im Juni 2004.
Das Ende vom Werk Giesshübel: Die Grossbaustelle Sihlcity mit dem markanten denkmalgeschützten Schornstein im Juni 2004.
KEYSTONE

«Wir haben gesagt, dass Sihlpapier ein bedeutendes Industrie-Denkmal ist», erinnert sich der Fotograf. «Das älteste Unternehmen von Zürich. Und das ist einfach verschwunden und weg.» Er begleitet den Abbruch, der von 2013 bis 2015 dauert, mit der Kamera. «Fasziniert hat mich auch ein bisschen das Morbide, das Aufgegebene.»

«Die 555 Jahre nächstes Jahr, das ist schon etwas»

Hotz erzählt: «Meine persönliche Beziehung ist erst während des Fotografierens entstanden. Wir haben darüber gesprochen, und dann habe ich mir das mal angeschaut. Fotografisch angeschaut. Und das war im Januar und Februar 2014.»

Papierfabrik an der Sihl: Das Werk Manegg – die heutige Greencity – im September 1991.
Papierfabrik an der Sihl: Das Werk Manegg – die heutige Greencity – im September 1991.
KEYSTONE

«Beeindruckt hat mich die Präzision und Sorgfalt, mit der die Abbruchfirma vorgegangen ist. Sie haben sich Mühe gegeben, alles getrennt und speziell entsorgt, was gesondert entsorgt werden muss», so Hotz. «Es gab zum Beispiel eine blaue Tür, von der sie sagten, sie müsse gesondert entsorgt werden, weil in der Farbe Giftstoffe wären. Die kam dann in den Giftmüll. »

Tatsächlich war die Papierfabrik einer der grössten Arbeitgeber der Stadt – und ein Traditionsunternehmen: 1471 wird sie erstmal urkundlich erwähnt. «Die 555 Jahre nächstes Jahr, das ist schon etwas», meint der Fotograf mit Blick auf das anstehende Jubiläum 2026, für das Kollege Stocker und er recherchieren.

«Was jetzt dasteht, bringt dem Tal mehr»

Was sie planen? «Es ist eine Dokumentation über den Niedergang dieser Fabrik und die Abbruch-Arbeiten, aber auch über den Aufbau von etwas Neuem – Greencity – und die Entwicklung im Sihltal.» Mit Blick auf Greeen- und Sihlcity sagt Hotz: «Was jetzt dasteht, bringt dem Tal mehr als eine verlassene Papierfabrik, das ist ganz klar.»

Was vom Werk Giesshübel übrig blieb: das heutige Einkaufszentrum Sihlcity. Der alte Schornstein steht noch.
Was vom Werk Giesshübel übrig blieb: das heutige Einkaufszentrum Sihlcity. Der alte Schornstein steht noch.
KEYSTONE

1471 lag die spätere Papierfabrik noch an einem anderen Fluss: «Wir haben die Ursprünge der Papierfabrik an der Sihl gesucht, erläutert Hotz. «Sie war ja nicht immer dort. Die Anfänge liegen in der Papierwerd, der Werdinsel in der Limmat. Damals war dort, wo jetzt der Coop ist, eine Insel mit der ersten Papierfabrik.»

Hier die Entwicklung der Papierwerd im Video:

Im zweiten Teil des Artikels geht es um den Aufstieg der Papierfabrik im 19. und 20. Jahrhundert sowie persönliche Erinnerungen.


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