Seegfrörni 1963 Vor 60 Jahren gefror zwar nicht die Hölle, aber ...

uri

24.1.2023

Über Monate war es eisig kalt, dann brach Volksfeststimmung aus: Heute vor 60 Jahren bildete sich letztmals eine durchgängige Eisdecke auf dem Zürichsee. Am 1. Februar 1963 wurde das Eisfeld freigegeben. 

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«Wer sie erlebt hat, der vergisst sie nie», erinnerte sich die NZZ zum letzten runden Jubiläum der Gfrörni. Das Ereignis habe sich ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation eingebrannt.

Wer die Bilder von damals sieht, versteht auch, warum: Ein Perspektivenwechsel kommt wohl selten spektakulärer daher. Zudem baute sich die Gefrierung des kompletten Zürichsees mit geradezu filmreifer Spannungskurve allmählich auf. 

«Das Eis wachsen sehen»

Zunächst habe es kurz vor den Weihnachtstagen des Jahres 1962 einen grossen Temperatursturz gegeben. In den folgenden Nächten dann konnte man «das Eis buchstäblich wachsen» sehen, erinnerte sich ein damaliger Seepolizist auf der Website der Stadt Zürich.

Anfang Januar 1963 habe die Eisfläche bereits den tiefsten Teil des Zürichsees auf der Höhe der Halbinsel Au durchzogen. Ab dem 22. Januar 1963 mussten dann die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft und der Fährbetrieb Horgen-Meilen ihren Betrieb einstellen: kein Durchkommen mehr.

«Am 24. Januar 1963 war der See von Schmerikon am Obersee bis Zürich durchgehend zugefroren, ebenso alle Weiher und Kleinseen», so der Polizist. «Nicht nur die Menschen, nein, auch die Fische und die vielen Wasservögel verstanden die Welt nicht mehr!»

Massenandrang auf das Eisfeld

Nachdem der Chef der Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich, Dr. Rötlisberger, am 30. Januar 1963 schliesslich an fünf Messstellen eine Eisdecke zwischen 10,5 und 13,2 Zentimeter gemessen hatte, wurde am 1. Februar grünes Licht gegeben: Ab Punkt 12 Uhr mittags wurden die Absperrungen rund ums Seebecken entfernt, «das Volk strömte buchstäblich von überall her aufs Eis», so der Beamte.

Allein am 10. Februar 1963, einem Samstag, seien damals mehr als 150'000 Personen auf das Eis gegangen. Während rund eines Monats war der Zürichsee ein Ort mit Volksfestcharakter: «Imbissbuden wurden auf das Eis geschleppt, Kufensegler flitzten über den See und ganze Völkerwanderungen zogen von einem Ufer ans andere», beschreibt die «Limmattaler Zeitung» die damalige Stimmung. 

Ein Ende des Spektakels kündigte sich schliesslich zwischen 20. Und 23. Februar 1963 an, als die Eisfläche aufgrund eines Wärmeeinbruchs gesperrt werden musste.

Am 8. März kam die Sause dann gänzlich an ihr Ende, weil es noch milder geworden war: Der See wurde an diesem Tag für die Bevölkerung gesperrt – und seither nie mehr als gigantische Eisbahn wiedereröffnet.