Nahe Chur müssen 17 Waldrappe eingefangen und nach Italien gebracht werden. Sonst drohten grössere Verluste, warnen Vogelschützer. Beginnen soll die Aktion am Freitag.
misc, sda
24.11.2022, 17:17
SDA
Das Einfangen der Vögel sei ein schwieriges Unterfangen, teilte das Unternehmen «Waldrappteam Conservation and Research» am Donnerstag mit. Denn die Mehrzahl der Vögel sei in der Wildnis aufgewachsen und darum nicht an Menschen gewöhnt. Das Unternehmen ist für ein grossangelegtes Wiederansiedlungsprojekt in Europa zuständig.
Mehrfach umgekehrt
Die Vögel brächen immer später in Richtung Süden auf, liess sich Waldrappteam-Leiter Johannes Fritz im Communiqué zitieren. Die 17 Vögel in Graubünden stammten aus der Kolonie in Überlingen am Bodensee. Im Oktober hätten die Überlinger Vögel mehrfach fast die ganze Schweiz durchquert. Immer wieder sei ein Grossteil der Vögel umgekehrt.
Das veränderte Verhalten steht nach Einschätzung des Waldrappteams eindeutig im Zusammenhang mit den immer ausgedehnteren herbstlichen Wärmeperioden und damit mit dem Klimawandel. Nicht klar sei aber, warum den Vögeln des Queren der Alpen umso schwerer falle, je später sie aufbrechen. Vermutlich fehle ihnen im Spätherbst die Thermik, die sie benötigten, um die Alpenpässe zu überfliegen.
Derartige Änderungen in den Zugmustern zeigten sich auch bei vielen anderen Zugvogelarten, hob Fritz hervor. Bei den Waldrappen würden die Konsequenzen des Klimawandels jedoch wegen des intensiven Monitorings besonders deutlich sichtbar.
Art war einst ausgerottet
Der Waldrapp war in Mitteleuropa jahrhundertelang heimisch, verschwand im 17. Jahrhundert allerdings, weil er exzessiv gejagt wurde. In den Jahren 2014 und 2019 wurden die Tiere wieder angesiedelt.
2019 lebten in drei Kolonien in Überlingen, im bayerischen Burghausen sowie in Kuchl im österreichischen Bundesland Salzburg 129 Vögel. Sie teilen sich ein gemeinsames Überwinterungsgebiet in der Toskana.
Den Angaben zufolge waren auch 29 Kolonien aus Bayern und Österreich nördlich der Alpen gestrandet. Sie hätten eingefangen und nach Südtirol gebracht werden können, hiess es.Von dort seien die Tiere sofort aufgebrochen. Einige seien inzwischen am Zielort angekommen.
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