Dreckige Kohle-Geschäfte Darum hat die Schweiz einen CO2-Abdruck wie die USA

phi/dpa

7.11.2022

UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich eröffnet

UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich eröffnet

In Scharm el-Scheich in Ägypten hat die 27. UN-Klimakonferenz begonnen. Zum Auftakt legte die Weltmeteorologieorganisation WMO einen Bericht vor, dem zufolge die vergangenen acht Jahre besonders heiss waren.

06.11.2022

Wenn in Ägypten die Staatschefs der Welt über das Klima beraten, gilt die Schweiz nicht als grosse Verschmutzerin. Dabei handelt sie im grossen Stil mit Kohle, finanziert das Geschäft – und befeuert so die Klima-Krise.

phi/dpa

Bei der Weltklimakonferenz COP27 beginnen heute die Beratungen über nächste Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung auf höchster politischer Ebene. Dutzende  Staats- und Regierungschefs werden heute Reden halten – darunter auch jene aus Kenia oder Niger, die durch klimabedingte Veränderungen und Extremwetter-Ereignisse besonders verletzlich sind.

Die Schweiz gilt nicht als grosse Verschmutzerin. Zu Unrecht, wie CH Media schreibt: Einheimische Kohle-Händler und -Förderer sorgen Jahr für Jahr demnach für Emissionen in Höhe von 5,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Das entspreche dem CO2-Fussabdruck der USA.

245 Firmen, die in dem Bereich tätig seien, werden hierzulande gezählt. Genf steht mit 78 entsprechenden Unternehmen vor dem Tessin und Zug mit 55 und 54 an der Spitze: Laut CH Media wickelt die Schweiz 40 Prozent des weltweiten Kohlehandels ab. Der sei dann auch der «blinde Fleck der Schweizer Klimapolitik», kritisiert die NGO Public Eye.

Sie machen in Kohle – Hauptsitz der Rohstoffhandelsfirma Glencore in Baar.
Sie machen in Kohle – Hauptsitz der Rohstoffhandelsfirma Glencore in Baar.
Archivbild: Keystone
Cassis und Sommaruga vertreten die Schweiz

Bundespräsident Ignazio Cassis wird am 7. November am hochrangigen Eröffnungsanlass eine Rede halten und anschliessend an einer Diskussion zum Thema Ernährungssicherheit und Klima teilnehmen. Er wird zudem den Pavillon der Schweizerisch-Ägyptischen Handelskammer eröffnen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga reist voraussichtlich am 16. November an die Weltklimakonferenz. Sie wird zusammen mit den Umweltministerinnen und -ministern der anderen Länder an den Verhandlungen auf Ministerstufe und bei der Beschlussfassung der Konferenz teilnehmen.

Die Platzhirsche sind Glencore und die Sibirische Energie- und Kohlegesellschaft (Suek), die Andrei Melnitschenko gehört. Der Oligarch steht wegen des Krieges in der Ukraine auf der Sanktionsliste: Die Firma hat ihren Sitz mittlerweile nach Dubai verlegt. Glencore aus Baar ZG gehören 26 Kohle-Minen, weiss CH Media.

Kredite für die Kohleförderung

Die Schweiz spiele aber auch als Geldgeber eine Rolle: Laut Public Eye habe sie 2016 entsprechenden Unternehmen von hiesigen Banken Kredite in Höhe von 72,9 Milliarden Dollar erhalten. Erste Geige spiele in diesem Konzert die Credit Suisse.

Klimaforschern zufolge muss die Erderhitzung bei 1,5 Grad gestoppt werden, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Zwar gilt dies theoretisch noch als möglich, allerdings nur durch ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik. Die internationale Gemeinschaft hat sich auf dieses Ziel verständigt, tut aber längst nicht genug, um dieses politisch umzusetzen.

In einem Zwischenerfolg nahmen die COP-Teilnehmerstaaten das Thema der Finanzierung von klimabedingten Schäden und Verlusten erstmals auf die offizielle Tagesordnung. Gemeint sind damit Schäden von Extremwetterereignissen sowie von langsamen Veränderungen. Die Entwicklungsländer, die besonders anfällig sind für Klimaschäden, kämpfen schon lange für förmliche Verhandlungen bei dem Thema.

Bis dabei ein Beschluss gefasst ist oder in diesem Rahmen gar neues Geld fliesst, könnten aber noch Jahre vergehen. Zur Konferenz sind etwa 45'000 Teilnehmer vor Ort registriert, die meisten davon als staatliche Delegierte. In Scharm el Scheich am Roten Meer beraten die Vertreter aus knapp 200 Ländern zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung noch verstärkt werden kann.