Masken, Abstand, HändewaschenWarum Männer eher an Covid starben als Frauen
Von Alex Rudolf
23.12.2021
Erstmals belegen Zahlen aus der Schweiz, dass eine Corona-Infektion am Anfang der Pandemie für Männer tödlicher verlaufen ist als für Frauen. Die Gründe hierfür sind noch wenig erforscht. Erklärungen gibt es jedoch viele.
Von Alex Rudolf
23.12.2021, 17:01
Alex Rudolf
Bei zehn Prozent der im März vergangenen Jahres verstorbenen Männer führte eine Infektion mit dem Coronavirus zum Tod. Bei den weiblichen Verstorbenen erlagen nur sechs Prozent dem Virus. Dies geht aus einem Bericht des Bundesamtes für Statistik hervor, das erstmals eine Auswertung der Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Coronavirus veröffentlicht hat.
«Was genau die Gründe dafür sind, dass das Virus für Männer im März 2020 häufiger tödlich war, darüber lässt sich nur spekulieren», sagt Rolf Weitkunat, der beim Bundesamt für Statistik für den Bereich Vitalstatistik und Epidemiologie verantwortlich ist.
«Uns ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern ebenfalls aufgefallen. Über die Datengrundlagen verfügen wir jedoch nicht, die eine Interpretation zulassen würden», sagt Weitkunat. So führe vermutlich eine Vielzahl von Faktoren zu diesem Überhang an Covid verstorbener Männer.
Fest steht: Für ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen besteht eine grössere Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt.
Folgt nun der Ausgleich?
Dass das Virus erst besonders vulnerable Personen befällt und für diese tödlich enden kann, nenne man in der Epidemiologie «Harvesting Effect» (dt. Ernteeffekt), erklärt Weitkunat. «Dieser starke Überhang der Männer bei den Corona-Toten könnte aber mit der Zeit zurückgehen», sagt er. So habe es je länger, je weniger Personen, für die Covid eine grosse Gefahr darstelle, da diese bereits verstorben seien.
«Dieser starke Überhang der Männer bei den Corona-Toten könnte aber mit der Zeit zurückgehen.»
Rolf Weitkunat
Bundesamt für Statistik
Besagte Zahlen stammen von den ersten drei Monaten des Jahres 2020. «Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, weitere Zahlen auszuwerten», sagt Weitkunat.
Über den Geschlechterunterschied bei den Corona-Erkrankungen gibt es bislang nur wenig Forschung. Laut der Forschungsinitiative Global Health 50/50 lassen sich Männer weniger oft testen als Frauen.
Eine andere Studie kommt zum Schluss, dass auch die Einstellungen eine Rolle spielen. «Eine Befragung unter rund 22'000 Personen aus acht Industrienationen ergab, dass Frauen Covid-19 eher als ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko ansehen», heisst es im «Der Standard». Darüber hinaus würden Frauen eher Massnahmen wie Masken, Abstand und häufiges Händewaschen akzeptieren, als dies Männer tun.
Wie unterschiedlich die Chancen sind, eine Covid-Erkrankung zu überleben, zeigten bereits mehrere Studien. Im vergangenen April veröffentlichte die Harvard University eine Erhebung, wonach die Wahrscheinlichkeit auf einen schweren Covid-Verlauf bei schwarzen Männern im Vergleich mit weissen Frauen rund sechsmal höher ist, wie «Watson» schreibt.
Als Gründe wurden hierfür Armut, eine schlechte Gesundheitsversorgung und soziale Benachteiligung ins Feld geführt.