5000 Fälle von Affenpocken WHO berät über «Notlage von internationaler Tragweite»

dpa/AFP/uri

24.6.2022

Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung

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Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung

01.06.2022

Die Zahl der erwiesenen Affenpocken-Infektionen weltweit steigt weiter an – und Europa ist am schwersten betroffen. Jetzt beraten Fachleute der Weltgesundheitsorganisation in Genf, ob sie Alarm schlagen müssen.

dpa/AFP/uri

24.6.2022

In der Schweiz wurden zwischen 21. Mai 2022 und 22. Juni laut der Website des Bundesamts für Gesundheit (BAG) 46 Affenpocken-Infektionen bei Menschen gemeldet. Weltweit sind es in diesem Jahr inzwischen fast 5'000 Ansteckungen in mehr als 40 Ländern ausserhalb Afrikas. In Ländern, in denen Affenpocken bis Mai praktisch unbekannt waren, waren es 3'308 Fälle, wie aus Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC Stand Mittwoch kurz vor Mitternacht MESZ hervorgeht.

Dazu kommen nach einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1'600 Verdachts- oder bestätigte Fälle in acht afrikanischen Ländern, von denen viele solche Ausbrüche seit Jahren kennen.

Angesichts der Entwicklung hat am Donnerstag in Genf der von der WHO einberufene Notfallausschuss zu Affenpocken seine Beratungen aufgenommen. Die hier vertretenen Fachleute sollen beurteilen, ob es sich um eine «Notlage von internationaler Tragweite» handelt, die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann.

Die WHO folgt in der Regel der Empfehlung der Fachleute. Praktische Folgen hätte das nicht, aber es soll alle Länder wachrütteln, nach Fällen Ausschau zu halten und eigene Vorkehrungen zu treffen, um eine Ausbreitung einzudämmen.

BAG geht von «keiner Gefahr für die Bevölkerung aus»

Nach Angaben der WHO wird das Ergebnis der Beratungen frühestens am heutigen Freitag erwartet. Der Ausschuss tagt je nach Beschluss der WHO in losen Abständen über mehrere Wochen oder Monate. Den Vorsitz hat Jean-Marie Okwo-Bele aus der Demokratischen Republik Kongo. Vertreten sind unter anderem Spezialistinnen und Spezialisten aus Japan, Brasilien, Thailand, der Schweiz, Russland, Marokko und Nigeria.

Blasen nach einer Affenpocken-Infektion an der Hand eines Kindes. (Archiv)
Blasen nach einer Affenpocken-Infektion an der Hand eines Kindes. (Archiv)
Bild: CDC/Getty Images)

«Zurzeit gehen wir von keiner Gefahr für die Bevölkerung aus», schreibt indes das BAG auf seiner Website. Demnach würden die nationalen und internationalen epidemiologischen Daten auf eine Begrenzung der Ausbrüche hinweisen. «Es muss davon ausgegangen werden, dass in der Schweiz neue Fälle auftreten werden», heisst es hier allerdings auch.

Deshalb rufe man alle Akteure im Gesundheitswesen dazu auf, «Unterstützung bei der Früherkennung von Fällen und der Isolierung von infizierten Personen» zu leisten.

Die meisten Fälle treten in WHO-Europaregion auf

Zudem werde man die Situation auch weiterhin aufmerksam verfolgen und sich mit den Kantonen, der European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation WHO abstimmen.

Die meisten Affenpocken-Fälle ausserhalb Afrikas wurden bislang in 29 Ländern in der WHO-Europaregion gemeldet: insgesamt 2'746, wie die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO in einer gemeinsamen Analyse berichteten.

Wie aus den Daten hervorgeht, handelt es sich bei fast allen bestätigten Fällen um Männer. Rund 44 Prozent der Erkrankten waren zwischen 31 und 40 Jahren alt. Sterbefälle seien bislang noch nicht gemeldet worden.

Eine Laborantin mit einem Teströhrchen auf Affenpocken (Themenbild)
Eine Laborantin mit einem Teströhrchen auf Affenpocken (Themenbild)
Bild: Getty Images/iStockphoto