Erstes Interview Wie es sich anfühlt, mit einer Rakete abzustürzen

ght

18.10.2018

119 Sekunden nach dem Start begann sich die Sojus-Rakete aufzulösen.
119 Sekunden nach dem Start begann sich die Sojus-Rakete aufzulösen.
Keystone

Sie haben den ersten Fehlstart einer russischen Sojus-Rakete seit Jahrzehnten dank einer Notlandung überlebt. Nun spach NASA-Astronaut Nick Hague in einem CBS-Interview über die bangen Momente beim Absturz.

Eigentlich sollten der russische Kosmonaut Alexej Owtschinin und sein US-Kollegen Nick Hague am 11. Oktober zu einem etwa halbjährigen Forschungsaufenthalt auf der ISS aufbrechen und das Team um den Deutschen Alexander Gerst verstärken.

Sechs Stunden Flugzeit waren für ihre Kapsel «MS-10» berechnet worden, doch schon 119 Sekunden nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur und kurz vor dem Austritt aus der Erdatmosphäre hatte sich die Trägerrakete wegen technischer Probleme abgeschaltet und aufgelöst. Bei fast 8'000 Kilometern pro Stunde!

Die Astronauten Nick Hague (links) und Alexej Owtschinin überlebten den Absturz.
Die Astronauten Nick Hague (links) und Alexej Owtschinin überlebten den Absturz.
Keystone

Die NASA sprach von einer «Anomalie» an der Raketenstufe. Das bewährte Arbeitspferd der russischen Raumfahrt – es warf seine Reiter in rund 70 Kilometer Höhe ab, doch die Notfallsysteme funktionierten. Die Kapsel mit Owtschinin und Hague ging in eine flachere Flugbahn über. Es folgten bange Minuten bis zur Notlandung etwa 400 Kilometer vom Startpunkt entfernt.

Erstmal äusserte sich NASA-Astronaut Nick Hague nun in einem CBS-Interview über die Momente während des Absturzes: «Das Erste, was ich bemerkt habe war, dass wir ordentlich von Seite zu Seite durchgeschüttelt wurden.» Dann ging in der engen Kapsel ein Alarm los und ein Notfalllicht signalisierte, dass etwas ganz und gar nicht nach Plan verlief. Owtschinin analysierte den Vorfall mit ruhiger Stimme: «Ein Unfall mit dem Triebwerk. 2 Minuten, 45 Sekunden. Das war ein ganz kurzer Flug». Er scherzte sogar noch: «Wir schnallen uns mal etwas fester an.» Für Hague sei jedoch alles neu gewesen: «Es war mein erster Raumflug.»

Während die Kapsel vom Steig- in den Sinkflug überging und Hague für ein paar Sekunden die Schwerelosigkeit verspürte, versuchte er, sich mit einem kurzen Blick aus dem kleinen Fenster zu orientieren. «Werden wir im Wasser landen? Kommen wir in der kasachischen Steppe runter oder sind wir schon so weit geflogen, dass wir im Gebirge landen müssen?»

Harte Landung, riesiges Glück

Klar war zu diesem Zeitpunkt nur: Die Landung würde hart werden. «Wir mussten uns darauf vorbereiten, Kräfte von 7g auszuhalten», berichtet Hague. Zum Vergleich: Auf Formel-1-Fahrer, die mit 200 Sachen eine Kurve mit einem Radius von 160 Metern nehmen, wirken 2g. Bei mehr als 5g wird ein Mensch in der Regel bewusstlos. Raumfahrer werden auf eine Maximal-Belastung von 8g trainiert.

Nach dem harten Aufsetzen in der kasachischen Steppe habe Hagues einfach «nur durchgeatmet und realisiert, welch ein riesiges Glück wir hatten».

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