«Todesfalle» BermudadreieckWie fünf verschollene Flugzeuge einen Mythos begründen
Andreas Fischer
5.12.2020
Am 5. Dezember 1945 verschwinden fünf Flugzeuge der US-Marine vor der Ostküste Floridas spurlos, weil die Piloten die Orientierung verlieren. Der «Flight 19» begründet den Mythos des Bermudadreiecks. Was ist dran?
Charles Taylor will eigentlich gar nicht fliegen an diesem sonnigen 5. Dezember 1945. Doch der Lieutenant der US Navy Reserve ist als Ausbilder von «Flight 19», eines Übungsflugs, eingeteilt und fügt sich den Befehlen seiner Vorgesetzten. Er weist seine 13 Pilotenschüler ein, erklärt ihnen die zu absolvierende Ziel- und Navigationsübung – dann heben die fünf Torpedobomber vom Typ TBF Avenger vom Marinestützpunkt Fort Lauderdale in Florida ab.
Es geht zunächst nach Osten, um Übungsbomben über einem Atoll abzuwerfen, dann sollen die Piloten zwei Mal über dem offenen Meer wenden und nach Florida zurückkehren. Der Kurs beschreibt also ein grosses Dreieck.
Das Problem dabei: Die Navigationstechnik vor 75 Jahren ist mit den heutigen modernen Instrumenten nicht zu vergleichen. Die Piloten müssen sich auf einen Kompass an Bord verlassen, können zur Not noch den Stand der Sonne und die Uhrzeit zur groben Richtungsbestimmung nutzen. Und Anhaltspunkte zur Orientierung gibt es auf dem Meer natürlich auch nicht.
Die Flugzeugstaffel von «Flight 19» kehrt an diesem Tag nicht zurück. Die Maschinen und ihre insgesamt 14-köpfige Besatzung bleiben trotz gross angelegter Suchaktion verschollen – und begründen den Mythos vom Bermudadreieck. Ihr mysteriöses Verschwinden ist der Stoff, aus dem Legenden gemacht sind – und gilt als der am besten dokumentierte Fall der unheimlichen Vorkommnisse, die sich in der sogenannten Todesfalle des Atlantiks angeblich regelmässig ereignen.
Alternative Fakten – oder wie ein Mythos entsteht
In dem Gebiet zwischen der Insel Bermuda im Norden, Miami im Westen und der Stadt San Juan auf Puerto Rico im Süden sollen allein in den vergangenen hundert Jahren mehr als 50 Schiffe und 20 Flugzeuge verschwunden sein – angeblich aus rätselhaften Gründen. Glaubt man den Apologeten des unerklärlichen Untergangs, sind für das Verschwinden des Kohleschiffs «USS Cyclops» 1918, den Untergang des japanischen Frachter «Raifuku Maru» in den 1920er-Jahren sowie diverse Flugzeugabstürze wahlweise Ausserirdische, Riesenkraken, Wurmlöcher oder andere aussergewöhnliche Phänomene verantwortlich.
Beweisen lässt sich das nicht, aber mit Behauptungen, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien konnte man immer schon gut Kasse machen. Nachdem der Begriff «Bermudadreieck» 1952 das erste Mal von der Nachrichtenagentur Associated Press verwendet wird, bricht in den Folgejahren ein erstes Bermudafieber aus. Die zweite Welle kommt dann 1964, als das Bermudadreieck in einem Artikel von Vincent Gaddis im Magazin «Argosy» das Prädikat «tödlich» verliehen bekommt.
Weil es für zahlreiche Flugzeug- und Schiffskatastrophen keine befriedigenden Erklärungen gibt, bringt Gaddis übernatürliche Phänomene ins Spiel. Eine Vorlage, die vom US-Autor Charles Berlitz dankbar aufgenommen wird: 1974 veröffentlicht er «Das Bermuda-Dreieck – Fenster zum Kosmos?». Der millionenfach verkaufte Besteller trifft beim Publikum einen Nerv und ärgert die Wissenschaftler, die die meisten von Berlitz aufgeführten Horrorgeschichten als faktenverdrehende Fantasmen entlarven.
Nichts ist unerklärlich
Dafür müssen sie nur ein wenig recherchieren, wie es Lawrence Kusche, ein Bibliothekar aus Arizona, tut. In Archiven, Gerichtsakten und Expertenberichten findet er ganz natürliche Erklärungen für die meisten der mysteriösen Vorfälle und veröffentlicht sie bereits 1975 in seinem Buch «Die Rätsel des Bermuda-Dreiecks sind gelöst».
Kusches schönste Enthüllung: Der von Berlitz ins Bermudadreieck verlegte und blumig ausgeschmückte Untergang der «Raifuku Maru» ereignete sich 1925. Der Frachter sank auf dem Weg von Boston nach Hamburg vor der Küste der kanadischen Provinz Nova Scotia.
In der Tat verschwinden im Bermudadreieck nicht mehr Schiffe und Flugzeuge als anderswo auf der Welt. Das haben sowohl der Schiffsversicherer Lloyd's of London als auch die US-Küstenwache bestätigt. Und wenn sie es tun, dann spielen vor allem schlechtes Wetter, technische Pannen und menschliches Versagen die Hauptrolle.
Weil der warme Golfstrom den kalten Atlantik durchquert, entstehen in der Region häufig plötzlich auftretende lokale Stürme, turbulente Luftmassen bilden Luftlöcher, Sandbänke und Untiefen sind echte Herausforderungen für die Schifffahrt. Alles ganz natürliche Ursachen also – und auch das Verschwinden von «Flight 19» ist weniger unerklärlich, als es sich Verschwörungstheoretiker wünschen: Die Piloten haben sich schlichtweg verflogen.
Auf dem falschen Weg
Sylvia Wrigley, selbst Pilotin und Autorin des Buchs «Without A Trace», in dem sie mit Mythen über verschollene Flugzeuge aufräumt, ist die Route im Flugsimulator nachgeflogen und hat dabei auf moderne Navigationsinstrumente verzichtet. Sie kommt in der am 14. Oktober 2020 ausgestrahlten ZDFneo-Doku «Mythos: Das Bermudadreieck» zu dem Schluss: «Es war eine dramatische Fehlentscheidung des Staffelführers.»
Charles Taylor, der wie gesagt gar nicht fliegen will am 5. Dezember 1945, kennt sich in der Gegend nämlich nicht aus. Erst zwei Wochen zuvor war er nach Fort Lauderdale versetzt worden. Beim Übungsflug weist er seine Flugschüler immer wieder an, nach Osten zu fliegen, weil er glaubt, über den Florida Keys zu sein. Dazu fallen seine Kompasse aus. «Dabei hätten sie einfach nur nach Westen fliegen müssen», wie Wrigley sagt.
Irgendwann sind dann die Tanks leer, und die Piloten müssen notwassern. In der rauen See ist das ihr Todesurteil. Der kraftvolle Golfstrom trägt die Leichen und die Wrackteile schnell weg und verwischt alle Spuren.
30 mysteriöse Orte auf Google Earth
Die Aluminium-Flocken färben einen Abschnitt des Bergbachs im Engadin weiss.
Bild: Christoph Wanner, Institut für Geologie an der Universität Bern
Die Quelle des Bachs liegt im Einzugsgebiet eines kleinen Bergsees in einem südlichen Seitental des Engadins. Die folgenden Bilder zeigen mysteriöse Orte weltweit, die mithilfe von Google Earth aufgenommen wurden.
Bild: Christoph Wanner, Institut für Geologie an der Universität Bern
Das Dampfboot SS Ayrfield wurde in einer Bucht bei Sydney versenkt. Die Überreste ragen aber immer noch aus dem Wasser und inzwischen sind auf dem Wrack sogar schon Bäume gewachsen.
Bild: Google
Was es wohl mit dieser Spirale mitten in der ägyptischen Wüste auf sich hat? Angeblich ist es ein Kunstprojekt, aber wer soll das glauben?
Bild: Google
Auch dieses Dreieck in der Wüste von Arizona scheint keinen wirklichen Zweck zu haben.
Bild: Google
Wo finden Flugzeuge ihre letzte Ruhe? Ebenfalls in der Wüste von Arizona, auf dem Flugzeug-Friedhof von Tucson.
Bild: Google
Der «Badlands Guardian» scheint eine Hügellandschaft in der kanadischen Provinz Alberta zu bewachen. Die Formation, die wie das Gesicht eines kanadischen Ureinwohners aussieht, wurde erst 2006 durch Google Earth entdeckt.
Bild: Google
Eindeutig von Menschenhand geschaffen wurde allerdings diese in einem Feld bei Cordoba in Argentinien liegende Gitarre.
Bild: Google
Was soll diese Zielscheibe in der Wüste von Nevada von bedeuten? Potenzieller Landeplatz für Aliens? Oder gar Ziel von sowjetischen Atomraketen?
Bild: Google
In diesem Schwimmbecken in Chile wird man bestimmt nicht ständig von Teenagern angerempelt - bei einer Länge von über einem Kilometer sollte genug Platz für jeden sein. Das Becken wurde als grösstes der Welt ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen.
Bild: Google
Can you feel the love tonight? Dieser König der Löwen begrüsst nördlich von London beim Flughafen Luton Besucher aus der Luft.
Bild: Google
Schon wieder merkwürdiges aus Nevada. Diesmal gibt es mehrere Kreise in einem Dreieck zu sehen? Eine geheime Botschaft?
Bild: Google
Und dann gibt es in Nevada noch diesen Stern. Jeder Interpretationsversuch ist wohl zwecklos.
Bild: Google
Im fernen Osten Russlands, mitten im Niemandsland, wacht ein Affengesicht über die Einsamkeit.
Bild: Google
Das Parkieren muss ein französischer Kampfjet-Pilot wohl noch lernen. Mitten in einem Pariser Vorort steht ein Jet auf einem gewöhnlichen Parkplatz. Gut, der gehört zu einer Luftfahrt-Universität, aber wie der da wieder wegkommen soll, wissen die Professoren bestimmt auch nicht.
Bild: Google
Hier gibt es genug Platz zum Landen und das direkt mehrmals. Diese Ansammlung von Landebahnen in Arizona soll zum Training von Piloten genutzt werden.
Bild: Google
In 1989 stürzte ein Flugzeug auf dem Weg vom Tschad nach Frankreich wegen eines Bombenanschlags in der Sahara ab. Am Unglücksort in Niger wurde ein Mahnmal für die 170 Todesopfer errichtet. Leider ist es inzwischen fast vollständig vom Sand begraben worden.
Bild: Google
Vor relativ kurzen 50'000 Jahren richtete ein Meteorit im heutigen Arizona Verwüstung an. Den riesigen Krater, den er hinterlassen hat, kann man noch heute sehen und besichtigen.
Bild: Google
Es gibt nicht viele Möglichkeiten zur Abkühlung für Flusspferde in einem Nationalpark in Tansania. Also drängeln sich die Tiere mächtig in engen Gewässern.
Bild: Google
Sind diese Lippen zum Küssen da? Im Sudan finden sich irgendwo im nirgendwo diese roten Lippen.
Bild: Google
Ein absolutes Farbenspektakel ist der Grand Prismatic Spring im Yellowstone-Nationalpark. Er ist die grösste Thermalquelle der USA und die drittgrösste der Welt.
Bild: Google
Dauerhaft die Hilfe vom Fledermaus-Mann brauchen wohl die Menschen im japanischen Okiknawa. Das «Bat-Signal» ist hier gut sichtbar auf dem Dach eines Gebäudes angebracht.
Bild: Google
Ein mysteriöses Muster findet sich in China. Angeblich wird es zur Kalibrierung von Spionage-Satelliten genutzt.
Bild: Google
Dieses Bergwerk in Utah hat riesige Becken an der Oberfläche, in denen durch die Sonne erzeugte Verdampfung Wasser von anderen Materialien getrennt wird.
Bild: Google
Der Riese von Atacama in Chile wurde vor knapp tausend Jahren von Inkas in einen Hügel geschlagen.
Bild: Google
Wie ein riesiges Spinnennetz sieht dieses Ölfeld in Argentinien aus.
Bild: Google
Mitten in China wurde im Massstab von 1:20 die Grenzregion zu Indien nachgebaut. Da das Gebiet zwischen beiden Ländern umstritten ist, dient das merkwürdige Modell wohl dem militärischen Training.
Bild: Google
Home Sweet Home. In Oregon hat ein Mann eine ausrangierte Boeing 707 zu einem trauten Eigenheim umgebaut.
Bild: Google
Gefangen im Stadtpark: Im spanischen Valencia wurde der Riese Gulliver von den Bürgern in einem Park gefangen.
Bild: Google
«Come Downtown and Play» können Piloten auf dem Dach eines Einkaufszentrums lesen, wenn sie den Flughafen von Memphis ansteuern. Stattdessen sollten sie sich lieber auf die Landung konzentrieren.
Bild: Google
Mark Gubin wohnt in der Einflugschneise seine lokalen Flughafens. Als schrieb er «Welcome to Cleveland» in grossen Buchstaben auf sein Dach. Einziges Problem: Gubins Haus liegt in Milwaukee, Hunderte Kilometer von Cleveland entfernt. Seit fast 30 Jahren jagt er mit seiner Botschaft nun Fluggästen einen gehörigen Schrecken ein.
Bild: Google
Ein einziges Mysterium ist der Mars. Der rote Planet lässt sich mit «Google Mars» erkunden. Dort kann man sich etwa die Landeplätze der diversen Marssonden anschauen.
Bild: Google
30 mysteriöse Orte auf Google Earth
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Bild: Christoph Wanner, Institut für Geologie an der Universität Bern
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Mitten in China wurde im Massstab von 1:20 die Grenzregion zu Indien nachgebaut. Da das Gebiet zwischen beiden Ländern umstritten ist, dient das merkwürdige Modell wohl dem militärischen Training.
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Home Sweet Home. In Oregon hat ein Mann eine ausrangierte Boeing 707 zu einem trauten Eigenheim umgebaut.
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Mark Gubin wohnt in der Einflugschneise seine lokalen Flughafens. Als schrieb er «Welcome to Cleveland» in grossen Buchstaben auf sein Dach. Einziges Problem: Gubins Haus liegt in Milwaukee, Hunderte Kilometer von Cleveland entfernt. Seit fast 30 Jahren jagt er mit seiner Botschaft nun Fluggästen einen gehörigen Schrecken ein.
Bild: Google
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