Fragen und Antworten Wie zuverlässig sind Selbsttests bei Omikron?

uri

15.1.2022

Ein Kindergartenkind und seine Mutter warten daheim auf das Ergebnis eines Corona-Selbsttests.
Ein Kindergartenkind und seine Mutter warten daheim auf das Ergebnis eines Corona-Selbsttests.
Bild: dpa

Selbsttests bieten vielen Orientierung in der Pandemie. Meldungen, dass die Tests im Fall der Omikron-Variante weniger zuverlässig seien, sorgen aber für Verunsicherung. Was ist dran? Und worauf muss man achten?

uri

15.1.2022

Sind Antigen-Selbsttests bei Omikron weniger zuverlässig?

Auf dem internationalen Markt befinden sich zahllose Antigen-Selbsttests. Und nicht alle haben dieselbe Güte. Ende des Jahres sorgte die US-Arzneimittelbehörde FDA mit einer Untersuchung für Aufsehen. Demnach zeigten einige der getesteten Sars-CoV-2-Antigentests eine zu geringe Empfindlichkeit beim Nachweis der Omikron-Variante. Das könne zu falsch negativen Ergebnissen führen, erklärte die Behörde.

Das Bundesamt für Gesundheit erklärt indes auf Nachfrage, dass man im Vergleich der Varianten Omikron und Delta «aktuell generell von keiner grösseren Fehlermarge bei den Schnelltestresultaten» ausgehe.

Ebenfalls gibt das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Entwarnung. Es hat im Dezember 245 verschiedene in Deutschland erhältliche Tests geprüft. 199 der Tests bestanden dabei die Prüfung (hier gibt es die komplette Liste), erwiesen sich also als empfindlich genug für einen Nachweis auf eine Coronavirus-Infektion. Das PEI schreibt dazu auf seiner Website, man gehe davon aus, dass die meisten dieser Tests auch «eine Omikron-Infektion nachweisen können».

Dann sind die vielen Mutationen bei Omikron gar kein Problem für die Tests?

Pauschal kann man das so nicht sagen. Laut dem PEI gilt das aber wohl für die Mehrheit der erhältlichen Tests. Diese reagieren nämlich auf das sogenannte Nukleo-Protein (N-Protein) des Coronavirus. Und dieses sei im Gegensatz zum Spike-Protein (S-Protein) nur wenig durch die Mutationen betroffen. «Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage sind allerdings weitere Untersuchungen, insbesondere Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-infizierten Personen, erforderlich», so das PEI.

Und in welchem Fall funktionieren die Tests schlechter?

Wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtet, gibt es immerhin Erkenntnisse, dass einige Schnelltests im Fall von Omikron erst dann ein positives Ergebnis liefern, wenn bereits Symptome bei den Betroffenen bestehen. Gemäss kleinen und noch nicht geprüften US-Studien hätten die Antigen-Schnelltests von zwei Herstellern im Fall von Omikron-Durchbruchsinfektionen erst zwei bis drei Tage nach einem Speichel-PCR-Test positive Ergebnisse gezeigt. Diskutiert werde in diesem Zusammenhang auch, ob im Fall von Omikron die Viruslast im Speichel womöglich früher stark ansteige als im Nasenbereich und Schnelltests mit Rachenabstrich deshalb womöglich schneller reagieren.

Wie sicher sind Selbsttests generell?

Laut der Meta-Studie «Cochrane Review», über die der Bayerische Rundfunk berichtet, funktionieren die Antigen-Schnelltests bei Infizierten am zuverlässigsten in der ersten Woche, nachdem es zu ersten Symptomen kam. Dann sei die Viruslast in Hals und Rachen am höchsten. Durchschnittlich hätten die Tests gemäss der Untersuchung 72 Prozent der Covid-19-Infektionen richtig erkannt. Bei asymptomatischen Personen sei die Trefferquote indes auf 58 Prozent abgesunken.

Das BAG teilte blue News diesbezüglich mit, die Tests seien nicht Teil der nationalen Teststrategie. Auch Negativ-Resultate seien «kein Nachweis, nicht infiziert zu sein». Das Paul-Ehrlich-Institut stellt auf seiner Website zudem klar, dass «Selbsttests und Antigen-Schnelltests zur professionellen Anwendung nicht zur sicheren Diagnose einer Covid-Infektion entwickelt worden sind. Sie seien dazu gedacht, «Personen mit einer sehr hohen Viruslast, der damit verbundenen potenziellen Infektiosität und dem Übertragungsrisiko für Kontaktpersonen schnell und einfach zu identifizieren».

Wie gut sind die in der Schweiz erhältlichen Selbsttests?

Von den 27 in der Schweiz zugelassenen Antigen-Selbsttests nahm das PEI in der Untersuchung immerhin 20 unter die Lupe, berichtet die «Sonntagszeitung». Davon hätten alle das Mindestkriterium erfüllt, nämlich mindestens 75 Prozent der Proben mit sehr hoher Viruslast richtig zu erkennen. Für die restlichen sieben Selbsttests würden keine Evaluationsdaten vorliegen.

Auffällig ist laut der «Sonntagszeitung» dabei, dass die wohl in der Schweiz populärsten Selbsttests in der Untersuchung des PEI nicht besonders gut abgeschnitten hätten. Es handle sich dabei um den Test von Roche, das Produkt «Flowflex» des chinesischen Herstellers Acon und den Test des chinesischen Herstellers Genrui. Alle drei würden selbst bei «sehr hoher Viruslast» nicht alle Proben korrekt erkennen.

Weniger bekannte Tests wie etwa «Clinitest» von Siemens Healthineers, den es an vielen Kiosken gibt, oder der Test des französischen Herstellers Biosynex würden hingegen gut abschneiden.

Wie sollte man die Selbsttests bei Omikron idealerweise einsetzen?

Die deutsche Virologin Sandra Ciesek, die sich eingehend mit den Selbsttests beschäftigt, empfiehlt Personen mit Covid-Symptomen auf Twitter: «Wenn der erste Test negativ ist, noch mal nach zwölf bis 24 Stunden testen.» Alternativ solle man einen PCR-Test machen.»

Wie sollte man sich bei einem negativen Test bei Symptomen verhalten?

Bei Krankheitssymptomen solle man zu Hause bleiben und alle Kontakte zu anderen Personen vermeiden, schreibt das BAG auf Nachfrage. Zudem sei in der aktuellen epidemiologischen Situation zu beachten, dass ein negatives Antigen-Schnelltest-Resultat keine Garantie dafür sei, dass man nicht infiziert und ansteckend ist. «Deshalb soll man sich bei Symptomen trotz negativen Antigen-Schnelltest-Resultats strikt an die geltenden Hygiene- und Verhaltensregeln halten, zu Hause bleiben und Kontakte zu anderen Personen minimieren.»