Tsitsipas und seine WC-Pausen Sind zehn Minuten für den Toilettengang zu lang?

tafu/tsha

2.9.2021

Der griechische Tennisspieler Stefanos Tsitsipas lässt sich beim Toilettengang gern etwas mehr Zeit.
Der griechische Tennisspieler Stefanos Tsitsipas lässt sich beim Toilettengang gern etwas mehr Zeit.
Bild: Keystone

Der griechische Tennisspieler Stefanos Tsitsipas hat es schon wieder getan: Am Mittwoch verschwand er während eines Spiels minutenlang auf der Toilette. Zu lang? «blue News» macht den Faktencheck. 

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«Ich war in meinem Leben noch nie so lange auf der Toilette», empörte sich Tennisstar Andy Murray über seinen Gegner, den Griechen Stefanos Tsitsipas. Der war am Montag bei einem Match während den US Open einfach mal für eine Weile in den Katakomben verschwunden. Nach mehr als sieben Minuten kehrt er zurück, ist sich keiner Schuld bewusst – und gewinnt das Spiel.

Kein Wunder, dass das Murray gleich doppelt gegen den Strich geht. Er vermutet Absicht dahinter, unterstellt seinem Gegner, er wolle ihn gezielt aus dem Konzept bringen. Auch nach dem Spiel macht er auf Twitter seinem Ärger weiter Luft: «Fakt des Tages: Stefanos Tsitsipas braucht doppelt so lange, um auf die Toilette zu gehen, wie Jeff Bezos braucht, um ins All zu fliegen. Interessant.»

Die gleiche Erfahrung musste auch Alexander Zverev bereits machen: Als Tsitsipas gegen ihn spielte, blieb er sogar ganze zwölf Minuten weg. «Vielleicht geht er ja wirklich nur aufs Klo, aber es passiert einfach zu oft», so Zverev. Vergleichsweise schnell war Tsitsipas hingegen am Mittwoch: Beim US-Open-Sieg in der zweiten Runde gegen Adrian Mannarino benötigte er «nur» acht Minuten auf dem Lokus – und wurde nach seiner Rückkehr vom Klo vom Publikum ausgebuht.



Das sagt das Arbeitsrecht

Aber was ist eigentlich «zu oft»? Und wie lange darf ein Toilettengang dauern, wenn man quasi «bei der Arbeit» ist? Laut Regelwerk der International Tennis Federation  (ITF) sind bei den Herren zwei Unterbrechungen in Matches mit drei Gewinnsätzen erlaubt, ist beim «Spiegel» zu lesen. Wie lang eine solche Pause dauern darf, sei allerdings nicht klar geregelt.

Was aber sagt das Arbeitsrecht grundsätzlich dazu? «Wie lange eine Toilettenpause dauern darf, ist nicht speziell geregelt», erklärt Marc Hürzeler, Professor für Sozialversicherungsrecht an der Universität Luzern, auf Nachfrage von «blue News». «Toilettenbesuche sollten deshalb grundsätzlich innerhalb der üblichen Pausenzeiten vollzogen werden.» Wer täglich mehr als fünfeinhalb Stunden arbeitet, darf eine Viertelstunde Pause machen. Ab sieben Stunden Arbeitszeit verdoppelt sich die Pausenzeit auf 30 Minuten.



Was die Dauer und Häufigkeit von Pinkelpause betrifft, «habe die Arbeitgeberin beziehungweise der Arbeitgeber aber auch Rücksicht auf die Gesundheit der Angestellten zu nehmen», sagt Hürzeler. «So kann ausnahmsweise aus gesundheitlichen Gründen auch ein häufigerer oder längerer Toilettengang angezeigt sein, was unter diesen Umständen von der Arbeitgeberin beziehungsweise vom Arbeitgeber zu gewähren wäre.»

Wie lange ist zu lange?

Für Tennisspieler wie Stefanos Tsitsipas gelten diese Bestimmungen allerdings nicht. Was die Frage aufwirft: Braucht der Grieche für seinen Toilettengang wirklich überdurchschnittlich lange? Die Antwort ist einfach: Kommt drauf an. Denn erstens dauert ein grosses Geschäft in der Regel länger als ein kleines; ausserdem lässt sich jeder Mensch unterschiedlich viel Zeit auf dem WC.

Eine nicht mehr ganz taufrische Studie jedenfalls hat errechnet, dass Schweizer Männer pro Sitzung fünf Minuten benötigen (Frauen hingegen nur 3,6 Minuten). Da Frauen aber fünfmal am Tag das stille Örtchen aufsuchen, Männer hingegen nur dreimal, sitzen erstere mehr als ein Jahr ihres Lebens auf dem Klo, die Herren der Schöpfung hingegen 291 Tage.

Eine andere Studie, diesmal aus Grossbritannien, hat allerdings ergeben, dass viele Männer mehr Zeit auf dem Klo verbringen als eigentlich nötig. Denn statt nur den natürlichen Zwängen nachzugeben, ist für manch einen die Toilette offenbar ein Rückzugsraum – um für ein paar Minuten vor nervenden Ehepartnern oder Kindern zu entfliehen.

Ob Stefanos Tsitsipas ähnliche Motive antreiben, bleibt sein Geheimnis.