Umstrittene Praxis Zu viel Kerosin im Tank: Airlines sparen auf Kosten des Klimas

tsha

11.11.2019

British Airways tankt mehr Kerosin, als es für die Flüge benötigen würde. Das Vorgehen sei «möglicherweise falsch», so das Unternehmen.
British Airways tankt mehr Kerosin, als es für die Flüge benötigen würde. Das Vorgehen sei «möglicherweise falsch», so das Unternehmen.
Bild: Keystone/Archiv

Weil Fluggesellschaften mehr tanken als benötigt, verursachen sie einem Bericht zufolge zusätzlich so hohe CO2-Emissionen wie eine Stadt. Die Praxis hat vor allem finanzielle Gründe.

Es gibt keine umweltschädlichere Art des Reisens als das Fliegen. Wer etwa von Zürich nach London und zurück das Flugzeug nimmt, verursacht im Schnitt 414 Kilogramm CO2, so das Portal «Atmosfair». Weil auch die Fluggesellschaften erkannt haben, dass sie zu einem nicht unerheblichen Teil zum Klimawandel beitragen, haben einige Airlines zuletzt medienwirksam verkündet, in Zukunft klimaneutral fliegen zu wollen.

Die australische Fluggesellschaft Qantas etwa will das mithilfe neuartiger Kraftstoffe schaffen – allerdings erst bis zum Jahr 2050. Die British-Airways-Mutter IAG sowie Air France wollen bis dahin all die Emissionen, die ihre Flugzeuge verursachen, immerhin ausgleichen. Angesichts dessen, was nun die BBC berichtet, wirken diese Ankündigungen allerdings eher wie Lippenbekenntnisse.



Dem Bericht zufolge ist es gängige Praxis, dass Flugzeuge mit zu viel Kerosin an Bord abheben – und durch das zusätzliche Gewicht erheblich mehr CO2 verursachen. Grund für die übervollen Tanks sind nicht etwa nur Sicherheitsbedenken, um im Notfall auch weiter entfernte Flughäfen erreichen zu können. Laut BBC geht es den Fluggesellschaften vielmehr darum, Geld zu sparen.

Denn oftmals sei das Tanken am Startflughafen günstiger als am Zielairport. Dort muss dann entsprechend weniger Kerosin nachgetankt werden, da die Tanks bei der Ankunft noch nicht leer sind.

Profil vor Planet?

Im Falle von British Airways sei das Problem so massiv, dass allein im vergangenen Jahr 18'000 Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen entstanden seien, so der BBC-Bericht. Einer Studie von Eurocontrol zufolge tankt jede fünfte europäische Airline aus Kostengründen zu viel Kerosin. Innereuropäische Flüge würden dadurch jährlich zusätzlichen Treibstoff verbrauchen, der einen Klimaeffekt habe wie eine Stadt mit 100'000 Einwohnern, so die BBC.

British Airways betanke seine Flugzeuge mit bis zu sechs Tonnen zusätzlichem Treibstoff. Das Unternehmen setze sogar Computerprogramme ein, um zu berechnen, auf welchen Routen sich damit Geld einsparen lasse. Tatsächlich würden die Airlines durch diese Praxis aber pro Flug oft nur wenige Euro sparen, in anderen Fällen allerdings mehrere Hundert Euro.



Für John Sauven von der britischen Sektion von Greenpeace ist das Geschäftsmodell der Airlines ein «klassisches Beispiel dafür, wie Firmen ihren Profit vor die Interessen des Planeten stellen». Es sei deswegen notwendig, dass die Regierung verbindliche Ziele zur Emissionsreduzierung festlege, an die sich auch die Fluggesellschaften halten müssten.

British Airways hat auf den BBC-Bericht bereits reagiert. Die Praxis, mehr zu tanken als benötigt, sei «möglicherweise falsch», so das Unternehmen. Allerdings sei es aus logistischen und Sicherheitsgründen bisweilen notwendig, einige Tonnen zusätzliches Kerosin im Tank zu haben.

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