Coronavirus – Schweiz Zweite und dritte Welle verlangte Pflegenden besonders viel ab

stsc, sda

22.11.2021 - 12:57

Ein Intensivpfleger betreut einen Corona-Patienten: Auf den Notfall- und Intensivstationen nahm die Arbeitsbelastung und der Zeitdruck während der zweiten und dritten Corona-Welle besonders zu. (Archivbild)
Ein Intensivpfleger betreut einen Corona-Patienten: Auf den Notfall- und Intensivstationen nahm die Arbeitsbelastung und der Zeitdruck während der zweiten und dritten Corona-Welle besonders zu. (Archivbild)
Keystone

Die Arbeitsbelastung des Pflegepersonals hat während der zweiten und dritten Corona-Welle im Vergleich zur ersten Welle nochmals zugenommen. Gleichzeitig stieg die emotionale Erschöpfung stark an, die Arbeitszufriedenheit und Zufriedenheit mit der Bezahlung nahm ab.

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Das sind die Ergebnisse des aktuellen Spitalreports, für den Markus Arnold und Arthur Posch von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern seit 2019 regelmässig die Arbeitssituation von Pflegefachpersonen untersuchen. Für die neueste Ausgabe wurden Ende Sommer und Anfang Herbst 2021 über 4000 Pflegekräfte aus 26 Schweizer Spitälern befragt.

«Die Resultate belegen eindeutig, dass die zweite und dritte Welle der Pandemie das Pflegepersonal deutlich stärker traf als noch die erste Welle», liess sich Arnold in einer Mitteilung der Universität Bern vom Montag zitieren. So mündete die höhere Arbeitsbelastung auch auch darin, dass Pflegekräfte unter einem höheren Zeitdruck arbeiten mussten, was sich wiederum auf Körper und Psyche niederschlug.

Besonders stark betroffen waren Pflegende in den Not- und Intensivstationen. So nahm dort die Arbeitsbelastung während der zweiten und dritten Welle um 61 Prozent im Vergleich zu 2019 zu, in anderen Abteilungen betrug die Zunahme 38 Prozent.

Absprünge werden möglicher

Die Arbeitszufriedenheit sank bei den Pflegefachpersonen im Vergleich zur ersten Welle (minus 7 Prozent) sowie auch deren Zufriedenheit mit der Bezahlung (minus 9 Prozent). Über die gesamte Pandemie gesehen verringerte sich die Arbeitszufriedenheit um 6 Prozent, die Zufriedenheit mit dem Lohn um 15 Prozent.

Diese zunehmende Unzufriedenheit führt gemäss der Studie dazu, dass das Risiko steigt, dass sich Pflegende aus dem Beruf verabschieden: Nach der zweiten und dritten Welle gaben sie durchschnittlich an, mit einer Wahrscheinlichkeit von 81 Prozent dem Pflegeberuf in zwei Jahren noch nachgehen zu wollen. Vor Ausbruch der Pandemie lag der Wert bei 88 Prozent. «Für ein Berufsfeld, das bereits heute unter drastischem Fachkräftemangel leidet, ist ein Rückgang von 7 Prozent viel», sagte Posch gemäss der Mitteilung.

Den Studienautoren zufolge gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Massnahmen, die die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden positiv beeinflussen. Dazu gehören explizites Lob von Vorgesetzten sowie Belohnungen für die Arbeit während der Pandemie, eine erhöhte Wertschätzung des Pflegeberufs in der Öffentlichkeit, Entscheidungsspielräume bei der Arbeit sowie ein kooperatives Arbeitsklima zwischen Pflegenden und Ärztinnen und Ärzten.