Im Berner Kirchenfeld soll ein Museumsquartier mit internationaler Ausstrahlung entstehen. Geplant ist ein gemeinsamer Zugang für sieben Kulturinstitutionen sowie ein öffentlicher Museumspark. Geschätzte Kosten: maximal 250 Millionen Franken.
Kanton, Stadt und Burgergemeinde Bern stellten am Montag an einer Medienkonferenz in Bern eine Machbarkeitsstudie vor. Teil des Museumsquartiers wären das Bernische Historische Museum, das Naturhistorische Museum, das Museum für Kommunikation, das Alpine Museum, die Kunsthalle, das Schweizer Schützenmuseum sowie das Yehudi Menuhin Forum.
Damit die verschiedenen Institutionen als «Einheit» erlebt werden, soll es am Helvetiaplatz einen gemeinsamen Eingang geben, der durch eine unterirdische Passage zu einem Besucherzentrum samt Museumsshop unterhalb des Historischen Museums führt.
Von einer grosszügigen Empfangshalle gelangen die Besucherinnen und Besucher in den öffentlichen Museumspark hinter dem Historischem Museum. Vom Park, der auch als Veranstaltungsort dienen soll, können weitere Museen und Institutionen erreicht werden. Die Machbarkeitsstudie sieht mehrere Gestaltungsvarianten vor.
In der Planung mitberücksichtigt werden zudem die angrenzende Nationalbibliothek, das Stadtarchiv, die Mediothek der Pädagogischen Hochschule PHBern sowie das Gymnasium Kirchenfeld.
Museumsdichte als «Glücksfall»
Von einem «Glücksfall» sprach Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried. Die Nachbarschaft von insgesamt elf Institutionen rund um den Helvetiaplatz sei in dieser Dichte einzigartig. Die Idee eines Museumsquartiers sei deshalb kein «grössenwahnsinniges» Prestigeprojekt sondern vielmehr pragmatisch und nachhaltig.
Auch aus Sicht des Kantons Bern handelt es sich um ein «wegweisendes Projekt», wie Regierungsrätin Christine Häsler betonte. Grosse Chancen zur Vernetzung böten sich nicht nur aus kulturpolitischer Sicht, sondern auch für den Tourismus. Der Städtetourismus boome und dies wirke sich auch auf das Umland aus.
Eine Million Museumsbesucher erhofft
Laut Medienmitteilung rechnen die Projektträger mit steigenden Besucherzahlen der Berner Museen bis zu einer Million pro Jahr. Zum Vergleich: gesamtschweizerisch werden pro Jahr etwas über 13 Millionen Museumsbesuche registriert.
Gemäss ersten groben Berechnungen dürfte das Projekt in der favorisierten Variante maximal um die 250 Millionen Franken kosten – verteilt auf Kanton, Stadt und Burgergemeinde Bern sowie weitere Trägerschaften.
So oder so notwendig ist die Sanierung des Altbaus des Historischen Museums sowie die Einrichtung eines Depots. Diese Bauvorhaben verursachen alleine Kosten von rund 100 Millionen Franken.
Das 1894 erstellte Museum sei noch nie saniert worden und entspreche heute nicht mehr den Anforderungen an eine modernes Museum, betonte Luc Mentha, Stiftungsratspräsident des Bernischen Historischen Museums. Dabei geht es um treppenfreie Zugänge sowie um die Möglichkeit von Rundgängen in Ausstellungen.
Architekturwettbewerb 2020
Die Machbarkeitsstudie soll nun zusammen mit den beteiligten Kulturinstitutionen vertieft und inhaltlich konkretisiert werden. Die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs ist für Herbst/Winter 2020 geplant. Läuft alles nach Plan, könnte das Museumsquartier zwischen 2025 und 2030 realisiert werden.
Ob dafür auch Volksabstimmungen nötig sind, ist noch offen. Dies hängt nicht zuletzt von der Höhe der Kredite ab, welche Kanton, Stadt und Burgergemeinde sowie weitere Träger beisteuern werden.
Autor der Machbarkeitsstudie ist Dieter Bogner. Der österreichische Kunsthistoriker und Museumsplaner hat das Museumsquartier in Wien entwickelt und zählt laut Communiqué «weltweit zu einer der renommiertesten Fachpersonen auf diesem Gebiet».
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