Steuern Berner Handels- und Industrieverein will stärkere Steuersenkungen

SDA

23.10.2019 - 14:18

Der Handels- und Industrieverein (HIV) des Kantons Bern drängt auf stärkere Steuersenkungen sowohl für Unternehmen als auch für natürliche Personen. Sonst habe Bern im interkantonalen Vergleich immer schlechtere Karten.

Zusammen mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG präsentierte der HIV am Mittwoch vor den Medien in Bern die achte Ausgabe des Steuermonitors. Schon heute sei der Kanton Bern steuerlich zu wenig attraktiv, hiess es. Dieser «fiskalische Standortnachteil» drohe sich noch zu verschärfen.

Die von der Berner Regierung verabschiedete Steuergesetzrevision 2021 sei ein gangbarer Kompromiss nach dem Volks-Nein zu tieferen Unternehmenssteuern von 2018, machten HIV-Vertreter deutlich. Die Vorlage kommt im November in den Grossen Rat.

Die darin vorgesehenen Entlastungsmassnahmen für die Unternehmen gehen für den HIV in die richtige Richtung. Mittelfristig brauche es aber mehr Anstrengungen. Denn höher als in Bern sei der Gewinnsteuersatz zurzeit nur im Wallis und in Genf – und beide Kantonen planten deutliche Senkungen.

«Dramatik» der Situation unterschätzt

In der politischen Diskussion sei man sich der «Dramatik» dieser Situation zu wenig bewusst, gab HIV-Präsident Kurt Rohrbach zu bedenken. «Der Kanton Bern fällt im Rennen weiter zurück». Kein Argument dürfe sein, dass eine Besserstellung des Kantons Bern zu Mindereinnahmen beim Finanzausgleich führen könnte.

Die Konkurrenzsituation verschärft sich laut HIV-Direktor Adrian Haas zusätzlich, weil zahlreiche Kantone daran seien, sich mit Blick auf die Umsetzung der eidgenössischen Steuervorlage (STAF) «fit zu trimmen.» Der HIV rechnet deshalb damit, dass Bern spätestens ab 2021 mit Abstand auf dem letzten Rang landen werde.

Für Pendler steuerlich zu wenig attraktiv

Handlungsbedarf gebe es auch bei den natürlichen Personen, hiess es an der Medienkonferenz weiter. Höhere Spitzensteuersätze als der Kanton Bern gebe es nur in den Kantonen Genf, Basel-Land, Waadt und Tessin.

Um den Handlungsbedarf zu illustrieren, zog der HIV die aktuelle Pendlerstatistik heran. Demnach pendeln unter dem Strich täglich über 20'000 Personen mehr zur Arbeit in den Kanton Bern als umgekehrt. Wären diese Zupendler im Kanton Bern wohnhaft, ergäbe dies Steuereinnahmen von «vorsichtig geschätzt» über 150 Millionen Franken.

Die unattraktive Steuersituation führe jedoch dazu, dass viele Unternehmen bei der Rekrutierung von Kadermitgliedern Schwierigkeiten hätten und viele gut Situierte ausserhalb des Kantons Bern Wohnsitz nähmen. Die Folgen seien Wirtschaftsschwäche, ein Verlust von Steuereinnahmen und zusätzliche Pendlerbewegungen.

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