Grosser Rat BE Berner Kantonsparlament sieht Grenzen bei integrativer Schule

zc, sda

29.11.2022 - 10:44

Ein Schulzimmer im Kanton Bern. Der Grosse Rat befasste sich am Dienstag mit dem Lehrkräftemangel. (Archivbild)
Ein Schulzimmer im Kanton Bern. Der Grosse Rat befasste sich am Dienstag mit dem Lehrkräftemangel. (Archivbild)
Keystone

Die bernischen Gemeinden sollen vermehrt wieder «Kleinklassen» eröffnen können, wenn die integrative Schule an ihre Grenzen stösst. Das wünscht sich der Grosse Rat.

Mit 93 zu 49 Stimmen überwies er am Dienstag eine Richtlinienmotion von Hans-Peter Kohler (FDP/Spiegel bei Bern). Der Regierungsrat soll demnach die (Wieder-)Eröffnung von Klassen zur besonderen Förderung aktiv unterstützen. Auch soll er «den Dialog über die Grenzen der integrativen Schulbildung federführend aufnehmen».

Die Integration möglichst aller Kinder in Regelklassen führe vielerorts zu Problemen, sagte Kohler im Rat. Wenn einzelne Kinder den Unterricht störten und viel Aufmerksamkeit benötigten, werde das Niveau nach unten angepasst.

Die Lehrpersonen könnten sich aufgrund des hohen administrativen und koordinativen Aufwands kaum mehr auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren. Die Attraktivität des Berufs nehme ab, und dies in Zeiten des Lehrermangels, machten auch Sprecherinnen und Sprecher anderer Fraktionen geltend.

Rahmenbedingungen verbessern

Widerspruch kam von SP und Grünen. Man könne den Lehrkräftemangel nicht stoppen, indem man neue Klassen eröffne, sagte etwa Bruno Vanoni (Grüne/Zollikofen). Das Gegenteil werde der Fall sein, es brauche ja dann zusätzliche Lehrpersonen. Besser wäre es, die Rahmenbedingungen zu verbessern und die Lehrkräfte zu entlasten.

Ein entsprechender, allgemein formulierter Punkt der Motion wurde mit überwältigendem Mehr überwiesen. Der Regierungsrat soll zusammen mit den Gemeinden dafür sorgen, «dass sich Lehrpersonen wieder vermehrt auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können».

Schon heute möglich

Bildungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) hatte nichts gegen die Hauptforderung der Motion einzuwenden. Die Regierung teile die Ansicht, dass Schülerinnen und Schüler gemäss ihren Begabungen und Leistungsfähigkeiten individuell geschult werden sollten.

Die Gemeinden würden schon heute unterstützt, wenn sie Klassen zur besonderen Förderung eröffnen wollten. Verschiedene Gemeinden hätten dies bereits umgesetzt. Der Regierungsrat sei aber nicht überzeugt, dass es sich dabei um eine effektive Massnahme gegen den Lehrpersonenangel handle – zumal diese Klassen in der Regel maximal zwölf Schulkinder umfassten.

zc, sda