Überwältigendes Glück, zügellose Euphorie, rauschender Jubel oder spirituelle Überwältigung: Die Lust auf das Hochgefühl ist ein menschliches Bedürfnis. Das Berner Zentrum Paul Klee wagt sich diesen Frühling mit der Ausstellung «Ekstase» auf den schmalen Grat zwischen Hochgefühl und Fall.
Mit Kunstwerken aus vier Jahrhunderten zeigt die Themenausstellung Intensität und Zwiespältigkeit ekstatischer Erfahrungen. In der Ekstase liegen Freude und Schmerz, spirituelle Grenzerfahrungen, körperliche Selbstzerstörung, Befreiung und Abhängigkeit, ja sogar Leben und Tod nahe beieinander.
Diese Ambivalenz ist ein Schlüsselmotiv der Ausstellung, wie das Zentrum Paul Klee in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.
«Ekstasen sind Phänomene, die eigentlich kaum in Bilder oder Worte zu fassen sind – und gerade deshalb besondere Faszination ausüben», wird Kurator Martin Waldmeier in der Mitteilung zitiert.
Die Ausstellung zeigt aber nicht nur künstlerische Darstellungen von Ekstasen und Rauscherlebnissen, sondern wirft auch aktuelle Fragen auf: Welche Bedeutung messen wir ekstatischen Erlebnissen zu, was ist erlaubt, wann wird die Ekstase zu einer möglichen Gefahr für Gesellschaft und Individuum?
Die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Stuttgart umfasst Werke aus den Bereichen Zeichnung, Malerei, Skulptur, Film, Video und Performance. Vertreten sind Werke von Künstlern wie Auguste Rodin, Meret Oppenheim, Andy Warhol, Marina Abramovic, Otto Dix, Ferdinand Hodler oder Lorenzo Bernini.
Begleitet wird die Ausstellung «Ekstase» von einem spartenübergreifenden Rahmenprogramm. Dazu gehört unter anderem eine Tanz- und Performanceveranstaltung in der Berner Dampfzentrale.
Auszeit für die Vernunft
Als Ekstase werden besonders intensive psychische Ausnahmezustände beschrieben, die von Betroffenen nicht selten als Bewusstseinsveränderung erlebt werden. Das Wort stammt aus dem Altgriechischen und lässt sich übersetzen mit «ausser sich sein, aus sich heraustreten».
Ekstatische Erlebnisse können durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, etwa durch Musik und Tanz, Lichteffekte, Rauschmittel, aber auch durch Askese, Gebet, Meditation oder Fasten. In der Antike wurde die Gottheit Dionysos/Bacchus als Bringer ekstatischer Erfahrungen durch Wein und erotischen Genuss verehrt. Auch das Judentum, der Islam und das Christentum kennen Zustände religiöser Verzückung.
Die Ausstellung dauert vom 4. April bis zum 4. August dieses Jahres.
www.zpk.org
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