Coronavirus – Bern Bern erwacht sanft aus behördlich verordnetem «Winterschlaf»

zc, sda

1.3.2021 - 17:47

Nach sechs Wochen Zwangspause sind die Berner Läden am Montag sanft aus dem «Winterschlaf» erwacht. Der grosse Ansturm auf die Geschäfte blieb zunächst aus. Doch überall herrschte gute Stimmung.

Kundschaft und Personal freuten sich über das Stück Normalität, das in den Alltag zurückgekehrt ist. Genau so erging es den Besucherinnen und Besuchern der ersten geöffneten Museen und des Tierparks Dählhölzli, wie sich auf dem Stadtbummel eines Keystone-SDA-Reporters zeigte.

In der Innenstadt blieb es am Morgen ruhig, wie die Kantonspolizei bestätigte. Hatten sich Ende April 2020 bei den ersten Lockerungen noch lange Schlangen vor Baumärkten und Gartencentern gebildet, fühlte sich der Montagmorgen diesmal ganz normal an – von den weiterhin geschlossenen Cafés und Restaurants einmal abgesehen.

Belebt wurde die Szenerie um 9 Uhr früh vor allem von Warenanlieferungen. «Gäng wie gäng», wie die Berner sagen. Im Warenhaus Loeb fiel das rücksichtsvolle Verhalten von Personal und Kundschaft auf. Die Abstände wurden genau eingehalten, alle hatten Platz genug.

Freude beim Personal

Seit Mitte Januar waren die «Läden mit Waren des nicht-täglichen Bedarfs» geschlossen. Die Freude über das Ende des Shutdowns stand manch einer Loeb-Verkäuferin trotz Maske ins Gesicht geschrieben. Und die Kundschaft freute sich, wieder Jacken und Schuhe anprobieren zu dürfen statt auf gut Glück im Netz zu bestellen.

Überall in der Stadt machen Geschäfte nun Werbung für vergünstigte Waren: «Ausverkauf!» – «Sale!». Nicht nur Kleiderläden versuchen auf diese Weise ihre vollen Lager zu leeren.

Wohltat im Museum

Erste Berner Museen öffneten ebenfalls am Montag ihre Tore, die meisten folgen am Dienstag. Bereits offen war am Montag unter anderem das Bernische Historische Museum.

«Wir haben die Besucherinnen und Besucher sehr vermisst», sagte Merja Rinderli, Leiterin Marketing und Kommunikation. «Es ist eine Wohltat, durchs Haus zu gehen und die Ausstellungsräume wieder belebt zu sehen.»

Einen Grossandrang gab es am Montag nicht. Die eher wenigen Besuchenden interessierten sich insbesondere für die Ausstellung zu 50 Jahren Frauenstimmrecht. Diese war im Dezember bloss eine Woche zu sehen gewesen, ehe das Museum schliessen musste.

Gross sei die Freude auch beim Kassen- und Aufsichtspersonal, sagte Rinderli: Endlich könnten die Leute wieder ihrer Arbeit nachgehen. Gedulden müssen sich die Guides, denn Museumsführungen sind noch nicht erlaubt.

Freude bei den Seehunden

Bei frühlingshaftem Wetter freute sich der Tierpark Dählhölzli über regen Publikumszuspruch. Bis am Mittag wurden schon über 500 Besucherinnen und Besucher registriert. Das sei für einen Montag Anfang März ein sehr gutes Resultat, sagte Direktor Bernd Schildger.

Entsprechend gut war die Stimmung. «Eine Kassierin sagte mir mit leuchtenden Augen: Die Leute haben eine solche Freude, da habe ich auch Freude.» Dasselbe gelte für die Tiere. «Die Seehunde schwimmen ganz nahe an die Besucher heran, die Flamingos nähern sich langsam.»

Die Normalität kehre relativ rasch zurück, stellte Schildger fest. Er hofft auf baldige weitere Lockerungen, denn zunächst dürfen die Zoos nur Aussenbereiche dem Publikum zugänglich machen.

Bis Kassenschluss um 16.30 Uhr zählte die Tierparkleitung schliesslich 969 Gäste – die meisten von ihnen Familien mit Kleinkindern oder «treue und Fotografie-afine Tierparkfreund/innen», wie die Leitung gegen Abend mitteilte.

Zurück zur Startseite

zc, sda