In der Kontroverse um die A5-Westumfahrung von Biel lässt sich der Berner Regierungsrat nicht von seinem Weg abbringen. Er hält am vorliegenden Ausführungsprojekt fest und will den Alternativvorschlag eines Bürgerkomitees nicht näher prüfen.
Nach Meinung von Experten bringe der Alternativvorschlag nur eine ungenügende Verkehrsentlastung, schreibt der Regierungsrat in seiner am Dienstag publizierten Antwort auf eine Motion. Grossräte von FDP, SVP, SP, BDP und EVP hatten gefordert, den Vorschlag namens "Westast so besser" einem Faktencheck zu unterziehen.
Die Autobahn-Umfahrung von Biel sorgt seit Jahrzehnten für rote Köpfe. Manche lehnen sie generell ab; die Verkehrsplage werde so nur verlagert, ausserdem sei eine Stadtautobahn eine Zumutung für die Quartiere. Andere zweifeln daran, dass das bestehende Ausführungsprojekt die bestmögliche Lösung ist.
Das Projekt, das zurzeit vom Bund geprüft wird, sieht eine 2,3 Kilometer lange vierspurige Strasse vor, die weitgehend unterirdisch zwischen Verzweigung Brüggmoos und der Seevorstadt verläuft. Anschliessend folgt der einspurige Vingelz-Tunnel. Zwei Anschlüsse - Bienne-Centre und Seevorstadt - gewährleisten den Anschluss ans städtische Strassennetz.
Das sei zu teuer und verschandle das Stadtbild, befürchtet das Komitee "Westast - So nicht!" und präsentierte deshalb letzten November ein eigenes Projekt. Herzstück ist ein zweispuriger, fünf Kilometer langer Tunnel vom Brüggmoos bis Vingelz. Auf die zwei Anschlüsse soll verzichtet werden.
Machbar, aber ...
Der Alternativvorschlag sei grundsätzlich machbar, räumt der Regierungsrat ein. Allerdings seien die Fachleute von Bund und Kanton zum Schluss gekommen, dass mit dieser Variante die stark belasteten Bieler Quartiere deutlich weniger entlastet würden.
Vor allem auf der Ländte- und auf der Bernstrasse wäre das Verkehrsaufkommen weiterhin gross, wenn man die Anschlüsse nicht realisiere. Zudem wäre der vom Komitee vorgeschlagene Tunnel in einer einzigen Röhre störungsanfällig.
Was die Alternative kosten würde, scheint nicht ganz so klar. Das Komitee selber habe seine Schätzung mittlerweile deutlich nach oben korrigiert und gehe nun von 1,6 Milliarden Franken aus, schreibt der Regierungsrat.
Die Kosten des bestehenden Ausführungsprojekts werden auf 2,2 Milliarden Franken geschätzt. Bei ihm zahle der Bund aber deutlich mehr, schreibt der Regierungsrat. Kanton und Gemeinden könnten also kaum sparen, wenn sie aufs Alternativprojekt setzen würden.
"Intransparentes Vorgehen"
Das Komitee "Westast - So nicht!" kritisierte am Dienstag den Regierungsrat. Dieser habe das Projekt auf intransparente Art "geprüft" und mit nicht nachvollziehbaren Argumenten verworfen. Dass beim offiziellen Projekt einfach andere Quartiere stark belastet würden, werde tunlichst verschwiegen.
Man lasse sich aber nicht entmutigen, sagte Sabine Brenner vom Komitee auf Anfrage. Das Thema dürfte diesen Donnerstag im Bieler Stadtrat zur Sprache kommen, und in der Juni-Session hoffe man auf eine konstruktive Diskussion im Grossen Rat.
"Resultat erstaunt nicht"
Das Unterstützungskomitee für das offizielle Projekt reagierte derweil mit Genugtuung. Dass die Alternative einem Check nicht standhalten würde, sei wenig erstaunlich.
Verständnis äusserte das Komitee "Pro A5-Westast" für die Befürchtungen während der Bauphasen. In der Tat brauche es eine Projektoptimierung namentlich bei der Baustelleninstallation. Ziel müsse es sein, nur das nötigste an Gebäuden abzureissen, den Platzbedarf der Baustelle auf ein Minimum zu beschränken und möglichst wenig Bäume zu fällen.
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