Städtebau Berner Stadtrat gibt grünes Licht zum Rückkauf Gaswerkareal

SDA

7.11.2019 - 19:20

Das Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel ist ein Teil des Gaswerkareals. (Archvbild)
Das Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel ist ein Teil des Gaswerkareals. (Archvbild)
Source: Keystone/Peter Klaunzer

Die Stadt Bern soll das Gaswerkareal für rund 30 Millionen Franken dem stadteigenen Unternehmen ewb abkaufen. Dazu hat der Stadtrat am Donnerstag grünes Licht erteilt. Das letzte Wort hat das Stimmvolk am 9. Februar 2020.

Der Stadtrat verabschiedete die Vorlage zuhanden des Stimmvolks mit 41 gegen 4 Stimmen bei 17 Enthaltungen. Im Verpflichtungskredit von 30,76 Millionen Franken ist eine Abgeltung von 1,95 Millionen Franken für die Losinger Marazzi AG enthalten.

Die Firma hatte mit der Grundeigentümerin Energie Wasser Bern (ewb) einst vereinbart, die Industriebrache am Aareufer exklusiv planen und überbauen zu dürfen. Nach Kritik im Parlament entschied die Stadt, das Areal lieber selber zu entwickeln.

Chancenlos blieb ein Rückweisungsantrag von Luzius Theiler (GaP). Er wollte, dass zuerst die Arealplanung vorangetrieben werden soll, bevor über einen Kauf entschieden wird. Eine 30-Millionen-Investition schaffe Sachzwänge für eine möglichst dichte Überbauung, argumentierte Theiler.

Alle Fraktionssprecher räumten ein, dass der Kaufpreis von 30 Millionen Franken angesichts der noch ausstehenden Planung ein gewisses Risiko beinhaltet. Die Mehrheit wollte jedoch einen Schritt vorwärts machen. Vorteil eines Kaufs sei, dass die Planungshoheit für das «Filetstück» fortan eindeutig bei der Stadt liege, so der Tenor im Rat.

Für den Gemeinderat macht der Kauf auch dann Sinn, wenn man das Land nicht in den nächsten Jahren überbaue, wie Finanzdirektor Michael Aebersold (SP) betonte. Mit dem Kauf könnten unmittelbar 32'000 Quadratmeter genutzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denkbar seien auch «kreative» Zwischennutzungen.

Weitere Volksabstimmungen nötig

Sagt auch das Stimmvolk Ja zum Kauf, kann die Stadt ihre Pläne für den Bau eines «urbanen und vielseitig genutzten Quartiers» vorantreiben. Vorgesehen sind nebst Wohnungen Raum für Gewerbe, Kultur und öffentliche Freiräume in bester Lage, nahe des Zentrums.

Es gibt aber auch Stimmen, die statt einer Überbauung einen Naherholungsraum mit einem grünen Park und eine Erweiterung des Aarebads Marzili fordern. Dafür machte sich am Donnerstagabend insbesondere die SVP-Fraktion im Stadtrat stark. Sie kündigte an, Überbauungspläne bekämpfen zu wollen, stimmte aber einem Kauf des Areals zu.

Die angedachte «urbane Mischnutzung» muss im weiteren aufs Jugendzentrum Gaskessel abgestimmt werden. Der «Chessu» sollte ursprünglich verlegt werden, doch entsprechende Pläne hat der Gemeinderat im vergangenen Mai begraben. Zur Begründung hiess es damals, ein überzeugender neuer Standort sei nicht gefunden worden.

Klar ist, dass es weitere Volksentscheide brauchen wird – namentlich zu Zonenplanänderungen, zu einer allfälligen Abgabe von Land im Baurecht sowie zu Investitionen der Stadt Bern. Weil das Grundstück noch nicht umgezont ist, liegt der Kaufpreis über dem aktuellen Wert des Areals.

Zuerst die Altlasten-Sanierung

Auf dem Gaswerkareal wurde fast ein Jahrhundert lang aus Kohle Gas hergestellt. In den 1970er-Jahren wurden die Anlagen zurückgebaut. Seither liegt das Areal weitgehend brach und wird vorwiegend als Lagerfläche und für Parkplätze genutzt.

Eine Überbauung ist seit langem in der Diskussion. Allerdings ist der Boden stark mit Schadstoffen belastet. Unabhängig vom Kaufgeschäft ist ewb verpflichtet, die Altlasten zu sanieren. Das kostet ewb – ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz der Stadt Bern – knapp 20 Millionen Franken.

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