Bern macht seinem Namen als Velohauptstadt alle Ehre: Gemäss einer repräsentativen Umfrage besitzen fast drei Viertel der Stadtbernerinnen und -berner ein Velo. Im Vergleich mit anderen Schweizer Städten nutzen die Berner ihren «Drahtesel» auch überdurchschnittlich oft.
Mehr genutzt als das Velo wird in der Stadt Bern nur der Öffentliche Verkehr (ÖV), wie aus der am Dienstag präsentierten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts gfs im Auftrag der Städtekonferenz Mobilität hervorgeht.
Der ÖV wird in Bern überdurchschnittlich oft als Hauptverkehrsmittel angegeben. Im Gegensatz dazu nutzt nur nur jeder Achte das Auto als solches. Gründe für den Verzicht aufs Auto ortet die Studie in den guten ÖV-Verbindungen. In zweiter Linie geben ökologische Überlegungen den Ausschlag.
Auf dieser Basis entsteht in Bern insgesamt ein hohe Zufriedenheit mit der Verkehrssituation. In Zahlen ausgedrückt: 54 Prozent der Bernerinnen und Berner sind eher zufrieden, 24 Prozent sogar sehr.
Damit schneidet Bern im Vergleich zum Durchschnitt der ebenfalls befragten Städte Zürich, Basel, Freiburg, Lausanne, Nyon und St. Gallen etwas besser ab. Im Schnitt sind laut Umfrage 48 Prozent eher zufrieden und 15 Prozent sehr.
Attraktive Freiräume
Fragt man die Bernerinnen und Berner, in welche Massnahmen künftig mehr Geld investiert werden sollen, erfährt der Ausbau der Veloinfrastruktur mit 51 Prozent die höchste Zustimmung. 46 Prozent wüschen sich mehr Investitionen in attraktive Stadträume und 40 Prozent der Befragten möchte mehr Geld ausgeben, um Strassenlärm und Umweltbelastung durch den Verkehr zu senken.
Dieser Wunsch nach viel freiem, öffentlichem Raum ohne Verkehr zeigt sich in Bern am ausgeprägtesten, kommt die Studie zum Schluss. Verkehrsfreie Räume forderten die Befragten etwa am Bahnhofplatz. Auch die Begegnungszonen wurden von über 80 Prozent der Befragten befürwortet.
Doch auch die Bernerinnen und Berner sind nicht mit allem zufrieden. Auf die Nerven gehen ihnen etwa Verkehrsbehinderungen und Staus, Parkplatzmangel oder Gefahrensituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern.
In ihrem Fazit kommen die Autoren der Studie zum Schluss, dass sich Bern nicht in der Vision zum Verkehr der Zukunft von den anderen Städten unterscheide, sondern im gelebten Alltag.
Die Berner Stadtregierung sieht sich laut Mitteilung in ihrer Verkehrspolitik bestätigt. «Die Resultate der Bevölkerungsbefragung bestärken uns sehr, den eingeschlagenen Weg in der Berner Verkehrspolitik weiterzugehen», wird Verkehrsdirektorin Ursula Wyss zitiert.
Weniger Geld für Strassen und Autobahnen
Insgesamt ergab die repräsentative Umfrage, dass 63 Prozent der Bevölkerung in Basel, Bern, Zürich, Lausanne, St. Gallen, Freiburg und Nyon mit der Verkehrssituation sehr oder eher zufrieden sind. Gründe für Unzufriedenheit sind Verkehrsbehinderungen, Parkplatzmangel, Lärmbelastung und ein unzureichendes Velonetz.
Als Begründung für eine hohe Zufriedenheit wird am häufigsten die Qualität des öffentlichen Verkehrs genannt. Umgekehrt nennen die Befragten häufig ein unzureichendes Velonetz als Hauptgrund für ihre Unzufriedenheit.
Verkehrsbehinderungen, Parkplatzmangel und Lärmbelastung sind in den meisten befragten Städten negative Auswirkungen des Verkehrs, von denen die Einwohnerinnen und Einwohner am häufigsten betroffen sind. In Basel, Bern und Zürich erlebt die Bevölkerung zusätzlich überdurchschnittlich oft Gefahrensituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern.
Bei der Budgetplanung für verkehrspolitische Massnahmen wünschen sich die Befragten für die Veloinfrastruktur und Aufenthaltsqualität gegenüber anderen Massnahmen mehr Mittel. Bei Massnahmen gegen Lärm- und Umweltbelastung und beim Ausbau des städtischen öffentlichen Verkehrs besteht ein tendenzieller Wunsch nach Mehrausgaben. Der grösste Teil beurteilt die aktuelle Ressourcenverteilung dort aber als gut.
Weniger Geld würde eine Mehrheit für den Ausbau von Autobahnen, Hauptstrassen, Parkplätzen oder weiteren Geschwindigkeitsbegrenzungen aufwenden. Beim Unterhalt des Strassennetzes überwiegt der Spar- gegenüber dem Ausbauwunsch.
Für die Studie wurden zwischen dem 30. August und 22. Oktober 2018 in den teilnehmenden Städten insgesamt 8020 Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren online befragt.
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