Gewerbe Berns Gewerbe fühlt sich im Stich gelassen – Stapi streckt Hand aus

SDA

23.7.2019 - 12:06

Sucht das Gespräch mit der Wirtschaft: Berns Stapi Alec von Graffenried.
Sucht das Gespräch mit der Wirtschaft: Berns Stapi Alec von Graffenried.
Source: KEYSTONE/THOMAS DELLEY

Viele Stadtberner Gewerbetreibende ärgern sich über die Politik der rot-grünen Regierung. In einer Umfrage erteilen sie den Behörden schlechte Noten. Der Stadtpräsident versichert, er nehme die Resultate ernst.

Er werde auf die Verbände zugehen und das Gespräch suchen, erklärte Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste) in einem Communiqué vom Dienstag. Alarmiert hat ihn offenbar vor allem der Befund, dass die Stadt Bern oft nicht als verlässliche Partnern wahrgenommen wird.

«Es ist der klare Anspruch der Stadt, dass Unternehmen ihre Anliegen jederzeit einbringen können und dass versucht wird, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten», betonte von Graffenried. Aus seiner Sicht gibt es schon heute einen regen Austausch mit der Wirtschaft. Nun will er ausloten, «ob weitere Austauschformen nötig sind».

Dass sich die Berner Wirtschaft mit der Politik schwer tut, ist nicht neu. Seit das Rot-Grün-Mitte-Bündnis 1992 an die Macht kam, gibt es regelmässig Klagen über die «wirtschaftsfeindliche Politik» der Regierenden.

Zuletzt verschärfte sich der Ton, als der Gemeinderat im Mai sein Klima-Massnahmenpaket präsentierte. Dabei kündete er an, die Hälfte aller öffentlichen Parkplätze zu streichen. Eigentlich schwebt ihm sogar eine autofreie Innenstadt vor. Der Gewerbeverband KMU Stadt Bern sistierte darauf alle laufenden Projekte mit der Stadtregierung.

Viel Ärger

An der am Dienstag publizierten Umfrage der gewerbenahen Organisationen Bern City und Fokus Bern nahmen über 400 Stadtberner Betriebe teil. Der Stadtpräsident stellt zwar fest, dass eine klare Mehrheit «allgemein zufrieden» ist.

Den zuerst in der «Berner Zeitung» präsentierten Umfrage-Ergebnissen kann er aber auch entnehmen, wo dem Gewerbe der Schuh drückt. Viele nerven sich zum Beispiel darüber, wie mühsam es ist, Bewilligungen einzuholen. Für Unmut sorgen auch die als hoch empfundenen Gebühren und Abgaben, die Regulierungsdichte und eben die Verkehrssituation.

Dass die Stadt das Gewerbe neulich mit einem «Sauberkeitsrappen» an den Kosten von Littering beteiligen wollte, war der Stimmung nicht zuträglich – wenngleich dieses Projekt mittlerweile schicklich beerdigt wurde.

Die Unternehmen wurden schliesslich gefragt, wie sie den Umgang mit den Behörden empfinden. Die Stadt Bern erhielt nur 3.5 von 10 Punkten.

«Lebendige Stadt»

Die Unternehmerin Nicole Loeb fasst zusammen: «Das Berner Gewerbe, die Läden und die Gastronomie sind mehr als einfach Wirtschaftstreibende, die Verkehr und Littering verursachen. Wir sind sehr bestrebt und motiviert, einen Beitrag zum Stadtbild zu leisten und Bern zu einer lebendigen Stadt zu machen.»

Loeb wünscht sich im schriftlichen Statement, «dass dies manchmal etwas mehr honoriert würde». Von Graffenried seinerseits machte am Dienstag deutlich, dass er die Wirtschaft als «aktive Partnerin der Politik» sehe. Der Einbezug der Wirtschaft bei der Strategiearbeit sei «selbstverständlich».

Kritik auch in Thun

An der Umfrage nahmen auch knapp hundert Thuner Betriebe teil. Sie gingen mit ihren Behörden etwas gnädiger um und gaben ihnen für den Umgang 5 von 10 Punkten. Befragt wurden auch einige Unternehmen in Burgdorf und Biel – allerdings zu wenig für zuverlässige Zusagen, wie Fokus Bern einräumt.

Deren Präsident Peter Stämpfli wies wie von Graffenried darauf hin, dass die Mehrheit der Unternehmen in den Berner Städten nach wie vor zufrieden sei. Sehr beunruhigt sei er allerdings über den zunehmenden Druck, den vor allem die Detailhändler verspürten, und über die Tatsache, dass sich die Unternehmen von den Behörden nicht ernst genommen fühlten. «Da müssen wir nachbessern.»

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