Der auf ein alle hundert Jahre eintreffendes Ereignis ausgelegte Geschiebesammler am Milibach füllte sich in 15 bis 20 Minuten. (Archivbild)
Wochenlang räumten schwere Maschinen den Milibach und die überflutete Siedlung frei. (Archivbild)
Der Brienzer Milibach riss am Abend des 12. August alles mit, Holz, Geröll, ja selbst riesige Felsbrocken, die als unbeweglich galten. (Archivbild)
Im Brienzer Ortsteil Aenderdorf waren die Geröllablagerungen teilweise bis zu acht Meter hoch. (Archivbild)
Blick auf den wieder normal wasserführenden Milibachfall bei Brienz. (Archivbild)
Brienzer Milibach bewegte als unverrückbar geltende Felsbrocken - Gallery
Der auf ein alle hundert Jahre eintreffendes Ereignis ausgelegte Geschiebesammler am Milibach füllte sich in 15 bis 20 Minuten. (Archivbild)
Wochenlang räumten schwere Maschinen den Milibach und die überflutete Siedlung frei. (Archivbild)
Der Brienzer Milibach riss am Abend des 12. August alles mit, Holz, Geröll, ja selbst riesige Felsbrocken, die als unbeweglich galten. (Archivbild)
Im Brienzer Ortsteil Aenderdorf waren die Geröllablagerungen teilweise bis zu acht Meter hoch. (Archivbild)
Blick auf den wieder normal wasserführenden Milibachfall bei Brienz. (Archivbild)
Zwei Monate nach dem verheerenden Unwetter in Brienz zeigt eine erste Analyse, dass der Milibach Felsbrocken bewegte, die aufgrund ihrer schieren Grösse als nicht bewegbar galten. Fachleute gingen davon aus, dass diese Brocken das Bachbett stabilisierten.
«Das Ereignis vom 12. August lehrte uns, dass diese Annahme falsch war», schreibt die Schwellenkorporation Brienz in einer Mitteilung vom Mittwoch.»
Ein kurzes, aber sehr heftiges Gewitter entlud sich am Abend des 12. August über Brienz. Das Einzugsgebiet des Milibachs wurde mit rund 80 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter innert einer Stunde überschüttet. Der Milibach erreichte Spitzenabflüsse an Wasser (ohne Geschiebe), das etwa 250 vollen Badewannen pro Sekunde entsprach.
Der Starkregen führte im oberen Einzugsgebiet des Milibachs zu Rutschungen und Hangmuren, die weiter unten als dichtes Wasser-Geschiebegemisch die Milibachfluh hinunterstürzten.
Tonnenschwere Felsblöcke mobilisiert
Unterhalb der Fluh mobilisierte die Wucht des Bachs tonnenschwere Felsblöcke. Das Bachbett wurde instabil und das Wasser frass sich auf einer Länge von etwa 800 Metern zwischen dem Wasserfall und dem Geschiebesammler bis zu zehn Meter tief ins ursprüngliche Bett hinein.
Der Geschiebesammler füllte sich innerhalb von einer guten Viertelstunde mit 18'000 Kubikmetern Geröll. Anschliessend trat der Bach unterhalb des Sammlers über die Ufer und sorgte im Ortsteil Aenderdorf für verheerende Schäden.
Im Siedlungsgebiet Rybiweg-Tenndlisgasse betrugen die Ablagerungen bis zu acht Meter. Insgesamt schwemmte der Bach rund 65'000 Kubikmeter Geschiebe an, das sind etwa 865 Eisenbahnwaggonladungen.
Tote oder Schwerverletzte gab es bei dem Unwetter glücklicherweise keine. Die Aufräumarbeiten dauerten jedoch Wochen, die Behebung der Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen dürfte noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Ein erster Schritt
Als erstes müsse das Unwetterereignis nun fundiert analysiert werden, sagte René Michel, Vizepräsident der Brienzer Schwellenkorporation, im September der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit der Aufgabe betraute die Schwellenkorporation die Firma Geotest.
Mit der vorliegenden Analyse ist nun klar, was am 12. August genau geschah. In einem weiteren Schritt wird nun die Frage geklärt, was in Zukunft passieren darf. Daraus werden dann raumplanerische und organisatorische sowie technische Massnahmen abgeleitet und ein Massnahmenkonzept erarbeitet.
Konkret wird dies auch schmerzhafte und einschneidende Entscheide bedeuten, etwa wenn es darum geht, welche Häuser am Bach allenfalls weichen müssen.
Bis ein konkretes Wasserbauprojekt vorliegt, dürfte es gut und gerne drei Jahre dauern, wie der Brienzer Gemeindepräsident Peter Zumbrunn im September sagte. Eine Begleitgruppe mit 18 Brienzerinnen und Brienzern ist in die Diskussionen eingebunden.
Sehr seltenes Ereignis
Fachleute ordnen das Ereignis am Brienzer Milibach als «sehr selten» ein, wie aus der Mitteilung der Schwellenkorporation weiter hervorgeht.
Doch solche seltenen Ereignisse könnten, durch den Klimawandel bedingt, in Zukunft häufiger auftreten. In den vergangenen 30 Jahren habe die Erderwärmung das Wasserverhalten in der Atmosphäre grundlegend verändert, sagte Stefan Brönnimann, Professor und Leiter der Abteilung für Klimatologie an der Universität Bern, Mitte August in einem Artikel in den Berner Tamedia-Zeitungen.
Klimaforschende warnen seit langem, dass die Erwärmung gestoppt werden müsse, damit extreme Wetterereignisse nicht zur neuen Normalität werden.
Die zunehmenden Klimafolgen würden sowohl Anpassungs- als auch Gegenmassnahmen erfordern, betonte Thomas Stocker, emeritierter Professor für Klima- und Umweltphysik an der Uni Bern, Mitte August in den Tamedia-Zeitungen.
Die Erfahrung aus Brienz zeige, dass selbst umfassende Präventionsmassnahmen nicht immer ausreichend seien, um den Auswirkungen von Extremwetterereignissen zu begegnen. «Das ist nicht ein Fehler der Gemeinde, das ist eine Evidenz, dass man in der Zukunft mit grösseren Massenbewegungen, wo die Erfahrung einfach noch nicht vorhanden ist, rechnen muss».