Autoverkehr Entflechtung des Autobahnknotens Bern-Wankdorf ist umstritten

hn, sda

27.1.2022 - 15:27

Der Autobahnknoten Bern-Wankdorf gehört zu den wichtigsten Anschlüssen in der ganzen Region Bern. Verschiedenste Auto-, Langsamverkehr- und ÖV-Routen kreuzen sich. Nun soll der Anschluss für 250 Millionen Franken entflochten werden. Das stösst nicht überall auf Akzeptanz.

27.1.2022 - 15:27

Namentlich links-grüne Kreise befürchten einen ökologischen Sündenfall. Das Projekt sei «aus der Zeit gefallen», kritisiert etwa der Verein Spurwechsel in einer Mitteilung. Weniger Staus und flüssigerer Verkehr auf der Autobahn würden noch mehr Verkehr nach sich ziehen.

Ausserdem sei mit dem Ausbau des Wankdorf-Knotens der Grundstein für weitere Ausbauprojekte im Raum Bern gelegt, etwa für den Achtspur-Ausbau der Grauholz-Autobahn. Um die Klimaziele zu erreichen brauche es weniger Verkehr und nicht noch mehr.

Bedürfnis der Bevölkerung

Für das Projekt verantwortlich zeichnet das Bundesamt für Strassen (Astra). Dessen Direktor, Jürg Röthlisberger, sagte am Donnerstag vor den Medien in Bern, dass die Entflechtung auf einem Bedürfnis der Bevölkerung basiere. Nach wie vor sei mit einer Verkehrszunahme zu rechnen und diese müsse bewältigt werden, sonst fliesse der Verkehr in die Quartiere hinaus. Eine Alternative gebe es nicht, zumal die Situation im Wankdorf auch sehr unfallträchtig sei.

Pro Monat sei rund ein schwerverletzter Verkehrsteilnehmer zu beklagen, schrieb der Touring Club Bern-Mittelland in einer Mitteilung vom Donnerstag. Dieser Zustand sei unhaltbar. Mit der Entflechtung werde die Verkehrssicherheit, insbesondere für den Veloverkehr, deutlich erhöht.

In den Anstössergemeinden Ittigen und Ostermundigen wird das Projekt begrüsst, wie die beiden Gemeindepräsidenten Marco Rupp und Thomas Iten sagten. Dort leidet man unter anderem unter dem vielen Verkehr bei Grossanlässen auf dem Areal der Bernexpo.

Schwerer Stand in Bern

In der rot-grün dominierten Stadt Bern ist das Geschäft deutlich schwerer zu vertreten, wie Gemeinderätin Marieke Kruit unumwunden zugab. Doch die Stadtregierung habe kritisch und genau hingeschaut.

Die Situation beim Anschluss Wankdorf sei sehr unbefriedigend und ohne Massnahmen drohe sie noch schlechter zu werden. Insgesamt stelle das Projekt eine Verbesserung dar, kam Kruit zum Schluss.

Die Stadt will dennoch Einsprache erheben, «um den Fuss drin zu behalten» wie Kruit der Nachrichtenagentur Keystone-sda sagte. Die Einsprache betrifft keine Hauptpunkte der Vorlage. Unter anderem geht es um Bäume an der Bolligenstrasse, die die Stadt erhalten möchte.

Um Frontalopposition gehe es keinesfalls, betonte Kruit, denn es brauche eine Lösung für die Probleme am Knoten Wankdorf. «Wenn der Berner Gemeinderat die Interessen seiner Bevölkerung vertritt, muss er sich an den geltenden Realitäten orientieren und Lösungen finden, die in der Praxis zur Erreichung unserer Ziele beitragen», sagte die Gemeinderätin.

Drei Rampen

Das Projekt will im Kern den Langsamverkehr auf eine zweite Ebene heben mit dem Bau dreier Rampenbrücken. Auf der Bolligenstrasse herrscht ein Einbahnregime. Der Langsamverkehr wird auf eigenen, neuen Verbindungen geführt. Ausserdem ist eine direkte Zufahrt von der Autobahn aufs Bernexpo-Gelände geplant.

Der Bundesrat genehmigte das Projekt im Juli 2020. Nun wird es bis am 24. Februar öffentlich aufgelegt, wie das ASTRA am Donnerstag mitteilte.

Die Entflechtung des Autobahnknotens Wankdorf sei wichtig, um weitere Projekte, etwa den Bypass Bern-Ost umsetzen zu können, betonten die Referenten. Dieser Bypass umfasst einen Tunnel zwischen der Schosshalde und Muri. Die bisherige A6 wird zum Teil zurückgebaut, so dass damit «eine langersehnte Stadtreparatur im Ostring» angegangen werden kann, wie Kruit ausführte.

hn, sda