Vor der Abstimmung über den neuen Bahnhofzugang in Bern hat ein Pro-Komitee am Donnerstag auf die Notwendigkeit der geplanten Personenunterführung zum Hirschengraben hingewiesen.
Mit dem Ausbau des Bahnhofs Bern nähmen auch die Pendlerströme zu, betonten verschiedene Vertreter des Komitees vor den Medien. Auch wenn das Wachstum nach der Pandemie nicht ganz im ursprünglich erwarteten Rahmen ausfalle, brauche es den neuen Zugang, denn der Knoten Bubenbergplatz-Hirschengraben sei bereits heute an seiner Kapazitätsgrenze angelangt.
Ohne die Unterführung müssten alle Verkehrsteilnehmenden, auch die Fussgänger, mit längeren Rotphasen an den Ampeln rechnen. Dort würden rund drei Mal mehr Leute warten als bisher. Laut SP-Co-Präsidentin Edith Siegenthaler wäre eine Querung des Platzes schwierig und unbequem.
Die Unterführung sei keine «veraltete Lösung», wie die Gegner kritisieren würden, hielt Martin Bitter von der Berner Sektion der IG öffentlicher Verkehr fest. Mit dem neuen Zugang würden die Zugperrrons in der Mitte der Gleise zugänglich. Auch der neue RBS-Bahnhof kann laut Bitter rascher erreicht werden.
Vielleicht sei eine Unterführung städtebaulich kein grosser Wurf, räumte David Stampfli vom der Berner VCS-Sektion ein. «Aber sie ist praktisch.» Der ausgebaute Bahnhof könne nur dann funktionieren, wenn die Stadt ihren Beitrag leiste, um die Leute rasch und bequem vom Bahnhof ins Stadtzentrum zu bringen.
Für Ursula Stöckli von den Freisinnigen bringt die neue Unterführung auch eine Belebung des westlichen Bahnhofsgebiets. Ein attraktiver Raum dürfte auch dem Gewerbe zugutekommen, zeigte sich Stöckli überzeugt.
Von einer Entflechtung des Verkehrs im Raum Hirschengraben/Bubenbergplatz profitieren laut GFL-Stadträtin Brigitte Hilty-Haller alle. Zudem sei der Platz «aufwärtskompatibel», falls man ihn dereinst ganz autofrei machen wolle.
Für Maurice Lindgren von den Grünliberalen ist das Projekt die optimale Lösung: «Es ist leistungsfähig, bewilligungsfähig und finanzierbar», sagte er. Allfällige Alternativen müssten sich damit erst messen können. Ausserdem sei das Projekt auch zeitlich gut auf den ohnehin erfolgenden Ausbau des Bahnhofs Bern abgestimmt.
Viel Angriffsfläche
Am 7. März stimmen die Stadtbernerinnen und Stadtberner über flankierende Massnahmen zum Ausbau des Bahnhofs ab. Es geht um einen Kredit von 112 Millionen Franken. Rund die Hälfte soll als Beiträge von Bund und Kanton in die Stadtkasse zurückfliessen.
Das Projekt sieht unter anderem eine neue Fussgänger-Unterführung vom Bahnhofzugang Bubenberg zum Hirschengraben vor. Der Hirschengraben-Park soll neu gestaltet und der Autoverkehr rund um den Bahnhof deutlich reduziert werden. Die komplexe Vorlage bietet viel Angriffsfläche.
Hintergrund des Grossprojekts ist die laufende Modernisierung und Vergrösserung des Bahnhofs, der aus allen Nähten platzt. Die Stadt Bern sieht sich deshalb in der Pflicht, den Verkehr rund um den Bahnhof neu zu organisieren und die Fussgänger vom neuen Bahnhofausgang in die Stadt zu führen.
Das Pro-Komitee wird auch von der EVP, der CVP, den Grünen und der Organisation «Läbigi Stadt» unterstützt.
Die Gegner kritisieren die Vorlage als städtebaulich nicht mehr zeitgemäss und zu teuer. Aus dem Hirschengraben-Park werde ein Umsteigeperron gemacht. Die Vorlage reagiere nur auf Sachzwänge und lasse zu wenig Gestaltungswillen erkennen.
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