Kehrsatz
Bei der Untersuchung einer bronzezeitlichen Siedlung sind Archäologen in Kehrsatz auf einen grossen, in der Erde liegenden Einzelstein gestossen. Für die Fachleute ist es möglich, dass der gut zwei Meter lange Stein einst aufrecht stand und ein Menhir war.
Wie die bernische Erziehungsdirektion am Montag mitteilte, wäre es "eine kleine Sensation", wenn in Kehrsatz tatsächlich ein Menhir gestanden wäre. Sind doch bisher in der Schweiz nur rund fünfzehn einzeln stehende Menhire bekannt. Meist handelt es sich um einfache, aufgestellte Steine von 1 bis 4 Meter Höhe.
Das Wort "Menhir" stammt aus dem Keltischen und kommt von "maen" (Stein) und "hir" (lang). Das bislang bekannteste Beispiel für solche Langsteine im Kanton Bern ist ein Exemplar in Sutz-Lattrigen am Bielersee. Am Jurasüdfuss, in der Genferseeregion und im Wallis finden sich auch andere Megalith-Monumente aus der Vergangenheit, etwa Steinreihen und Dolmen, also Hünengräber.
Eventuell Referenzpunkt
Die Lage des Kehrsatzer Steins in gleicher Distanz zu mehreren bronzezeitlichen Häusern könnte laut den Archäologen darauf hinweisen, dass er bei der Anlage der Siedlung eine Rolle spielte, beispielsweise als Referenzpunkt.
"Ebenso könnten sich in seiner Umgebung weitere Steine befunden haben, die bislang nicht freigelegt wurden", steht in der Mitteilung weiter. Es sei auch denkbar, dass der Stein zu einer älteren, jungsteinzeitlichen Nutzung des Geländes gehört und beim Bau der bronzezeitlichen Häuser aus Platzgründen verschoben worden sei.
Spuren im Boden deuten darauf hin, dass der Stein möglicherweise einst aufrecht stand und zu Beginn oder während der bronzezeitlichen Besiedlung in eine Grube niedergelegt wurde. Um den Stein weiter zu untersuchen, haben ihn die Fachleute sorgfältig umplatziert und vor der Witterung geschützt.
Allenfalls lasse sich die Deutung des Steins durch die Untersuchung weiterer Steine aus der näheren Umgebung überprüfen, schreiben die Archäologen. Nach Abschluss der Ausgrabung ist geplant, den Stein in der Nähe aufzustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Grabungen wegen Bauprojekt
Der mögliche Menhir wurde vom Archäologischen Dienst im Rahmen grösserer Untersuchungen entdeckt, die wegen einer Wohn- und Gewerbeüberbauung nötig wurden. Die Gebäude sollen zwischen Bernstrasse und Gurten auf dem Breitenacher erstellt werden. Dort stand vor 3500 Jahren ein bronzezeitliches Dorf.
Grossflächig ausgegrabene und untersuchte Siedlungen aus dieser Epoche seien bisher selten, steht in der Mitteilung der bernischen Erziehungsdirektion. Die anhand zahlreicher Pfostengruben rekonstruierbaren Hausgrundrisse sowie das dazugehörige Fundmaterial würden helfen, die Lebensweise unserer Vorfahren besser zu verstehen.
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