Spitäler Insel Gruppe: Uwe E. Jocham will weiterhin ein Doppelmandat ausüben

SDA

3.5.2018 - 16:33

Der neue starke Mann der Insel Gruppe, Uwe E. Jocham, möchte nach wie vor an einem Doppelmandat als CEO und Verwaltungsrat des Spitalkonzerns festhalten. Dass Jocham gleichzeitig operativ und strategisch tätig ist, hat verschiedentlich für Kritik gesorgt.

Im vergangenen September hatte die Insel Gruppe mit der Demission von Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer für Schlagzeilen gesorgt. Rohrer ging wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Umsetzung der neuen Unternehmensstrategie, namentlich mit dem forschen Gesundheits- und Fürsorgedirektor Pierre Alain Schnegg (SVP). Wenige Wochen später nahm auch "Insel"-Direktor Holger Baumann den Hut.

Neuer Verwaltungsratspräsident ad interim wurde der Berner Pharmaunternehmer Uwe E. Jocham, der gleich auch Baumanns Stelle übernahm.

Das Verwaltungsratspräsidium will Jocham in neue Hände geben, sobald die Nachfolge geregelt ist, wie er am Donnerstag vor den Medien bekräftigte. Ein Entscheid wird für die zweite Jahreshälfte erwartet. Allerdings möchte Jocham als "einfacher Verwaltungsrat" weiterhin Einsitz in der strategischen Leitung der Insel Gruppe nehmen.

Dieses Ziel werde weiter verfolgt und er werde darin auch unterstützt, betonte Jocham. Er sei sich bewusst, dass es unterschiedliche Reaktionen auf sein Doppelmandat gebe.

Der Direktor und Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe war am Donnerstag vor den Medien des Lobes voll für die positive Entwicklung, die im Kanton Bern nun eingesetzt habe. Bern brauche Innovationen und wirtschaftlichen Fortschritt. Als Motor dieser Entwicklung sieht Jocham den Medizinalstandort Bern.

Neue Gesamtstrategie

Bereits bei Amtsantritt kündigte Jocham an, die Angebotsstrategie zu überarbeiten. Es gelte, die Insel-Gruppe in der Spitze der weltbesten Universitätsspitäler zu positionieren "als Leuchtturm für die Gesundheitsversorgung der Schweiz insgesamt".

Näheres zur neuen Gesamtstrategie gaben die Insel-Verantwortlichen am Donnerstag nicht bekannt. Die Arbeit brauche etwas Zeit, weil er und andere Mitglieder der "Insel"-Spitze neu im Amt seien begründete Jocham.

Klar ist aber, dass in Zukunft etwa die Digitalisierung oder Kooperationen eine wichtige Rolle spielen werden. Beides dürfte Schnegg gefallen, denn er war der Ansicht, "dass heute zu wenige interkantonale und internationale Kooperationen bestehen", wie er vor einigen Monaten in der "Berner Zeitung" zititert wurde.

Licht und Schatten

Finanziell hat die Berner Insel Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr einen Konzerngewinn von rund 21 Mio. Franken erwirtschaftet, praktisch genau so viel wie ein Jahr zuvor. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen beläuft sich auf 146 Mio. Franken.

Allerdings war das Ergebnis von zwei Sonderfaktoren geprägt, einem positiven und einem negativen, wie Stefan Janz, Direktor Managing Services, vor den Medien ausführte.

Positiv wertete Janz, dass sich die Insel-Gruppe mit einer Mehrheit der Krankenversicherer über die Höhe des Basispreises, der sogenannten Baserate, einigen konnte. Zudem erfolgte eine rückwirkende Einigung für die Jahre 2012 bis 2016. Dies erlaubte dem Unternehmen, Rückstellungen von 35,5 Mio. Franken aufzulösen.

Negativ ins Gewicht vielen die ausserordentlichen Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Gebäude der Frauenklinik in der Höhe von 29,8 Mio. Franken.

Das noch keine 16 Jahre alte Gebäude weist gravierende Baumängel auf. Im vergangenen Herbst kündigte die Insel Gruppe an, den Bau für 100 Mio. Franken zu sanieren. Ob Kosten und Zeitrahmen eingehalten werden können, zeige sich erst, wenn die Frauenklinik aus dem Gebäude ausgezogen sei, erklärte Jocham. Dies sollte demnächst geschehen.

Steigende Fallzahlen

Gegenüber dem Vorjahr hat die Insel Gruppe ein Prozent mehr stationäre Fälle behandelt. Der Schweregrad der Fälle, der sogenannte Case Mix Index, stieg um 1,4 Prozent an. Die ambulanten Leistungen nahmen um 2,9 Prozent zu.

Die Inselgruppe besteht aus dem Universitätsspital "Insel" in Bern, dem Stadtspital Tiefenau in Bern sowie den Landspitälern in Riggisberg, Münsingen, Belp und Aarberg.

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