Rund 40 Jahre lang haben Jeannette und René Sutter-Ammann das Interlakner Konzert- und Speiselokal Goldener Anker geprägt und weit über die Region hinaus bekannt gemacht. Nun geht das Oberländer Kultlokal in neue Hände über.
Weit mussten Jeannette und René Sutter-Ammann nicht suchen: Die neuen Besitzer des Goldenen Ankers, Regula und Thomas Dübendorfer, betreiben das benachbarte Hotel Bellevue. Der "Anker" soll im gleichen Rahmen wie bisher weitergeführt werden, wie Jeannette Sutter-Ammann am Dienstag eine Meldung des "Berner Oberländer" auf Anfrage bestätigte.
"Wir sind beide im Pensionsalter", führte Sutter-Ammann aus. Das Paar möchte nun etwas kürzer treten, denn das Lokal bescherte den beiden vier Jahrzehnte lang nicht nur viel Freude, sondern auch viel Arbeit. Der Anker ist nämlich nicht nur ein Konzertlokal, sondern auch für seine Küche bekannt.
Ende Jahr geht im "Anker" nun eine Ära zu Ende. Pläne für die Nach-Anker-Zeit haben Jeannette und René Sutter-Ammann keine.
Hanery und Polo standen Pate
Vor rund 40 Jahren übernahm das Paar spontan die "Büezer-Beiz" an der Interlakner Marktgasse. Dank Jeannettes Bruder, Hanery Ammann und dessen Musikerkollege Polo Hofer kamen Kontakte in die Schweizer Musikszene zustande. Rasch etablierte sich der "Anker" in der Szene.
Ein Reunion-Konzert der "Rumpelstilz" 1989 wurde im Anker aufgezeichnet. "Live im Anker" hiess die Scheibe und hielt sich einige Wochen in der Schweizer Album-Hitparade auf Platz zwei.
Auch Nachwuchsbands hatten im "Anker" ihren Platz: 1984 spielten "Züri West" - vor knapp 80 Zuschauern. Dem "Anker" blieben die Berner dennoch treu, auch als sie später dutzendfach mehr Publikum anlockten.
Reggae-Kenner René Sutter gelang es, zahlreiche international Stars auf die kleine "Anker"-Bühne zu holen. Mehrmals spielte die Marley-Band "The Wailers" in Interlaken, ebenso "Shaggy" oder die Rapper von "De La Soul".
Im "Anker" herrschte, nicht nur wegen der Platzverhältnisse, eine grosse Nähe zwischen Publikum und Künstler. Die beiden "Anker"-Betreiber pflegten einen herzlichen Umgang mit allen und sorgten für gute "Vibes".
Sozial engagiert
Aber auch Rückschläge mussten die "Anker"-Betreiber verkraften. So verwüstete etwa ein Hochwasser 2005 das Lokal. Jeannette und René Sutter-Ammann machten sich sofort daran, den "Anker" wieder instand zu stellen.
Vor 40 Jahren war ein Rockkonzert-Lokal im eher konservativ geprägten Berner Oberland etwas Spezielles. Für viele Junge in der Region wurde der "Anker" zu einem Treffpunkt und einer Art zweiten Heimat. Wie das "Café Mokka" in Thun oder die "Mühle Hunziken" in Rubigen konnte man im "Anker" Live-Auftritte guter Bands in lockerer und familiärer Atmosphäre geniessen.
Jeannette und René Sutter-Ammann waren stets auch sozial engagiert, etwa als Förderer der Jugendarbeit oder mit Gratisessen für mittellose Gäste.
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