SchuleLehrplan 21 stärkt die berufliche Orientierung ab der achten Klasse
SDA
8.8.2019 - 15:35
Der Kanton Bern hat auf Anfang des neuen Schuljahres alle freien Lehrerstellen besetzen können. Dies war allerdings nur möglich dank der Aufstockung von Pensen und Einsätzen von Studierenden und pensionierten Lehrkräften.
Erziehungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) machte denn gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auch keinen Hehl daraus, dass die Lage im Zusammenhang mit dem Lehrkräftemangel weiterhin «schwierig und angespannt» sei.
Dies dürfte sich auch in den nächsten Jahren kaum ändern. Einerseits steigen die Schülerzahlen seit einigen Jahren an, andererseits kommen ehemals geburtenstarke Jahrgänge nun ins Pensionsalter. Dazu kommt auch noch die Einführung des Lehrplans 21 und die damit verbundene Erhöhung der Lektionen.
Mit verschiedenen Massnahmen will der Kanton Gegensteuer geben. Dabei ist Häsler wichtig, den amtierenden Lehrkräften Sorge zu tragen. Denn: «Wir brauchen auch in den nächsten Jahren all unsere engagierten Lehrpersonen im Kanton Bern».
So sollen zum Beispiel nebst Berufseinsteigern künftig auch Wiedereinsteiger und Studierende durch einen Mentor unterstützt werden. Des Weiteren startet die Pädagogische Hochschule ein Pilotprojekt, wobei Studierende das Lehrerstudium in vier statt drei Jahren absolvieren und während der letzten beiden Jahre studienbegleitend unterrichten.
Auch der Einsatz von pensionierten Lehrkräften, vor allem für Stellvertretungen, will der Kanton fördern.
Ein grosses Anliegen wäre Häsler zudem, dass der Kanton zur Attraktivierung des Lehrerberufs auch bei den Gehältern der Lehrkräfte einen weiteren Schritt machen würde. Der Lohnrückstand sei erkannt, sowohl von Regierung und vom Parlament, gab die Bildungsdirektorin ihrer Hoffnung Ausdruck.
Qualitativer Mangel
Der Berufsverband Bildung Bern wies am Donnerstag in einer Mitteilung auf den qualitativen Mangel an Lehrkräften hin. Nicht überall seien Lehrpersonen mit adäquater pädagogischer Ausbildung im Einsatz. Darunter leide die Bildungsqualität.
Für den Berufsverband braucht es darum angemessene Rahmenbedingungen, damit genügend ausgebildete Lehrpersonen im Beruf bleiben.
Schwerpunkt Berufswahl
Ab nächster Woche werden im Kanton Bern rund 106'000 Schülerinnen und Schüler die Schulbänke drücken. Ab dem neuen Schuljahr wird auch an den achten Klassen nach Lehrplan 21 unterrichtet. Dabei soll ein neues Unterrichtsgefäss die berufliche Orientierung stärken.
Den Schülerinnen und Schülern einen möglichst guten Einstieg ins Berufsleben oder eine weiterführende Schule zu ermöglichen, sei ihr ein Herzensanliegen, betonte Bildungsdirektorin Christine Häsler am Donnerstag vor den Medien.
Die bisher fakultative individuelle Lernförderung und die Mittelschulvorbereitung figurieren neu als «individuelle Vertiefung» im obligatorischen Teil der Lektionentafel. Die Schüler können in den Fächern Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen individuelle Schwerpunkte setzen.
Damit könnten die Schülerinnen und Schüler individuell Kompetenzen für das von ihnen angestrebte Berufsziel erwerben oder festigen, führte Erwin Sommer, Vorsteher des Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung, aus.
Die Verantwortung für den Berufswahlprozess liegt aber nach wie vor hauptsächlich bei den Jugendlichen und deren Eltern, wie Sommer weiter sagte. Das Standortgespräch in der achten Klasse dient als Basis für die Planung individueller Schwerpunkte im letzten Schuljahr.
Der Lehrplan 21 setzt einen besonderen Akzent beim förderorientierten Unterricht. Begleitung, Rückmeldung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler sind dabei zentrale Elemente. «Dauerndes Bilanzieren mit häufigen Beurteilungsberichten hindert diesen Prozess und erzeugt unnötig Druck», sagte Sommer.
Im achten und nächstes Jahr im neunten Schuljahr wird es neu nur noch am Ende des Schuljahres einen Beurteilungsbericht geben. Ergänzt wird er durch ein Portfolio mit personalen Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen der Jugendlichen.
Ähnliche Neuerungen kommen auch im französischsprachigen Kantonsteil auf der Basis des Plan d'études romand zum Tragen.
Informatik am Gymer
Auch an den Gymnasien gibt es auf das neue Schuljahr hin Änderungen. So wurde konkretisiert, welche grundlegenden Kompetenzen die Jugendlichen für die allgemeine Studierfähigkeit an einer Hochschule benötigen. Wer im normalen Unterricht Mühe damit hat, wird zum Förderunterricht verpflichtet, wie Mario Battaglia, Vorsteher der Abteilung Mittelschulen, erklärte.
An den Gymnasien wird neu das obligatorische Fach Informatik eingeführt. Der Informatikunterricht im ersten Gymnasialjahr umfasst zwei Lektionen. Im nächsten Jahr kommen zwei weitere Lektionen dazu.
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