Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und Pro Natura Bern geben unter bestimmten Bedingungen ihren Widerstand gegen das Grindelwalder V-Bahn-Projekt auf. Wenn die Behörden gewisse Forderungen berücksichtigen, wollen sie gegen die kürzlich angepassten Pläne keine Beschwerde mehr einreichen.
Die beiden Organisationen teilten am Freitag mit, sie hätten im Lauf des Verfahrens zahlreiche Verbesserungen erreicht. So werde etwa der oberste Mast der geplanten Gondelbahn nahe der Eigernordwand hangabwärts verschoben und zwei Masten würden verkürzt.
Auch werde die Gondelführung optimiert, um die Bewegungen vor der Eigernordwand zu verringern. Die Gondeln erhielten auch eine weniger auffällige Bemalung.
Das Projekt sehe weiter "diverse Ersatzmassnahmen" vor. Gemeint ist, dass die Jungfraubahnen gemäss Angaben der beiden Organisationen die heute in weissem Beton gebaute, "sehr auffällige" Lawinenschutzgalerie "Sträätli" abdunkeln und bepflanzen wollen. So werde diese Galerie besser in die Landschaft eingepasst.
Wenn diese Projektverbesserungen sowie die Ersatz- und Wiederherstellungsmassnahmen in den Plangenehmigungsentscheid aufgenommen würden, verzichteten sie auf eine Beschwerde gegen die neuen öffentlich aufgelegten Pläne. Sie hätten "die unter den gegebenen Bedingungen möglichen Verbesserungen des Projekts" erreicht.
Die Eigernordwand gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von besonderer Bedeutung (BLN).
Entscheid im Frühjahr 2018
Ab Mitte Dezember liegen die angepassten planerischen Grundlagen für die V-Bahn in den Gemeinden Grindelwald und Lauterbrunnen öffentlich auf. Einen neuen Gesamtentscheid will die bernische Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion (JGK) im kommenden Frühjahr fällen.
Das 400 Millionen Franken teure Projekt gibt in der Region seit Jahren zu reden. Es soll aus zwei Seilbahnen bestehen, die Touristen und Skifahrer ab einem gemeinsamen Terminal in Grindelwald Grund aus hinauf auf die Kleine Scheidegg respektive den Männlichen bringen sollen. Die Seilbahn hinauf zum Eigergletscher bei der Kleinen Scheidegg soll den Namen "Eiger-Express" erhalten.
Neu aufgelegt wird das Projekt, nachdem die JGK im Juni dieses Jahres Beschwerden gegen Teile des Gesamtentscheids des kantonalen Amts für Gemeinden und Raumordnung teilweise gutgeheissen hatte.
Die kommunalen Nutzungsplanungen enthielten zu weit gehende und zu detaillierte Vorschriften mit Blick auf die Plangenehmigung durch das Bundesamt für Verkehr (BAV), hiess es damals. Dort ist das seilbahnrechtliche Plangenehmigungsverfahren noch hängig.
Für Kessler "weiterer Meilenstein"
Der Direktor der Jungfraubahnen, Urs Kessler, bezeichnete die Mitteilung der beiden Umweltorganisationen am Freitag auf Anfrage als "weiteren wichtigen Meilenstein" auf dem Weg zur Realisierung des Projekts. Die Gondeln des Eiger-Express würden anthrazitfarben statt rot und verkehrten in einem der Nachfrage angepassten Abstand statt stets in Vollbetrieb.
Die Jungfraubahnen seien zuversichtlich, dass sie auch eine Lösung mit den Urhebern der zwei noch verbleibenden Einsprachen fänden, sagte Kessler weiter. Es gehe um Personen, die von der geplanten Linienführung des Eiger-Express betroffen seien.
Im optimalen Fall könnten die Jungfraubahnen im Frühsommer mit dem Bau beginnen, nach den Entscheiden des Kantons und des BAV.
In Sachen Eiger-Express hatten sich die Jungfraubahnen im Oktober mit einem Hotelier auf der Kleinen Scheidegg geeinigt. Dieser zog daraufhin seine Einsprache zurück.
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