Mitte Januar musste der Chef von Bern Welcome, Martin Bachofner, den Hut nehmen. Bachofner wandte sich mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit. Der Verwaltungsrat von Bern Welcome, der Nachfolgeorganisation von Bern Tourismus, verteidigte am Donnerstag die Entlassung.
Diese begründete er im Januar mit «unterschiedlichen Auffassungen über den Aufbau und die Führung des Unternehmens». Für Bachofner kamen die Vorwürfe «völlig überraschend», wie er in einer persönlichen Stellungnahme festhielt.
Erste Vorwürfe über ungenügende Leistungen wurden laut Bachofner erst laut, nachdem er sich einer Rückenoperation habe unterziehen müssen. Er habe nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen können.
Bachofner akzeptiere den Entscheid des Verwaltungsrats, nicht aber die Art und Weise, wie er herbeigeführt wurde. Dies wiederum nahm der Verwaltungsrat von Bern Welcome «zur Kenntnis», wie es in einer entsprechenden Mitteilung vom Donnerstag heisst.
Dass es zu keiner einvernehmlichen Trennung kam, lag laut Verwaltungsrat «in erster Linie an finanziellen Forderungen, die Bern Welcome weder erfüllen konnte noch wollte».
Die Trennung sei sachlich begründet und habe nichts mit Bachofners krankheitsbedingtem Ausfall zu tun. Zudem weist der Verwaltungsrat von sich, dass bei der Trennung Fürsorgepflichten gegenüber dem Arbeitnehmer verletzt worden wären.
Komplexes Konstrukt
Bern Welcome wurde im Sommer 2017 als Nachfolgeorganisation von Bern Tourismus gegründet. Die Ziele waren hoch gesteckt. Die Organisation sollte nicht eine blosse Tourismusorganisation sein, sondern sich in einem breiteren Sinn um Standortvermarktung kümmern.
Unter dem Dach von Bern Welcome wurden zahlreiche Akteure vereint, dazu gehören etwa Gewerbe, Hotellerie, Restaurateure, Detailhändler, Anbieter von Kongresslokalen oder Veranstalter von Anlässen. Das heisst: Der Chef von Bern Welcome muss eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen unter einen Hut bringen.
In seiner Mitteilung vom Donnerstag betonte der Verwaltungsrat von Bern Welcome, dass die Einbindung des Gesamtgewerbes und der Innenstadtleiste ein zentrales Element sei. «Bern Welcome ist denn auch nicht mehr eine reine Tourismusorganisation, sondern tendiert zu einer umfassenden Standortorganisation (. . .).»
In einem Kommentar geisselte Ende Januar die «Hotel- und Tourismusrevue» die Entlassung Bachofners. «Irgendwie riecht es im Berner Teig unappetitlich nach Mobbing», so das Fazit des Kommentars.
Solche Vorwürfe weist der Verwaltungsrat von sich. Er sei vielmehr irritiert über die Art und Weise, wie bis in die Politik hinein «gezielt Gerüchte und falsche Vorwürfe gestreut werden», die darauf abzielten, Bern Welcome nachhaltig zu schädigen, heisst es in der Mitteilung.
Auch in der Politik ein Thema
Thema im Zusammenhang mit Bachofners Entlassung war in den vergangenen Woche auch die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten von Bern Welcome, Marcel Brülhart. Er war zugleich als Delegierter des Verwaltungsrates auf operativer Ebene tätig.
Gemäss Verwaltungsrat kam es zu keiner Zeit zu einer Vermischung der beiden Ebenen. Ein solcher Delegierter sei in Start-up- und Veränderungssituationen üblich und sinnvoll. Brülhart habe diese Zusatzfunktion «mit Zurückhaltung» ausgeführt.
Auch in der Politik ist der Bachofners Abgang mit Getöse ein Thema. Bern Welcome informierte am Mittwoch die stadträtliche Begleitgruppe über die Hintergründe der Trennung. Der Gesamtgemeinderat wurde bereits im Januar davon unterrichtet.
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