«Unser Ziel: Gleich viel» Tausende an Frauenstreik-Demo in Bern

hn, sda

14.6.2021 - 19:54

Tausende Frauen haben am Montagabend an einer Kundgebung in Bern ihre Rechte eingefordert. Mit dem bunten und lautstarken Umzug durch die Innenstadt wollten sie ein Zeichen setzen «gegen das Patriarchat, die Krise und für eine feministische Zukunft».

14.6.2021 - 19:54

Die bewilligte Kundgebung war altersmässig bunt gemischt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Auf Transparenten standen Slogans geschrieben wie «Wir kämpfen weiter» und «Unser Ziel: Gleich viel». Daneben waren auch schräge Sprüche zu lesen wie «Das Patriarchat geht mir auf die Eierstöcke».

Vor dem Umzug hatten sich Frauen zu einer Menschenkette rund um den Waisenhausplatz versammelt. Die Corona-Schutzmassnahmen wurden dabei eingehalten, denn die Teilnehmerinnen hielten sich nicht die Hände. Vielmehr hielten sich jeweils zwei Teilnehmerinnen an kleinen Transparenten fest.

Der Umzug selber endete am Abend auf dem Bundesplatz. Vereinzelt liefen auch Männer mit. Sie waren aufgefordert worden, solidarisch in den hintersten Reihen mitzulaufen oder sich ausserhalb der Demo zu solidarisieren, beispielsweise durch Kinderbetreuung und Hausarbeit.

Mehrere Flashmobs

Mit der Kundgebung ging der diesjährige Frauenstreiktag zu Ende, der in Bern und Thun aus einer Reihe von Aktionen bestand. Frauenorganisationen, Gewerkschaften und andere Gruppierungen stellten Informationsstände auf und veranstalteten Aktionen, wie etwa jene Wissenschaftlerinnen, die sich vor der Universität Bern zu einem Flashmob zusammenfanden.

Im Verlauf des Tages gaben die Wissenschaftlerinnen Kurzvorträge fürs Publikum. Damit wollten sie für eine bessere Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen und Expertinnen in der akademischen Welt einstehen.

Das Eidgenössische Komitee «Dini Mueter» veranstaltete einen Flashmob auf dem Bundesplatz um auf Probleme im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. «Dini Mueter schafft nüm gratis», lautete das Motto.

Auch auf dem Waisenhausplatz gab es Performances und Aktionen. Eine Gruppe älterer Demonstrierender wandte sich gegen die geplante AHV-Revision mit einer Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre.

Rückwärts durch Bern

Kurz nach 15 Uhr trafen sich etwa 80 Frauen auf dem Berner Bahnhofplatz zu einer Aktion für Lohngleichheit. Die Frauen marschierten rückwärts, um zu versinnbildlichen, dass es bei der Lohngleichheit der Frauen nicht vorwärts, sondern sogar rückwärts geht.

Eine Gruppe des Frauenstreikkollektivs hatte zudem mit Aufklebern verschiedene Berner Strassen nach Migrantinnen umbenannt.

In Thun und Steffisburg steht seit Montag ein Postenlauf mit über 30 Stationen zu Frauenthemen zur Verfügung. An vielen Orten trafen sich Frauen am Mittag zum Picknick im öffentlichen Raum.

Lila gefärbtes Wasser

Bereits in der Nacht auf Montag machten Aktivistinnen auf ihre Anliegen aufmerksam, indem sie nach eigenen Angaben das Wasser von Brunnen in mehreren Schweizer Städten lila färbten. Darunter seien auch Brunnen in Bern und Thun, heisst es in einem Communiqué der «Frauen* aus der ganzen Schweiz».

Die Aktion sei gesundheitlich unbedenklich. Bei der verwendeten Farbe handle es sich um Lebensmittelfarbe.

hn, sda