Traditionen Zehntausende am Zibelemärit - und etwas weniger "Gstungg"

SDA

26.11.2018 - 17:28

Der Berner Zibelemärit hat am Montag erneut Zehntausende angelockt. Dank der im Vorjahr erstmals eingeführten systematischen Zählung von Menschen ("Crowd-Management") und etwas weniger Ständen als auch schon war das "Gstungg", also das Gedränge, etwas kleiner als sonst.

Wie der Leiter der Berner Orts- und Gewerbepolizei, Norbert Esseiva, am Montagnachmittag auf Anfrage sagte, standen auch in diesem Jahr am Zibelemärit sogenannte "Crowdspotter" im Einsatz. Sie zählten Menschen und trugen ihre Zahlen auf Formularen ein, welche nun zur Auswertung an eine auf Crowd-Management spezialisierte Firma gehen.

Diese Firma hat bereits an mehreren Schweizer Grossanlässen Personenflüsse analysiert und Sicherheitsempfehlungen abgegeben, wie ihrer Internetseite zu entnehmen ist.

Am Zibelemärit 2017 hatte die Stadt Bern diese Methode erstmals angewandt, wie Esseiva am vergangenen Freitag bekanntgegeben hatte. Als Folge davon entschied die Stadt Bern, in diesem Jahr auf der Amthausgasse und der Schauplatzgasse nur noch eine Reihe mit Marktständen zuzulassen statt zwei. Seit sieben Jahren ist das an der Neuen-, Aarberger- und unteren Münstergasse der Fall.

Das Durchkommen in der Amthaus- und der Schauplatzgasse war deshalb in diesem Jahr leichter, wie ein Augenschein von Keystone-SDA ergab und wie auch Esseiva sagt. Das Crowdspotting habe sich bewährt, so Esseiva. In diesem Jahr hätten sich auch ältere Leute und Kinder in diese beiden Gassen gewagt, so Esseiva.

Das Marktgebiet wurde nicht ausgeweitet. Denjenigen Marktfahrern, die bis zum letzten Jahr die eine, nun aufgehobene Reihe in der Schauplatz- und der Amthausgasse besetzten, wurden Lücken in anderen Gassen zugewiesen. Zudem gab es heuer etwa 20 Marktstände weniger als im Jahr zuvor und etwa 40 weniger als im Jahr 2016.

48 Tonnen Zwiebeln

Knapp 48 Tonnen Zwiebeln wurden dieses Jahr an 171 Marktständen angeboten. Das ist im Vergleich mit anderen Jahren eine eher unterdurchschnittliche Menge. Der Rekord liegt bei 60 Tonnen Zwiebeln im Jahr 2014. Insgesamt 628 Marktstände wurden bewilligt. Die Polizei zählte 96 Reisecars, die Besucher nach Bern brachten.

Einer der Marktfahrer war Peter Hediger aus Müntschemier. Schon am Sonntagnachmittag bauten er und seine Familie den Stand auf dem Waisenhausplatz auf, an dem sie Zwiebelzöpfe anbot. Am Montag um 0.30 Uhr war die Familie im Seeländer Dorf in Richtung Kantonshauptstadt aufgebrochen, um den Stand fertig herzurichten.

Um 7 Uhr in der Früh sagte er zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, er sei kein Gemüsebauer, sondern pensionierter Elektriker. Seit Jahren pachte aber seine Familie von der Gemeinde Müntschemier ein Stück Land, um Zwiebeln anbauen und sie am Zibelemärit verkaufen zu können. Das sei eine uralte Familientradition.

Diese Tradition mache es aus, dass er am Zibelemärit dabei sei. Es seien nicht finanzielle Interessen. Am Schluss bleibe zwar schon etwas Geld übrig, doch sei der Aufwand gross - das ganze Jahr über bereite man den Auftritt am Zibelemärit vor.

Anita Ernst aus Wengi TG war eine der Personen, welche einen Zwiebelzopf kauften. Die junge Frau reiste schon am Vortag aus der Ostschweiz an und übernachtete in der Nähe von Bern. Eine Berner Kollegin hatte den Wunsch geäussert, den Zibelemärit zu besuchen, und die Ostschweizerin interessierte sich dafür.

Sie war zuvor noch nie am Berner Traditionsanlass gewesen. Um halb acht Uhr morgens sagte Anita Ernst auf dem Bundesplatz, der Markt sei sehr gross. Aufgefallen seien ihr die vielen schönen Zwiebelzöpfe und die zahlreichen von Hand gemachten Sachen. "Ich bin auch überrascht, wie viele Leute um diese Zeit schon da sind".

Ein Polizist als "Taschendieb"

Auch die Berner Kantonspolizei sorgte am Zibelemärit 2018 für eine Premiere: Erstmals schickte sie deutlich als "Taschendieb" gekennzeichnete Polizisten an den Markt, welche die Besucher auf die Gefahren von Taschendiebstahl aufmerksam machten. Diese verkleideten Polizisten gaben auch Tipps zum Umgang mit dieser Gefahr.

Der Zibelemärit verlief aber aus Sicht der Polizei ruhig, wie sie Anfang Nachmittag bekanntgab. Der Verkehrsdienst musste allerdings zahlreiche Velos und ein Motorrad verstellen.

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