Gemeindewahlen Zunder, Zoff und Zellweger: Thuner Wahlen versprechen Spannung

SDA

2.11.2018 - 10:02

Die Thuner wählen Ende November Stadtregierung und Parlament neu. Von den fünf amtierenden Gemeinderäten treten bis auf Planungsdirektorin Marianne Dumermuth (SP) alle zur Wiederwahl an. Eine klare Sache, könnte man meinen. Doch für Zündstoff ist gesorgt.

Insgesamt neun Frauen und 13 Männer kandidieren für einen Sitz im Gemeinderat, inklusive der vier Amtsinhaber. Für einen Gutteil der Gemeinderatskandidierenden dürfte es vor allem darum gehen, sich bekannt zu machen und damit die Wahl ins Stadtparlament zu beflügeln.

Reelle Chancen haben nur eine Handvoll neuer Kandidatinnen und Kandidaten. Dazu gehört die Grüne Gross- und Stadträtin Andrea de Meuron. Die Grünen haben die Wahl in die Stadtregierung zweimal knapp verpasst. Diesmal soll es klappen, so das erklärte Ziel.

De Meuron könnte der SP den freien Sitz abspenstig machen. Eine Vorstellung, die bei den Sozialdemokraten nicht eben eitel Freude auslösen dürfte. Sie schicken gleich zwei Frauen ins Rennen: Pfarrerin Margrit Schwander und Stadträtin Katharina Ali-Oesch.

Doch auch auf bürgerlicher Seite gibt es Ambitionen auf einen Gemeinderatssitz. Für die Freisinnigen will beispielsweise der ehemalige Grossratspräsident Carlos Reinhard für unternehmerisches Denken in der Stadtregierung sorgen. Die BDP möchte den bei den letzten Wahlen verlorenen Sitz zurückerobern. Ihr kamen allerdings prominente Zugpferde abhanden.

Ein Schleudersitz

Von den vier Amtsinhabern der Thuner Stadtregierung haben die meisten gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Bildungsdirektor Roman Gimmel (SVP) verscherzte sich zwar einige Sympathie mit dem zögerlichen Vorgehen im Zusammenhang mit dem baufälligen Schulraumprovisorium im Seefeldquartier.

Er konnte aber auch Erfolge verbuchen wie etwa die neuen Spielfelder bei der Stockhorn-Arena. Auch die Verträge mit den wichtigsten Kulturinstitutionen brachte er unter Dach.

Sicherheitsdirektor Peter Siegenthaler (SP) gilt als markiger Politiker mit pointierten eigenen Ansichten. Sein repressives Vorgehen gegen randalierende Fans hat ihm bei seiner Partei nicht nur Freunde eingebracht. Weit über die Parteigrenzen hinaus aber schon. Seine Wiederwahl dürfte bloss eine Formsache sein.

CVP-Gemeinderat Konrad Hädener sitzt deutlich weniger fest im Sattel. Nicht wegen seiner Leistungen, sondern weil er mit der CVP und den ihn unterstützenden Mitteparteien keine Hausmacht im Rücken hat. Zudem gilt Hädeners Baudirektion ein wenig als Schleudersitz. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Thuner Baudirektor seinen Platz nach den Wahlen räumen müsste.

Katzbalgereien

Die Frage, ob man mit den Mitteparteien oder der FDP eine Listenverbindung eingehen wolle, führte im Sommer bei der BDP zu einem handfesten Richtungsstreit. Die Basis entschied sich für die Mitteparteien, die Fraktion war dagegen.

Diese Zerreissprobe gipfelte in mehreren prominenten Abgängen. Die Stadtratsmitglieder Susanna Ernst und Claude Schlapbach wechselten zur FDP-Fraktion, BDP-Fraktionspräsident Peter Aegerter zur SVP. Am Ende musste BDP-Urgestein Ursula Haller aus dem Ruhestand zurückkehren und die Zügel der Partei in die Hand nehmen. Für die BDP steigt unter anderem Stadträtin Daniela Huber-Notter ins Rennen.

Der Herausforderer

Und dann ist da noch Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP). Er hat seine Sache in den vergangenen Jahren gut gemacht. Umsichtig und unaufgeregt hat er die Geschicke der Stadt gelenkt. Die Finanzen sind im Lot und diverse grosse Projekte umgesetzt oder zumindest auf auf Kurs. Die Thunerinen und Thuner sind insgesamt zufrieden mit ihrem "Stapi". Was will man mehr?

Mehr Leben in der Bude, zum Beispiel. Das wünscht sich der ehemalige FDP-Stadtrat und Architekt Matthias Zellweger. Es genüge nicht, einfach das Bestehende gut zu verwalten, es brauche Visionen für die Stadt. Die Stadtregierung sei ein durchharmonisiertes Wohfühlgremium ohne klare Führungsqualitäten, so Zellwegers Kritik.

Zellweger tritt bewusst als Parteiloser an. Nur so sei er unabhängig und für alle Einwohner "anspielbar", wie er in einer mehrseitigen Wahlpublikation schreibt, die er dem Thuner Amtsanzeiger beilegen liess.

Für Schlagzeilen sorgte der Querdenker nicht nur mit seinen faltbaren Wasserflaschen und anderen mehr oder weniger erfolgreichen Projekten, sondern auch mit Kritik am Fachausschuss Bau- und Aussenraumgestaltung der Stadt.

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