Die Zahl der Erkrankungsfälle wegen Legionellose-Erregern in der Schweiz hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das beschäftigt die Betreiber von Hotels, Altersheimen oder Badeanstalten und beschert den Behörden mehr Aufwand.
Rund 100 Interessierte folgten der Einladung zu einer Legionellen-Infoveranstaltung des Luzerner Gesundheitsdepartements. Das zeige, dass Informationsbedarf vorhanden sei, sagte Gesundheitsdirektor Guido Graf am Donnerstag.
Lag die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle in der Schweiz 2008 noch bei 244 Fällen, wurden im vergangenen Jahr 567 Fälle registriert. In 5 bis 15 Prozent endet eine Ansteckung tödlich. Legionellosefälle bergen laut Graf also eine Gefahr für Betroffene, wirken sich aber auch negativ auf die Volkswirtschaft und das Image des Kantons auf.
Die stäbchenförmigen Bakterien kommen in der Natur vor, in hohen Konzentrationen aber auch in Trinkwasserleitungen, Whirlpools, Duschen oder Autowaschanlagen. Die Ansteckung erfolgt durch die Inhalation eines Aerosols von bakterienhaltigem Wasser, also durch Einatmen einer Mischung von Luft und legionellenhaltigen Wasserpartikeln. Im Verdauungstrakt dagegen gelten Legionellen als harmlos. Eine Impfung gibt es nicht.
Zusätzlicher Kontrollaufwand
Im Bereich des Trinkwassers gilt seit Mai 2017 die Verordnung über Trinkwasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen des Bundes (TBDV). Verantwortlich für die Einhaltung sind die Betreiber. Die kantonalen Laboratorien können Anlagen, die mehr als 1000 Legionellen pro Liter nachweisen, beanstanden. In Sprudel- und Dampfbädern ist die Zahl der Legionellen pro Liter sogar auf 100 beschränkt.
Neu muss der Kanton die Betriebe auf Legionellen kontrollieren. Den zusätzlichen Aufwand schätze man auf 40 Stellenprozent, sagte der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagaus. Die Analyse werde zwar im Rahmen der bereits heute durchgeführten Lebensmittelkontrollen vorgenommen. Es kämen aber neue Betriebe dazu, beispielsweise Campingplätze.
Mögliche Gründe für den Anstieg der Legionärskrankheit sind die Klimaerwärmung und der vermehrte Einsatz von Klimaanlagen, aber auch die Alterung der Bevölkerung - ältere Patienten sind bei einer Legionärskrankheit besonders gefährdet - und Energiesparmassnahmen, womit etwa Boilertemperaturen reduziert werden oder durch Wasserspardüsen, die den Strahl stark versprühen und mehr Aerosol bilden.
Eine Frage der Wassertemperatur
Legionellen sind resistent, da sie einerseits Biofilme zum Schutz bilden und sich anderseits in Amöben oder in den Zellen vermehren können. Letzteres tun sie am liebsten bei 24 bis 40 Grad, ab 60 Grad sterben sie. UV-Licht mögen die Bakterien gar nicht.
Den Betreibern empfiehlt der Kanton, dass bei der Entnahmestelle Kaltwasser unter 25 Grad kalt und Warmwasser über 50 Grad warm sein soll. Warmwasserboiler sollten zudem täglich auf mindestens 60 Grad aufheizen.
Präventiv sollen zudem Kalt- und Warmwasser regelmässig bezogen werden. Auch regelmässiges Entkalken sei wichtig, da Legionellen sich in den Unebenheiten durch Kalkablagerungen vermehren. Zudem sollen Totleitungen aufgehoben werden. Das Wasser soll mindestens jährlich auf Legionellen getestet werden.
Zurück zur Startseite