Strassenbau Gutachter empfiehlt Überprüfung des Luzerner Bypass-Projekts

kad, sda

25.11.2021 - 10:14

Sondierbohrungen für den geplanten Tunnel Bypass in Luzern: Die Umweltverbände sehen das Strassenbauprojekt kritisch. (Archivbild)
Sondierbohrungen für den geplanten Tunnel Bypass in Luzern: Die Umweltverbände sehen das Strassenbauprojekt kritisch. (Archivbild)
Keystone

Ein Gutachten im Auftrag von Umweltverbänden kommt zum Schluss, dass die Grundlagen, auf denen das Strassenprojekt «Bypass Luzern» erarbeitet wurde, unvollständig sind. Der Gutachter empfiehlt daher eine Neubeurteilung des Bypasses. Das Bundesamt für Strassen Astra winkt ab.

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Die Zahlen für die Verkehrsmodellierung seien ungenügend, veraltet und wenig aussagekräftig, fassen der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und WWF in einer Mitteilung die Ergebnisse der Studie zusammen. Erstellt hat das 24-seitige Gutachten Verkehrs- und Mobilitätsprofessor Alexander Erath von der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Er hält fest, die Auftraggeberin habe zwar die Fragestellungen definiert, aber keinen Einfluss auf die Inhalte und das methodische Vorgehen bei der Erarbeitung ausgeübt.

Objekt des Gutachtens ist der 1,8 Milliarden Franken teure Bypass, mit dem der Bund der Verkehrsbelastung im Raum Luzern Herr werden will. Herzstück ist ein 3,5 Kilometer langer Tunnel zwischen Ibach und Kriens. Der Abschnitt der A14 von Ibach bis zum Anschluss Buchrain soll zudem von vier auf sechs Fahrstreifen ausgebaut werden, beim Tunnel Rathausen ist eine dritte Röhre geplant.

«Gar nicht so eng»

Grund für die geplante neue Umfahrungsstrasse mit einem Tunnel bei der Stadt Luzern ist ein Engpass, der sich auf der Autobahn ab 2040 abzeichnet. Dieser sei «wohl gar nicht so eng», halten die Umweltverbände dagegen.

Das zeigten die «Verkehrsperspektiven 2050» des Bundes, bei denen die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs geringer ausfiel als die 2006 vorgestellten Perspektiven 2030. Zudem hätte laut dem Gutachter für ein solches Bauprojekt die Wirkung mit einem multimodalen Verkehrsmodell berechnet werden müssen, das auch andere Effekte berücksichtigt, etwa den ÖV- und Velowegausbau.

Auch werde unterschätzt, dass alleine der Bau eines neuen Angebots Mehrverkehr bringe. Dadurch verlängerten sich die Reisezeiten wieder, was den Nutzen des Projekts reduziere.

Mehrverkehr beziffert

Das Astra hält auf Anfrage fest, der Bypass sorge mit seiner Angebotsverbesserung für Mehrverkehr in der Grössenordnung von 0,3 Prozent der Verkehrsleistung im gesamten Modellgebiet. Dieser «geringe Mehrverkehr» sei beziffert und ausgewiesen.

Es verweist darauf, dass die Autobahnen A2 und A14 bereits heute an ihre Kapazitätsgrenzen stossen würden. Seit Jahren komme es zu Überlastungen in Spitzenzeiten, daran habe auch das Homeoffice nichts geändert. Der Verkehr nehme auch nach neusten Prognosen weiter zu, weshalb der Engpass zu beseitigen sei.

Laut dem Gutachten sind auch die eingerechneten Klimakosten unvollständig quantifiziert. Im Fall des Ausführungsprojekts Bypass dürfte der Bau des Tunnels zu beträchtlichen CO2-Emissionen führen.

Das Astra entgegnet, man habe in jedem Projektschritt jeweils mit dem aktuellsten Stand der vorhandenen Verkehrs- und Berechnungsmodelle auch hinsichtlich der Klimakosten gearbeitet.

«Keine Änderungen»

Der Gutachter empfiehlt schliesslich, das Projekt zu überprüfen und ein geeigneteres Verkehrsmodell zu verwenden. Auch die Kosten-Nutzen-Analyse sei zu aktualisieren, insbesondere, da das kantonale Projekt «Spange Nord» nicht so umgesetzt wird, wie ursprünglich angenommen.

Man habe, schreibt das Astra, das Projekt bereits anhand des neusten Standes des Gesamtverkehrsmodells für den Kanton Luzern durchgerechnet. «Es drängen sich keine Änderungen auf.»

Beim Kanton Luzern hiess es auf Anfrage, man nehme das Gutachten zur Kenntnis. Der Bypass sei weiterhin ein notwendiges Schlüsselprojekt, an dem der Kanton festhalte. Er sei auch in der strategischen Planung verankert.

Das Projekt Bypass Luzern befindet sich im Plangenehmigungsverfahren. Der frühestmögliche Baustart der Vorarbeiten könnte 2024 erfolgen. Die Bauzeit wird auf rund zwölf Jahre geschätzt.