Es geht um Fremdplatzierungen, um Zwangsadoptionen, -abtreibungen und -sterilisationen, um psychische und physische Gewalt: Die Direktion des Innern hat einen Forschungsauftrag erteilt für die historische Aufarbeitung der sozialen Fürsorge im Kanton Zug.
Seit Jahren ist bekannt, dass auch im Kanton Zug zahlreichen, von so genannten "fürsorgerischen Zwangsmassnahmen", betroffenen Personen Unrecht geschehen ist. Doch ein umfassendes Bild der damaligen Geschehnisse fehlt. Es bestehe eine grosse Forschungslücke, teilte der Kanton am Montag mit.
Dieses wichtige Kapitel der Zuger Sozialgeschichte im Zeitraum von 1850 bis 1980 soll nun durch die Beratungsstelle für Landesgeschichte (BLG) aufgearbeitet werden. Dabei geht es um Missstände aber auch um die Überforderung des Personals in Kinder- und Jugendheimen, das von den Behörden allein gelassen wurde.
Nicht Anprangern sondern Aufklären
Erforscht werden nicht nur einzelne Fälle, sondern auch die Strukturen, Werte und Normen nach denen damals gehandelt wurde. Dies erlaubt es, die Geschehnisse in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu stellen, wie es in der Mitteilung heisst.
Es gehe nicht um Anprangern, sondern um Verstehen und Aufklären, heisst es in der Mitteilung. "Wir als Gesellschaft sind den Opfern und ihren Angehörigen eine Aufarbeitung schuldig," wird Staatsarchivar Ignaz Civelli zitiert.
Die Forschungsarbeit stützt sich auf Archivquellen sowie auf Interviews mit Beteiligten und Betroffenen und umfasst alle Zuger Gemeinden. Der Bericht mit den Resultaten wird voraussichtlich bis Ende 2021 vorliegen.
Der Zuger Regierungsrat hat für die historische Aufarbeitung im Sommer 400'000 Franken aus dem Lotteriefonds gesprochen. Einige Gemeinden haben Beiträge zugesagt und die Reformierte Kirche Kanton Zug und die Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons beteiligen sich.
Die Guido Fluri Stiftung stellt 100'000 Franken zur Verfügung. Weitere Gespräche laufen, um den Finanzbedarf von 950'000 Franken zu decken.
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