Film "Kopf oder Zahl": Luzerner Finanzpolitik in Spielfilmlänge erzählt

SDA

23.1.2019 - 00:01

Der Dokumentarfilm "Kopf oder Zahl - Luzern der Film" über die kantonale Finanzpolitik hat am Dienstagabend Premiere gefeiert. Der Streifen holt thematisch weit aus und lässt die Akteure ausführlich und ausgewogen zu Wort kommen - er ist deswegen etwas belehrend geraten und macht die Finanzmisere und ihre Folgen nur stellenweise direkt greifbar.

Das Städtchen Willisau im sonnigen Juni 2018, als dort das offizielle Luzern den neuen Regierungspräsidenten und die neue Kantonsratspräsidentin und damit sich selbst feierte: Mit diesen freudigen Bildern beginnt der Dokumentarfilm. Die Finanzlage Luzerns ist aber weniger heiter: Am Tag zuvor hatte das nun jubilierende Parlament die defizitäre Jahresrechnung 2017 genehmigen müssen.

Mit Bildern von Läden mit 50-Prozent-Rabattschildern steigt der Film dann ins Thema Tiefsteuerstrategie ein, mit der sich der Kanton Luzern bei den Unternehmensgewinnsteuern international auf eine Topposition brachte, die ihn aber auch zum Sparen zwang und zu fragwürdigen Massnahmen wie den "Zwangsferien" für Schulen.

Ein Film für das Wahljahr

Den Höhepunkt erreichten die Finanzturbulenzen 2017 mit einem monatelangen budgetlosen Zustand. Personen aus dem Umkreis der IG Kultur beschlossen, noch vor den kantonalen Wahlen von 2019 einen Film zu dem jahrelang die kantonale Politik prägenden Thema zu realisieren.

Der Film soll Transparenz schaffen, eine tiefgreifende Auseinandersetzung ermöglichen, aber keine bestehenden Meinungen betonieren. Die meisten Bürger seien vom Abbau öffentlicher Leistungen betroffen, die Wenigsten verstünden aber im Detail, warum die Tiefsteuerstrategie nicht funktioniere, erklärten die Initianten.

Als Regisseur wurde der Bieler Reinhard Manz engagiert und damit bewusst eine Person, die von der Luzerner Finanzpolitik nicht betroffen ist. Manz holt weit aus um aufzuzeigen, wie Luzern in den Sog der Steuersenkungen geraten ist und dann zum Sparen gezwungen wurde. Er erläutert zuerst das "Geschäftsmodell Schweiz", dank dem Unsummen ausländischen Kapitals in der Schweiz lagern, dann den Steuerwettbewerb und den Nationalen Finanzausgleich,

Besser als die Habsburger

Viele Politiker und Sachverständige kommen zu Wort. Sie sprechen ruhig und sachlich ihre Positionen in die Kamera. Sie tun dies meist etwas bieder, selten wird das Gesagte auch szenisch umgesetzt. Eine Ausnahme ist etwa, als der Luzerner Finanzdirektor Marcel Schwerzmann von der Burg Nünegg die Vorteile der heutigen moderaten Steuerpolitik gegenüber der ausbeuterischen der Habsburger erklärt.

Im zweiten Teil des achtzig Minuten langen Films werden die Folgen der Finanzpolitik für Schulen, Gesundheitswesen, Kultur oder Gemeinden dargelegt. Auch hier zeigt sich, dass sich trockene Finanzpolitik nicht leicht filmisch umsetzen lässt.

Überzeugend ist der Film etwa in der Sequenz mit sich kontrastierenden Bildern der Agglomerationsgemeinde Emmen, die finanziell nicht vom Fleck kommt, und der boomenden Landgemeinde Schenkon, oder als er ausnahmsweise nicht einen Politiker oder Experten zu Wort kommen lässt, sondern einen direkt betroffenen Abwart. Letztlich fehlt dem sorgfältig gemachten Film über die Länge eine durchgehende Geschichte und der hintersinnige Witz, mit dem er am Anfang punktet.

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