Zentralschweiz Luzerner Energieversorger EWL muss «Cash-Cow» schlachten

kad, sda

25.10.2022 - 11:13

Der Stadtluzerner Stromversorger EWL stellt seine Pläne für eine klimaneutrale Zukunft vor. (Archivbild)
Der Stadtluzerner Stromversorger EWL stellt seine Pläne für eine klimaneutrale Zukunft vor. (Archivbild)
Keystone

Der Stadtluzerner Energieversorger EWL will bis ins Jahr 2040 CO2-neutral unterwegs sein. Herausforderung und Potenzial zugleich birgt die Wärmeversorgung, die von Öl und Gas auf erneuerbare Energie umgestellt werden muss. EWL rechnet dafür mit Investitionen von 1 Milliarde Franken.

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Mit dem Ja zur Klima- und Energiestrategie hat die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern im September den Takt vorgegeben: Bis in 18 Jahren muss auch der städtische Stromanbieter EWL klimaneutral sein. Das sei «sehr ambitioniert, aber machbar», sagte EWL-Chef Patrik Rust am Dienstag bei der Präsentation der neue Unternehmensstrategie.

Der grösste Brocken und die grösste Herausforderung sei dabei die Umstellung der Wärme- und Kälteversorgung. Denn der Gasabsatz macht bislang einen Grossteil des EWL-Umsatzes aus. «Wir müssen unsere Cash-Cow schlachten und eine neue züchten», sagte Rust dazu.

Bislang habe das Unternehmen bereits 330 Millionen Franken in die nachhaltige Wärmeversorgung investiert. Insgesamt rechnet EWL mit Investitionen von 1 Milliarde Franken, um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung zu schaffen. Dies entspreche einer Verdoppelung der bisherigen jährlichen Investitionstätigkeit bis 2040.

Angebot dürfte nicht ausreichen

Dazu beantragt EWL der Stadt Luzern als Hauptaktionärin einerseits eine Halbierung der Gewinnausschüttung. Anderseits setzt das Unternehmen auf eine Anleihe. Man stemme die Investitionen aus eigener Kraft, sagte Rust.

Konkret muss EWL die rund 500 Gigawattstunden (GWh) Wärme, die heute mit Erdgas erzeugt werden, anderweitig liefern. Im urbanen Gebiet laufe es auf eine netzgebundene Versorgung hinaus. Statt Gas leitet EWL künftig Wärme etwa aus der Seeenergie-Zentrale oder Abwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage sowie Industriebetrieben in die Haushalte.

Das bestehende und geplante Angebot reiche voraussichtlich aber nicht aus, sagte Rust. Daher könnten auch grössere Holzheizkraftwerke oder aber Geothermie ein Thema werden. Ziel sei es, bis im kommenden Frühling für die Stadt Luzern verlässliche Angaben machen zu können, wann in welchem Quartier welcher Energieträger zu erwarten sei.

Neue Kunden gewinnen

In Randgebieten dürften auch dezentrale Wärmeproduktionen zum Zuge kommen, wenn sich etwa eine Netzerschliessung nicht rechne. «Wir wollen keinen privaten Lösungen im Weg stehen», sagte Rust. Er wies auf die hohen Anfangsinvestitionen hin, die aber durch tiefere Kosten im laufenden Betrieb kompensiert würden.

Trotz hohem Investitionsberg sieht EWL aber auch Chancen. So rechnet das Unternehmen etwa damit, zusätzliche Kunden zu gewinnen, weil auch Ölheizungen ersetzt werden müssten und deren Besitzer sich für erneuerbare Lösungen interessierten.

EWL, das im Strombereich bereits an Wasser- und Windkraftwerken beteiligt ist, will auch weiterhin ein breites Angebot sicherstellen – neben Wärme und Kälte auch in den Bereichen Strom, Wasser, Internet oder Mobilität.