AusbildungUni Luzern rundet Angebot mit zwei neuen Fakultäten ab
we, sda
13.6.2022 - 12:17
Die Universität Luzern will ihr bestehendes Angebot abrunden: Sie plant eine neue Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. Und will das Departement für Gesundheitswissenschaften und Medizin in eine eigene Fakultät umwandeln. In der Vernehmlassung stiessen die Pläne mehrheitlich auf Zustimmung. Kritik gab es an der Finanzierungsform.
Keystone-SDA, we, sda
13.06.2022, 12:17
13.06.2022, 15:10
SDA
Denn geplant ist, dass die Universität die Aufbaukosten der neuen Fakultäten aus privaten Donationen finanziert. Der Kanton nehme sich dadurch aus der Verantwortung, oder die «elementare Unabhängigkeit der Universität in Lehre und Forschung» dürfe durch die ausschliesslich private Finanzierung des Aufbaus nicht tangiert werden, lauteten Rückmeldungen, wie aus dem am Montag veröffentlichten Bericht und Antrag an das Parlament hervor geht.
Diese Kritik räumte der Luzerner Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann (parteilos) am Montag gleich zu Beginn der Medienkonferenz zu diesem Geschäft aus dem Weg: Das Parlament habe die Forderung, dass der Kanton die Aufbaukosten selber bezahlen solle, bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgelehnt.
Aus dem Weg räumte er auch die Zweifel an der Arbeitsmarktfähigkeit: «Wir brauchen Leute auf dem Arbeitsmarkt», sagte Schwerzmann. Luzern leiste damit auch einen Beitrag an den Fachkräftemangel und decke Nischen ab.
Erfahrung mit Donatoren-Modell
Die Universität Luzern hat bereits Erfahrung mit diesem Finanzierungsmodell: Sie finanzierte den Aufbau der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit Beiträgen privater Donatorinnen und Donatoren. Auch den Aufbau des Departements für Gesundheitswissenschaften und Medizin bezahlte sie mit dem Geld Dritter.
Die Umwandlung des Departements für Gesundheitswissenschaften und Medizin in eine Fakultät bringt keine zusätzlichen Kosten mit sich, wie der Rektor der Universität Luzern, Bruno Staffelbach, sagte. Es gehe lediglich um ein «kostenneutrales Umbenennen» von einem Departement in eine Fakultät.
Für die geplante Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie hätten eine Privatperson und zwei Stiftungen Donationen von mehr als acht Millionen Franken zugesagt, sagte der Rektor. Damit sei die Finanzierung des Aufbaus gesichert.
So unterstützt die Walter Haefner Stiftung die Universität mit 7,8 Millionen Franken. Die gemeinnützige Stiftung setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern im In- und Ausland ein. Damit könnten der Ausbau des ganzen Bachelorstudiums in Psychologie und die Vertiefung Kinderpsychologie auf Masterstufe sowie der Anschub für die drei verhaltenswissenschaftlichen Themen Inklusions-, Unternehmens- und Resilienzforschung finanziert werden, sagte Staffelbach.
Der Uni-Rektor betonte auch, dass alle Donationen den Richtlinien für die Annahme von privaten Drittmitteln unterlägen, die Donatorinnen und Donatoren hätten also keinen Einfluss auf Personalgeschäfte und Forschungskonzepte.
Sockelkosten erhöhen
Den mit dem Fakultätsausbau zusätzlich anfallenden Gemeinkosten will die Regierung zudem mit einer Erhöhung des Trägerbeitrags um 700'000 Franken Rechnung tragen, wie der Bildungsdirektor, der auch Präsident des Universitätsrats ist, ausführte.
Weiter sieht die anstehende Gesetzesrevision vor, die Grenze für die Bildung von Eigenkapital zu erhöhen. Heute darf das Eigenkapital der Universität Luzern zehn Prozent des jährlichen Bruttoaufwandes nicht übersteigen. Diese Grenze soll künftig bei 20 Prozent liegen. Dies ermögliche es der Universität Luzern insbesondere, Schwankungen und Trends bei den Studierendenzahlen besser auszugleichen.
Keine Volluni
Die Universität Luzern ist keine Volluniversität, die sämtliche Studienrichtungen anbietet, sondern humanwissenschaftlich ausgerichtet. Ihre vier bestehenden Fakultäten decken jedoch nicht das ganze humanwissenschaftliche Spektrum ab. Der Universität Luzern fehle das Erleben und Verhalten der Menschen, sagte Staffelbach. «Wir sind eine humanwissenschaftliche Universität, aber psychologisch blind.»
Deshalb möchte die Universität Luzern das bestehende Departement für Gesundheitswissenschaften und Medizin zur Fakultät machen und zur Stärkung und Abrundung ihres Angebots eine Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie etablieren. So könne die Uni Luzern ihren humanwissenschaftliche Charakter abrunden und schweizweit ein eigenes Profil erlangen, sagte Staffelbach.
Der Zeitplan sieht vor, 2023 ein verhaltenswissenschaftliches Forschungslabor aufzubauen und die ersten Forschungsprojekte zu starten sowie Wahllehrveranstaltungen für alle Fakultäten aufzubauen. In der Psychologie soll im Herbstsemester 2024 mit dem ersten Bachelorstudiengang gestartet werden, drei Jahre später mit dem ersten Masterstudiengang. Die Verantwortlichen rechnen 2028 mit rund 700 bis 900 zusätzlichen Studierenden.
Für die beiden neuen Fakultäten ist eine Änderung des Universitätsgesetzes erforderlich. Nun liegt der Ball beim Kantonsrats. Im Herbst wird er über die zwei neuen Fakultäten befinden. Die Gesetzesänderung unterliegt dem fakultativen Referendum und soll am 1. Februar 2023 in Kraft treten.
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