Mit dem neuen Raumentwicklungskonzept will der Luzerner Stadtrat Wachstum ermöglichen, aber gleichzeitig gegen die Zersiedelung vorgehen. Die Bevölkerungszunahme soll mit Verdichtung aufgefangen und die Wohnfläche pro Kopf in Zukunft kleiner werden.
Die Stadt mit ihrer Infrastruktur stehe in der Pflicht, beim Kampf gegen die Zersiedlung voranzugehen, sagte Baudirektorin Manuela Jost am Dienstag vor den Medien. Das neue Raumentwicklungskonzept schafft die Grundlage, das jährliche Wachstum von 0,9 Prozent oder 730 Personen bis 2035 alleine mit Verdichtung bewältigen zu können. Das 1:1-Verhältnis von Arbeitsplätzen und Bewohnern gelte es zu halten.
Im Fokus stehen drei Gebiete, deren Entwicklung in den nächsten 15 Jahren prioritär vorangetrieben werden soll. Im Gebiet Steghof/Rösslimatt könnten 1100 zusätzliche Wohnungen entstehen. Im Stadtteil Littau hat das Gebiet Längweiher/Grenzhof, bei dem Baulücken geschlossen werden sollen, ein Potential von 800 neuen Wohnungen, während im Gebiet Reussbühl mit Verdichtung und Weiterentwicklung eines urbanen Quartiers 500 neue Wohnungen entstehen könnten.
35 Quadratmeter pro Kopf
Bis 2035 sollen insgesamt 5400 zusätzliche Wohnungen entstehen, 2000 davon gemeinnützig. Laut Richtgrösse beträgt dann bei Neubauten die Wohnfläche pro Person durchschnittlich 35 Quadratmeter - 2015 waren es 45.
Das Raumentwicklungskonzept basiert auf einer Abstimmung von Siedlung, Freiraum und Mobilität und bildet die Grundlage für die Zusammenführung der Bau- und Zonenordnungen (BZO) von Littau und Luzern nach der Fusion 2010. Die BZO von Littau aus dem 2009 wird einer Gesamtrevision unterzogen. Gestützt auf das Konzept werden sämtliche Zonen überprüft und Grundeigentümerverbindlich festgelegt.
Die BZO von Luzern wird bloss den übergeordneten Vorgaben angepasst, da sie erst seit 2014 in Kraft ist. Vor der Zusammenführung müssen bei der BZO Luzern Pendenzen aus der alten Vorlage sowie neue Eingaben etwa bezüglich Musegg und Luzerner Kantonalbank bereinigt werden. Dieses Verfahren laufe aber separat und solle nach Verzögerungen noch dieses Jahr in die zweite Vorprüfung beim Kanton gehen, sagte Baudirektorin Jost.
46 Stellungnahmen
Im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung für das Raumentwicklungskonzept Anfang Jahr lud die Stadt zu fünf Veranstaltungen. In der Folge gingen 46 schriftliche Stellungnahmen ein. Diese wurden ausgewertet und das Resultat davon in den Bericht an das Parlament aufgenommen.
Das Konzept sei grundsätzlich positiv aufgenommen worden, sagte Baudirektorin Jost. Insbesondere der Ansatz, dass man die Entwicklung vom Quartierzentrum aus denke. Als Konsequenz aus der Vernehmlassung habe man ein zusätzliches Quartierzentrum im Bereich der Bernstrasse ins Konzept aufgenommen. Auch solle die Altstadt als Lebensraum gestärkt werden.
Im Herbst kommt die Vorlage gemeinsam mit der Mobilitätsstrategie in den Grossen Stadtrat. Bis 2020 soll der Entwurf der neuen BZO vorliegen, der sodann in die Vorprüfung beim Kanton geht, worauf ein Mitwirkungsverfahren und eine öffentliche Auflage erfolgen, vor dem geplanten Inkrafttreten 2023.
Eine Herausforderung für das Projekt dürften Gebiete mit kleinräumiger Struktur bei vielen Grundeigentümern, also etwa Einfamilienhaussiedlungen, sein, sagte Projektleiterin Sarah Grossenbacher. Dort bestehe eine höhere Gefahr von Einsprachen.
Zurück zur Startseite