Schifffahrt Von Protestbewegung zum SGV-Partner: Dampferfreunde feiern Jubiläum

kad, sda

12.4.2022 - 16:26

Für den Erhalt der Dampfschiffe auf dem Vierwaldstättersee setzt sich der Verein Dampferfreunde seit 50 Jahren ein. (Archivbild)
Für den Erhalt der Dampfschiffe auf dem Vierwaldstättersee setzt sich der Verein Dampferfreunde seit 50 Jahren ein. (Archivbild)
Keystone

Der Verein Dampferfreunde Vierwaldstättersee feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Die Gründung 1972 war eine Reaktion auf die Pläne der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV), die Dampfschiffe aus dem Verkehr zu ziehen. Dass das heute kein Thema mehr ist, liegt auch am Einsatz des Vereins.

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Was eine Unterschriftensammlung auslösen kann, zeigt sich an der Geschichte des Dampferfreunde-Vereins, der am 5. September ein halbes Jahrhundert alt wird. Zwei Jahre vor der Vereinsgründung brodelte es in der Stadt Luzern. Denn die SGV hatte verkündet, ihre Raddampfer durch Motorschiffe ersetzen zu wollen.

Gegen diese Entwicklung setzten 25'000 Personen ihre Unterschrift auf einen Bogen, es kam zu einer Kundgebung. Als der Dampfer «Willhelm Tell» kurz darauf trotzdem trockengelegt wurde – Gastronomen hatten ihn gekauft, vertäut und zum Restaurant umgenutzt – sei die Enttäuschung zwar gross gewesen, teilte der Verein am Dienstag mit, als er in Luzern das Jubiläumsprogramm vorstellte.

Doch im Hintergrund waren längst die Fäden gezogen worden für den Verein, der heute rund 10'000 Mitglieder zählt. 1977 sammelten die Dampferfreunde auf einer Schifffahrt fast 5 Millionen Franken. Mit dem Geld konnten sie als Aktionäre bei der SGV einsteigen.

«Im Kampfmodus»

Das erste Jahrzehnt des Vereins sei geprägt gewesen vom Kampfmodus, sagte SGV-Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Schurter. Die SGV als gewinnorientiertes Unternehmen mit Konzessionsauftrag sei einem Verein gegenüber gestanden, dessen Ziel einzig und allein der Erhalt der fünf Dampfschiffe als fahrende Kulturgüter sei.

Die Annäherung erfolgte schliesslich auch übers Portemonnaie: 1983 beteiligte sich der Verein erstmals finanziell an der Revision des Dampfschiffes «Unterwalden» mit 1,7 Millionen Franken. Seit den 90er Jahren habe sich eine gute Partnerschaft entwickelt.

«Ohne die Beteiligung des Vereins würden heute nicht mehr fünf Dampfschiffe im regulären Fahrplan verkehren», sagte Schurter. Denn die zwischen 1901 und 1928 erbauten Schiffe «Stadt Luzern», «Uri», «Unterwalden», «Schiller» und «Gallia», die im Besitz der SGV stehen, sind im Betrieb viel teurer als Motorschiffe.

Über 16 Millionen Franken gespendet

1,2 bis 2 Millionen Franken wendet die SGV jährlich für den Unterhalt auf. Zuletzt war die «Stadt Luzern» zwischen 2018 bis 2021 revidiert worden. Die Dampferfreunde steuerten 4,85 Millionen Franken an das 13-Millionen-Franken-Projekt bei. Insgesamt leistete der Verein bereits Beiträge von über 16 Millionen Franken.

Trotz des Aufwandes gebe es keine Bestrebungen, eines der Dampfschiffe ausser Betrieb zu setzen, versprach Schurter. Den Verein brauche es aber immer noch, sagte Vizepräsident Werner Grossniklaus. Denn die nächste Revision komme bestimmt, und auch da wollten die Dampferfreunde ihren Teil beitragen können.

Die Aktivitäten im Jubiläumsjahr beginnen am Karfreitag mit einer Kostümfahrt: Wer verkleidet als Hippie oder im 20er-Jahre-Stil mit dem Dampfschiff «Stadt Luzern» fährt, erhält einen Konsumationsgutschein. Höhepunkt ist die Jubiläumsfahrt vom 17. September mit sämtlichen fünf Schiffen mit Essen und Unterhaltung für Mitglieder.