Prozessauftakt Angeklagter bestreitet Vergewaltigung vor Basler Strafgericht

SDA

25.8.2020 - 13:17

Der Prozess am Basler Strafgericht dauert voraussichtlich zwei Tage. (Archivbild)
Der Prozess am Basler Strafgericht dauert voraussichtlich zwei Tage. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Ein 32-jähriger Mann steht seit heute Dienstag vor dem Basler Strafgericht, weil er zusammen mit einem Jugendlichen eine Frau unter massiver Gewaltanwendung vor ihrer Wohnung in Basel vergewaltigt haben soll. 

Die Initiative sei von der Frau ausgegangen und der Sex sei einvernehmlich gewesen, sagte der 32-jährige Portugiese am Dienstag vor dem Strafgericht. Sie habe bei der Tramhaltestelle Dreirosenbrücke begonnen, seinen jüngeren Kollegen zu küssen. Zuvor habe er sie im Club gesehen, wo sie mit einem anderen Mann auf der Toilette Sex gehabt habe.

Zur mutmasslichen Tat war es am 1. Februar 2020 kurz nach 07:10 Uhr an der Elsässerstrasse im Basler St.-Johanns-Quartier gekommen. Gemäss Anklageschrift der Basler Staatsanwaltschaft war eine damals 33-jährige Frau im Windfang ihrer Liegenschaft vom Angeklagten und seinem Begleiter, welche die Frau vom Tram aus begleitet hatten, vergewaltigt worden. Um etwa 07:20 Uhr hätten die beiden Täter von der Frau abgelassen.

Das mutmassliche Opfer habe angefangen, an der Hose seines Kollegen zu spielen, sagte der Angeklagte. Sie habe auch seine Hose geöffnet und seinen Penis in den Mund genommen.

«Kurz darauf ist sie zu Boden gefallen und hat geschrien – ich war völlig überrascht und geschockt. Mein Kollege bekam Panik und ging weg», sagte der Angeklagte. Anschliessend hätten sie den Bus nach Saint-Louis (F) genommen.

Nach Portugal sei er gereist, weil er wegen der Kälte keine Arbeit mehr im Hochbau gehabt habe und seine vier Kinder habe besuchen wollen. Er sei nicht geflüchtet, sagte der 32-Jährige.

Mittäter und Opfer erschienen ebenfalls

Auch der damals jugendliche mutmassliche Mittäter, der zuerst untergetaucht war, erschien am Dienstag als Auskunftsperson vor Gericht. Der inzwischen 18-Jährige hatte in den vorherigen Einvernahmen bei der Jugendstaatsanwaltschaft ebenfalls angegeben, dass der Sex einvernehmlich erfolgt sei.

Auf diverse Detailfragen konnte der mutmassliche Mittäter keine Antworten liefern. Er könne sich nicht daran erinnern, sagte er. Im Gegensatz zum Angeklagten will der 18-jährige Portugiese aber nichts davon mitbekommen haben, dass die Frau zu Boden gefallen sei und geschrien habe.

Das mutmassliche Opfer wurde am Dienstag ebenfalls befragt. Die Frau, die immer wieder in Tränen ausbrach, gab an, den Angeklagten seit einer Weile zu kennen. Er habe früher Interesse an ihr gehabt, sie habe ihn mit einer Freundin verkuppelt.

Sie bestritt, den damals jugendlichen Mittäter bei der Tramhaltestelle geküsst zu haben. «Nie hätte ich gedacht, dass er mir etwas antun würde. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt schlechte Gedanken, als sie mich nach Hause begleitet hatten», sagte die Mutter zweier Kinder. Es sei alles sehr schnell gegangen, der Jugendliche habe sie vergewaltigt, während der Angeklagte ihr den Penis in den Mund gedrückt habe.

Sie habe alles versucht, damit die beiden Männer sich von ihr abwenden. Seit dem Vorfall sei sie psychisch angeschlagen, habe Schlafstörungen und Ängste. Auch ihre Kinder würden darunter leiden.

Vor Gericht konnte die Frau, die gemäss eigenen Aussagen in jener Nacht im Ausgang viel getrunken hatte, sich an einiges nicht mehr erinnern – etwa, ob sie im Club Sex auf der Toilette gehabt habe.

Vor Gericht wurde zudem bekannt, dass das mutmassliche Opfer 2017 wegen falscher Anschuldigung verurteilt wurde. Damals gab sie an, dass es mit einer Internetbekanntschaft zu sexuellen Handlungen gegen ihren Willen gekommen sei. Allerdings stellte sich später heraus, dass die Frau den eingewilligten Oralverkehr gegenüber den Behörden verschwiegen hatte.

Verantworten muss sich der Angeklagte wegen mehrfacher sexueller Nötigung, Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung. Das Urteil soll am Mittwoch verkündet werden.

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